Konzert

Bob Geldof begeisterte in Weiz

Steiermark
08.10.2017 20:11

Wer dabei war, wird es so bald nicht vergessen. Bob Geldof aus Irland, nie aufgebender Kämpfer für die Armen der Welt, gab sich bestens gelaunt die Ehre im Weizer Kunsthaus. Der 66-jährige Rockstar und singende Weltverbesserer ließ es mit seiner Begleitband The Bobkatz über zwei Stunden lang lustvoll krachen.

Unter all den Gerechten auf den großen Bühnen der Welt ist Bob Geldof der Echteste. Er setzt dem globalen Zynikertum Botschaften der Menschlichkeit entgegen; er stellte in drei weltumspannenden Benefizkonzerten ("Live Aid" 1985, 1989 und 2004) bedeutende Hilfen für Afrikas hungernde Bevölkerung auf.

Doch Geldof, der in den 70ern mit seinen Boomtown Rats im Brit-Punk begann und sich später dem Wave-Mainstream anschloss, ist trotz allem ein leidenschaftlicher Musiker geblieben, ein Bühnen-Rüde der alten Schule. Der volkstümliche Groove seiner irischen Heimat, der bleischwere Blues der Londoner Rock-Gründerzeit sind ihm zeitlose Rettungsanker im multistilistischen Retro-Karussell der Popwelt geworden.

Das Publikum sofort um den Finger gewickelt
Mit seinem Charisma wickelte Geldof auch das Publikum im Weizer Kunsthaus binnen Sekunden um den kleinen Finger. "The Great Song of Indifference" bildete als flotter Folk-Opener und als rasender Kehraus den Rahmen eines in Summe fantastischen, weil unerhört energie- und lustvollen Auftritts.

Vom parfümierten Wave-Sound der Achtziger blieb außer den schwelenden Synthie-Bässen zu "The Beat of the Night" von 1986 nicht viel übrig. Viel lieber jagte die Band urkernigen Blues und stampfenden Schwerenötersound aus den Boxen - gewürzt mit allerhand Stilzitaten aus Geldofs 40 Bühnenjahren. "Banana Republic" von 1980, beißende Anklage gegen korrupte Eliten im Nordirland-Konflikt, wurde als Wah-Gitarren-Reggae reinster Schule gereicht, inklusive Seitenhieb auf den religiösen Ursprung einstiger wie heutiger Konflikte: "Priest and imams: fuck off!"

"Jetzt kann ich gratis mit dem Bus fahren"
Doch Geldof war keineswegs nur grantig, im Gegenteil. Mit einer Extra-Strophe zu der relativ jungen Ballade "Dazzled by You" witzelte der am 5. Oktober 66 Gewordene über das Alter: "Es ist ok, jetzt kann ich gratis mit dem Bus fahren."

Der Saal gluckste - und genoss nach zwei Konzertdritteln eine ebenso inbrünstige wie minimalistische Version von "I Don’t Like Mondays". Nur die Größten erledigen ihre Pflichtroutine mit so viel Gänsehaut erzeugender Inbrunst.

Matthias Wagner, Kronen Zeitung

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