Billig und stark:

MacGyver-Akku aus Altmetall & Waschmittel enthüllt

Elektronik
03.11.2016 12:49

Wenn Forscher neue Akkus entwickeln, kommen oft Hightech-Materialien wie Graphen zum Einsatz. Ein Team von Wissenschaftlern der Vanderbilt University im US-Bundesstaat Tennessee zeigt nun aber, dass Akkus auch mit der "MacGyver-Methode" aus ordinären Altstoffen hergestellt werden können. Ihr neuer Akku, der ähnlich leistungsfähig ist wie eine Autobatterie und nicht explodieren kann, besteht aus Altmetall und Waschpulver.

Unter dem Titel "Wie man Hochleistungsbatterien aus Schrottplatzteilen macht" erklären die Forscher auf der Website der Universität, welches Potenzial sie in ihrer Akkutechnologie sehen. "Stellen Sie sich vor, die Tonnen von Altmetall, die jedes Jahr verschwendet werden, könnten als Energiespeicher in den erneuerbaren Netzen der Zukunft dienen, statt zur Bürde für Entsorger und die Umwelt zu werden", sagt Professor Cary Pint.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben Pint und sein Team Stahl und Messing gesammelt, es chemisch anodisiert und mit einem Elektrolyt aus Wasser und Kaliumhydroxid - ein Bestandteil von Waschmittel - in einen Akku verwandelt.

Stark wie Autobatterie, aber schneller geladen
Die Leistungsfähigkeit des Altstoff-Stromspeichers kann sich sehen lassen und liegt laut den Forschern auf dem Niveau einer Autobatterie. Ihr Akku lässt sich aber schneller laden als eine solche. Weil das Elektrolyt hauptsächlich aus Wasser besteht, herrscht bei den Altstoff-Akkus im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus zudem keine Explosionsgefahr.

Erste Tests mit den Altstoff-Akkus ergaben, dass sie nach 5000 Ladezyklen - dem Äquivalent von 13 Jahren täglichen Ladens und Entladens - immer noch 90 Prozent ihrer Kapazität aufweisen.

Technologie für Selbstbau-Akkus anwendbar
Für Smartphones oder andere Mobilgeräte sind die Akkus zwar nicht geeignet, als große Energiespeicher, die beispielsweise tagsüber gesammelte Solarenergie in die Nachtstunden retten, könnte man sie aber durchaus einsetzen. Und zwar auch ohne große Unternehmen, welche die Akkus herstellen.

Pint: "Wir sehen gerade den Start unserer Gesellschaft in die 'Maker-Kultur', in der Entwicklung und Produktion im großen Stil dezentralisiert wird. Akkus waren bisher nicht Teil dieser Kultur, aber ich glaube, wir werden den Tag erleben, an dem Bürger sich vom Stromnetz lösen und ihre eigenen Akkus bauen. Hier hat die Akkuentwicklung begonnen und ich glaube, sie wird wieder hierhin zurückkehren."

Vom wohl ältesten Akku der Welt inspiriert
Inspiriert wurde der Altstoff-Akku von der sogenannten Baghdad-Batterie, die bereits vor 2000 Jahren gebaut wurde und von einigen Forschern als ältester Akku der Welt betrachtet wird. Die einfache Bauart mit einem elektrolytgefüllten Keramikbehälter mit Eisen- und Kupferteilen darin habe als Vorbild für den Altstoff-Akku gedient, heißt es im Bericht der Forscher.

Im nächsten Schritt wollen Pint und sein Team ihre Akkus nun im großen Stil erproben und Prototypen bauen, die groß genug sind, um sie als Stromspeicher im Haus einzusetzen. "Wir betreten mit diesem Projekt Neuland, wo es nicht um die Kommerzialisierung geht, sondern um einige klare Anweisungen, die man der Öffentlichkeit geben kann. Es ist eine komplett neue Art, über Akkuforschung nachzudenken und könnte die Barrieren umgehen, die Innovationen bei der Energiespeicherung auf Netzebene zurückhalten.

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