Basis-Arbeit

Jaguar F-Pace Diesel: Auf dem Boden der Tatsachen

Motor
10.12.2016 18:23

Darüber, dass ein Jaguar F-Pace, also das erste SUV der Marke, ein veritabler Jaguar ist und die Raubkatze zu Recht im Logo trägt, haben wir hinlänglich berichtet. Doch nun leisten wir Basis-Arbeit mit dem 180 PS starken Vierzylinder-Diesel, der den Einstieg in die hochbeinige Welt mit viel Platz bedeutet. Testfahrt auf dem Boden der Tatsachen.

(Bild: kmm)

Nicht jeder, der gerne einen Jaguar F-Pace fahren möchte, kann oder will sich einen der Sechszylinder-Motoren leisten, sei es der Diesel oder einer der beiden heißen Benziner aus dem F-Type. Wer sich ein wenig bescheidet, kommt dann mit 46.000 Euro aus und kann im Winter driften gehen, weil er Heckantrieb hat. Allrad kostet gut 3000 Euro extra, Automatik noch mal das Gleiche.

Alles wirklich Wesentliche ist auf jeden Fall an Bord, von den absolut notwendigen Parkpiepsern über den Tempomaten bis zum Wendeladeboden im Kofferraum, der auch eine gummierte Seite hat. LEDs hat man allerdings nur in den Heckleuchten, vorne leuchten Halogen-Lichter. Xenons kosten extra, LED so viel wie zweimal Xenon.

Aber weil der geneigte Katzenfreund, wie in dieser Klasse üblich, das eine oder andere Hakerl im Konfigurator setzt, bringt es der Testwagen auf einen Einstandspreis von über 70.000 Euro. Was ich persönlich aber ehrlich gesagt etwas übertrieben finde. Da würde ich eher an der Ausstattung sparen und stattdessen zum Sechszylinder greifen.

Warum? Da muss ich kurz ausholen. Der Vierzylinder ist keiner von den nagelnden Zeitgenossen, im Gegenteil, er hat einen sanft surrenden Klang. Was den Umgang mit ihm nicht sehr angenehm macht, ist die Automatik, die ihm häufig untertourige Arbeit abverlangt - und unter 1500/min. vibriert das ganze Fahrzeug. Nicht wie ein alter Traktor, aber deutlich spürbar. Will ich das bei einem 70.000-Euro-Auto? Nein. Punkt. Dazu kommt, dass es mir vom Tritt aufs Gaspedal bis zum Beginn der Beschleunigung zu lange dauert, obwohl bereits bei 1750/min. 430 Nm anliegen. Da denkt wohl die Achtgang-Automatik ein wenig nach.

Prinzipiell ist man aber dennoch flott unterwegs, 8,7 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h gehen für den 1,8-Tonner absolut in Ordnung. Und der F-Pace schaut ja sogar schon im Stand schnell aus, nicht nur wegen der gelungenen Erscheinung der Karosserie, sondern weil der Tacho bis 320 km/h reicht. Im Sinne einer besseren Ablesbarkeit wäre eine Skala bis 220 vielleicht sinnvoller, nicht zuletzt weil der Testwagen auch mit viel Anlauf nicht über 197 km/h hinausgekommen ist - obwohl offiziell 208 km/h angegeben werden.

Absolut in Ordnung geht hingegen der Verbrauch: Am Ende des Test zeigte der Bordcomputer 9,6 l/100 km an, allerdings inklusive ausgiebiger Vollgasfahrten auf deutschen Autobahnen. Alle Achtung, immerhin ist das britische SUV größer als direkte Gegner wie BMW X3 und Mercedes GLC.

Apropos: Der Jag bietet auch richtig viel Platz. Nicht nur auf allen fünf Sitzen, sondern vor allem auch, wenn es ums Laden geht. 650 Liter passen hinter die (gegen Aufpreis automatisch auf Fußkick öffnende) Heckklappe; legt man die 40:20:40 geteilte Rücklehne um, sind es 1740 Liter.

Unterm Strich
Ich bin ein Fan des Jaguar F-Pace. Dennoch kommt in dieser Version das ganz große Wohlfühlen nicht auf. Ein Jaguar muss geschmeidig sein, und dazu gehören untadelige Manieren auf der Antriebsseite. Alles andere kann man mit bewusster, sympathischer Opposition gegen deutsche Perfektion erklären, von kleinen Verarbeitungsungenauigkeiten über die sich nachts in der Seitenscheibe spiegelnde Fensterheberbeleuchtung bis zum allmächtigen, aber nicht immer ganz einfach zu bedienenden "InControl Touch Pro"-Navitainment.

Und dann startet man den Motor, beobachtet, wie der Automatikwähldrehknopf elegant in die Hand emporwächst - und alles ist gut.

Warum?

Premium muss nicht immer aus Bayern oder Stuttgart kommen

Warum nicht?

Der Vierzylinder schüttelt den Wagen gerne

Oder vielleicht …

… BMW X3, Audi Q5, auch Volvo XC90

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(Bild: kmm)



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