Darf man von einem Politiker sagen, dass er sympathisch ist, lässig, motiviert und man ihm abnimmt, dass er seinen Bereich mit Herzblut und höchstem Engagement angeht? Wir behaupten das jetzt einmal von Jörg Leichtfried, SPÖ – schließlich hat er schon als EU-Parlamentarier gegen Robbenfang und Tiertransporte mobil gemacht hat.
"Krone": Herr Leichtfried, provokant gefragt: Ihr Vorgänger, FP-Gerhard Kurzmann, hat die Latte im Tierschutz hoch gelegt, zum Beispiel die Finanzierung der Tierheime endlich auf eine solide Basis gestellt. Können Sie dieses hohe Niveau halten?
Jörg Leichtfried: Kurzmann hat gute Arbeit geleistet, eine Basis geschaffen, die man halten und ausbauen kann. Tierschutz ist Kernanliegen meiner politischen Arbeit. Also: ja.
"Krone": Wie ist denn Ihr ganz persönlicher Zugang zu Tieren?
Leichtfried: Bei meiner Hochzeit hatten wir drei Katzen, jetzt leider nur noch eine zugelaufene. Trotz meiner Allergie käme es nie in Frage, sie nicht zu behalten. Da nehm ich lieber jeden Tag Tabletten. Und schon in meiner jugendpolitischen Zeit sind wir nachts zum Schlachthof, um zu schauen, was passiert.
"Krone": Sie sind als EU-Parlamentarier ja auch aktiv gewesen.
Leichtfried: Ich war einer der Proponenten der "8-Hours-Kampagne", die Lebendtiertransporte auf acht Stunden beschränkt haben will. Ausnahmslos. Das System dieser Transporte ist barbarisch, ganz schlimm. Das muss aufhören!
"Krone": Wie sehen Sie Massentierhaltung?
Leichtfried: Ganz klar: Man muss weg von Massenproduktion. Die auch zu völlig falschem Konsumverhalten führt, Auswirkungen auf den Klimaschutz hat und mehr. Da hat jeder einzelne Konsument Verantwortung. Jeder muss sich fragen: Was ess ich da? Und: Wie oft? Es ist mir auch Anliegen endlich erkennbar zu machen, woher die Lebensmittel stammen. Das ist für Konsumenten oft unmöglich.
"Krone": Klare Kennzeichnung scheitert aber an Interessensvertretern.
Leichtfried: Man muss es ja nur anders sehen: Es ist ja ein Vorteil für Anbieter, sie können diese ja als Qualitätssiegel nehmen! Ich denke an eine freiwillige Kennzeichnung als Initiative der Landesregierung.
"Krone": Massentierhaltung wird gerade in der Steiermark sehr kritisch gesehen.
Leichtfried: Muss man auch. Schauen Sie: Die Steiermark ist bei Industrie am Weltmarkt ungeschlagen, was Qualität betrifft. Ging's um Masse, wären die Chinesen besser. So ist es auch bei Fleisch: Bei Qualität müssen wir unschlagbar werden – bei Masse sind die Holländer besser. Qualität, kleinteilige Produktion – unsere Chance!
"Krone": Möchten Sie zum Schluss noch etwas sagen?
Leichtfried: Tiere haben keine Lobby, können sich selbst nicht helfen. Es zeichnet aber eine zivilisierte Gesellschaft aus, Tieren zu helfen! Die politische Haltung dazu haben wir noch nicht. Daran werde ich arbeiten. Mein Ziel ist, dass wir ein Musterland im Tierschutz werden.
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