Ob als Salat, Mark, Ketchup oder Sugo – nach Erdäpfeln sind Paradeiser das weltweit zweithäufigste konsumierte Gemüse und moderne Technologien und Gewächshäuser ermöglichen es, dass es ganzjährig frische Früchte gibt. Künftig könnte das Nachtschattengewächs auch über den Tellerrand hinaus eine große Rolle spielen. Forscher wollen nämlich Paradeiserreste zu nachhaltigem Flugkraftstoff verwandeln.
Das Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik an der TU Graz leitet ein entsprechendes internationales Projekt namens „ToFuel“, das sich in den kommenden vier Jahren auf die Umwandlung von Abfallströmen aus der Paradeiserproduktion zur nachhaltigen Herstellung von Treibstoff für Flugzeugtriebwerke konzentriert.
Von der Biomasse zum hochwertigen Treibstoff
„Aus den Rückständen der Tomatenverarbeitung ließen sich Schätzungen zufolge rund drei Prozent der bis 2030 in Europa benötigten nachhaltigen und konkurrenzfähigen Flugtreibstoffe decken“, erklärt Marlene Kienberger vom Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik. Damit aus Paradeiserresten ein hochwertiger Treibstoff entstehen kann, muss die Biomasse zuerst so aufbereitet werden, dass Mikroorganismen sie effizient verwerten können.
Das mit EU-Geldern geförderte Projekt beschäftigt sich mit zwei modernen Fraktionierungstechnologien: Bei der sogenannten Extrusion wird die Biomasse mit Wärme und Druck behandelt und anschließend durch einen abrupten Druckabfall in ihre zellulären Bestandteile aufgebrochen. So kann eine optimal aufgeschlossene Biomasse für die folgende Fermentation entstehen, bei der Mikroorganismen schließlich fettähnliche Substanzen (Lipide) produzieren. Diese können dann zu Flugtreibstoff verarbeitet werden.
Die zweite Technologie ist die hydrothermale Verflüssigung. Dabei wird die Biomasse unter Luftabschluss, hohem Druck und hohen Temperaturen in Bioöl und Biokohle umgewandelt. Doch bevor das Bioöl zu Treibstoff für Flugzeuge veredelt werden kann, muss es von vorwiegend stickstoffhaltigen Stör-Ionen gereinigt werden. Diese würden sonst die folgende Umwandlung in einen nachhaltigen Flugtreibstoff negativ beeinflussen.
Diese Länder sind beteiligt
Insgesamt elf Partner aus sieben europäischen Ländern arbeiten am Projekt mit. Neben der TU Graz, der Montanuni Leoben und dem portugiesischen Forschungsinstitut LNEG arbeiten u. a. die Universität Zagreb, die TU Wien, die Technische Universität Lappeenranta in Finnland und die Fraunhofer-Gesellschaft mit. Die Industriepartner Mutti und Podravka stellen Paradeiserreste bereit und bringen ihr Know-how in der Tomatenverarbeitung ein. Das Projektbudget auf vier Jahre beträgt 3,5 Millionen Euro, eine Million davon entfällt an die Konsortialführerin TU Graz.
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