Vulgonamen

Vom Reindlbauern bis zum “Möhsock”

Steiermark
16.02.2015 15:44
Der Schöttl Franz, der Kornleitner, der Hubenbauer, der Amtmann, der Birkhofer – unser Bundesland ist ein reichhaltiger Fundus an Vulgonamen. Wir wollen diese Tradition hochleben lassen. Schicken Sie uns Ihre Geschichte!

Sie kennen ziemlich sicher den Direktor des steirischen Bauernbunds. Vielleicht unter seinem „echten“ Namen Franz Tonner – die meisten aus seinem Umfeld allerdings kennen ihn unter „Schöttl Franz“! „Und das heute noch, obwohl ich schon mit zehn Jahren von Ranten, meiner Heimat, weg musste, um in Graz ins Internat zu gehen“, so der Schöttl Franz, der sich auch heute noch genauso meldet, wenn er mit den Leuten aus seiner Region zu tun hat. „Sowas verbindet ja schließlich auch.“

Vulgoname als Kulturgut
Er sieht den Vulgonamen in der Steiermark als wichtiges Kulturgut. Entstanden ist er über Jahrhunderte hinweg aus wichtiger Orientierungshilfe heraus: „Früher haben die Besitzer ja häufig gewechselt, aber der Name des Hofes, der ist geblieben.“ Und, auch interessant: „Im Krakautal zum Beispiel gab es nur drei Nachnamen. Also wurde da zusätzlich nach Merkmalen identifiziert.“

Identifizierung nach Merkmalen
Er schildert uns auch ein paar schöne steirische Beispiele: „Es gibt viele Fichten-, Föhren-, Tannenhöfe. Wenn einer einen signifikanten Baum hatte, dann hieß der Hof oft danach.“ Oder: „Der Hubenbauer zum Beispiel war der Wohnsitz des Besitzers, der über mehrere Huben verfügte, die später auf die Kinder aufgeteilt wurden.“ Oder: „Der Stieglhofer heißt so, weil der Hof beim Einstieg („Stiegl“) zum Bergwerk Rabenstein liegt. Der Kornleitner kam zu seinem Namen, weil er trotz steiler Hänge, also Leit’n, Korn, nämlich Roggen, angebaut hat. Beim Reindlbauern wiederum wurde Blech, vom Schmied geschmiedet, zu Reindln geformt. Beliebt wäre auch der Amtmann gewesen, „das war früher die Bezeichnung für den Ortsvorsteher, da gibt’s zum Beispiel den Amtmann Hansl“.

Eine spezielle Weizer Besonderheit sei es, den Hausnamen aus dem Vornamen des Besitzers und einer Orts- oder Sachbezeichnung abzuleiten. „Da gab’s dann den Ernst in Hadersberg, davor hieß der Hof aber nach dem Vater Hermann in Hadersberg.

Der Seppenbauer
Auch beliebt: den Vor- zum Vulgonamen zu machen, also Michlbauer, Franzlbauer, Seppenbauer. Der Kreuzbauer hat seinen Hof neben, wir ahnen es, dem Kreuz, der Kirchenbauer neben der Kirche. „Da gibt es die besten Geschichten dazu“, berichtet Franz Tonner. Richtig amüsant wird’s dann, wenn einer fragt: „Du, wie heißt’n der Waldbauer eigentlich wirklich?“ Und er weiß auch: „Die Vulgonamen erleben bei uns derzeit eine echte Renaissance!“ Sie werden sogar als Marketing-Werkzeuge eingesetzt, zeigen Heimatverbundenheit, Regionalität. Viele nageln sie stolz auf Hausmauern, tragen sie als Beinamen. „Und den Kunden freut es auch, weil’s irgendwie zusätzlich zu unseren Produkten ein Stückl Heimat ist“, erzählt uns der bekannte junge Käsemacher Vinzenz Stern vulgo Aichstern. Übrigens: Die Hammerlindls wurden im Vorjahr zum Kernölchampion gewählt, die Kerne wachsen auf ihrem Moarhof. Eins noch: Auch einen Möhsock, also Mehlsack, gibt’s als Vulgonamen.

Schicken Sie uns Ihre Geschichte!
Lassen wir den Vulgonamen nicht in Vergessenheit geraten! Schicken Sie uns doch bitte Ihren Hausnamen und das, was Sie über dessen Entstehung wissen, auch ein Foto, wenn Sie eines haben. Wir veröffentlichen immer wieder Auszüge daraus und verlosen in einer gemeinsamen Aktion mit Bauernbund und das „Neue Land“ (neuesland.at) unter den Einsendern fünf schöne Tafeln mit dem jeweiligen Vulgonamen für Ihr Haus! Bitte per Mail an steirer@kronenzeitung.at oder per Post: Steirerkrone“, Münzgrabenstraße 36, 8010 Graz, KW „Vulgoname“. Die Gewinner werden schriftlich verständigt.

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