"Extrem unnatürlich"

Pfotenhilfe: Tierfreunde fahren nicht mit Fiakern

Tierecke
03.06.2015 11:03
Bei der Pfotenhilfe in Lochen leben zur Zeit über 400 Tiere, unter ihnen befindet sich auch das ehemalige Fiakerpferd "Einstein". Der mittlerweile 20-jährige Wallach musste, wie viele seiner Artgenossen, jahrelang bei Eiseskälte sowie extremer Hitze Touristen in einer schweren Kutsche durch asphaltierte und verkehrsüberladene Straßen schleppen. Die Tierschützer appellieren: Wer Pferde liebt, fährt nicht mit der Kutsche!

Als die Gelenke von "Einstein" wegen der jahrelangen Überbelastung völlig kaputt waren, wurde er verkauft. Trotz gesundheitlicher Probleme hat man ihn aber immer noch geritten und in einer engen, dunklen Box gehalten. Zu guter Letzt wurde das vom Leben gezeichnete Pferd vor vier Jahren von einer Tierfreundin freigekauft und zur Pfotenhilfe Lochen gebracht, wo Einstein nun auf den großen Weiden gemeinsam mit anderen Artgenossen seinen Lebensabend verbringt, einfach Pferd sein kann und es ihm an nichts fehlt.

Kaum jemand kennt die Vergangenheit vieler Fiaker-Pferde
"Es ist bedauerlicherweise immer noch üblich, dass ehemalige Rennpferde nach sechs bis sieben Jahren günstig verkauft werden und dann als Fiaker- oder Kutschenpferde zum Einsatz kommen. Obwohl die Tiere zu diesem Zeitpunkt eigentlich längst ihr körperliches Limit erreicht haben", kritisiert Sascha Sautner, Sprecher der Pfotenhilfe. "Da jedoch kaum jemand weiß, dass die Tiere durch ihre Vergangenheit als Rennpferde und die jahrelange Überbeanspruchung bereits große Probleme mit den Gelenken und der Wirbelsäule haben, sind Kutschen- und Fiakerfahrten auch heutzutage, sowohl in den Großstädten als auch in ländlichen Tourismusgebieten, immer noch gang und gäbe."

"Zustand für die Tiere extrem unnatürlich"
Doch das ist laut dem Tierschützer noch nicht das größte Problem. "Abgesehen davon, dass die Tiere bei jeder Witterung mitten im lauten Straßenverkehr stundenlang herumstehen müssen, es laut ist und die schreckhaften Fluchttiere somit extrem gestresst sind, ist dieser Zustand für die Tiere ein extrem unnatürlicher. Pferde sind Bewegungstiere, die in der freien Wildbahn den größten Teil des Tages in der Herde in Bewegung sind, langsam vorwärts gehen und dabei kontinuierlich Futter aufnehmen", erklärt der Tierschützer.

Lange Arbeitstage für die Vierbeiner
Dieses typische, ruhige Vorwärtsgehen des Pferdes bei der Futteraufnahme habe das Tier aber nur in Bewegung und nicht beim Herumstehen. Außerdem hätten Wissenschaftler herausgefunden, dass erst eine gewisse Anzahl von Kaubewegungen, die mit Schrittbewegungen einhergehen, das Grundbedürfnis der Tiere abdeckt, so Sautner. "Ein Pferd braucht Raufutter und fünfzehn Stunden Fresszeit am Tag, um sich wohlzufühlen, was natürlich bei einem zwölfstündigen Arbeitstag des Tieres nicht möglich ist."

Appell: "Nicht mit Fiakern fahren"
Die Pfotenhilfe richtet sich mit einem klaren Appell an alle Tierfreunde: "Wer Pferde mag, sollte nicht mit dem Fiaker fahren", so Sautner. Es gebe ja mit Liliputbahnen, Rikschas oder modernen Segways und Citybikes genügend alternative Beförderungsmöglichkeiten, die groß und klein eine Freunde machen und nicht auf die Kosten der Tiere gehen. "Möchte man Zeit mit Pferden verbringen, dann hat man die Möglichkeit, einen der vielen Gnadenhöfe oder Tierheime wie die Pfotenhilfe zu besuchen. Hier kann man glückliche und entspannte Tiere in einem artgemäßen Umfeld kennenlernen," so der Tierschützer abschließend.

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