Französischer Esprit und Wiener Charme gingen da eine Symbiose ein: Mit donnerndem Jubel, Bravi und einer stehenden Ovation feierte das Publikum nach den Zugaben des "Sportgalopps", des "Donauwalzers" und des Radetzkymarsches den Maestro und die "Wiener". Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg, der Pretre geholt hatte, konnte über den Triumph glücklich strahlen.
Der Saal war mit dunkelroten Weihnachtssternen, Rosen, Nelken, Orchideen dekoriert. Dazu ließen sich die "Wiener" Gags einfallen: So brachte Pretre für die erste Zugabe, Strauß "Sportgalopp", einen Fußball mit und pfiff - als Huldigung für die EURO 2008 - mit einem Schiedsrichterpfeiferl das Spiel an. Doch knapp vor Schluss zeigte er Konzertmeister Werner Hink die gelbe Karte, worauf dieser ihm eine rote Karte hinhielt. Als Huldigung schwebte ein tanzendes Paar vom Staats- und Volksopernballett in den Saal und überreichte eine Rose.
Pretre zelebrierte ein Fest der Schönheit, der Eleganz, des exquisiten Geschmacks. Er kennt die Musik der Strauß-Dynastie von Frühlingskonzerten der Symphoniker und dirigierte hier auswendig. Mit Kraft spannt er einen Bogen zwischen dem "Napoleonmarsch" von Johann Strauß Sohn (für Kaiser Napoleon III.) über Josef Strauß "Dorfschwalben aus Österreich" und "Die Libelle", "Indigo"-Ouvertüre, Tritsch-Tratsch-Polka, Lanners Hofball-Tänze, zu Johann Strauß "Russischem Marsch", "Kaiser-Walzer" und "Bajadere".
Als französische Trümpfe spielt er mit den "Wienern" den Walzer "Paris", den "Versailler Galopp", die bravouröse "Orpheus"-Quadrille - Strauß Sohn arrangierte sie nach Offenbach -, die Polka francaise "Die Pariserin" und "Bluette" aus. Als Huldigung für das Olympiade-Land 2008 erklang Strauß-Vaters "Chineser Galopp".
Pretre musiziert mit wunderbarer Behutsamkeit, Delikatesse, impressionistischem Farbenspiel. Die "Wiener" bieten ihm dabei, was sie an Klangkultur, Sentiment, Strauß-Kennerschaft zu bieten haben. Wenn ers wünscht, treten sie - wie im "Orpheus" oder in Hellmesbergers Galopp "Kleiner Anzeiger" - zur Parforcejagd an, dass die Funken sprühen!
Von Karlheinz Roschitz, KronenZeitung
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