Studie zu Frauenmorden

Macht und Kontrolle sind Warnsignale für Gewalt

Wien
05.12.2025 15:44

Kein einziger Mord und kein einziger Mordversuch an einer Frau sind ohne vorhergehende Warnsignale verübt worden. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die Akten zwischen 1. Jänner 2022 und 30. Juni 2023 ausgewertet wurden. In dem Zeitraum wurden vier Femizide durch aktuelle oder ehemalige Partner verübt.

Hinzu kamen sechs Mordversuche an Frauen. Femizid bedeutet die Tötung von Mädchen oder Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sprich aus sexistischen und frauenfeindlichen Motiven. Wenn eine Frau beispielsweise als Zufallsopfer bei einem Terroranschlag ums Leben kommt, wird das nicht als Femizid gezählt.

Laut der Untersuchung, die das Frauenservice Wien in Auftrag gegeben hat, zeigten die Fälle Parallelen. Bei der Hälfte aller Taten waren Besitzdenken und das Ausüben psychischer Gewalt ausschlaggebend. Oft versuchten eifersüchtige Täter zuvor, Druck und Kontrolle auszuüben, etwa durch Stalking. Ein weiterer Faktor ist Pflegeverantwortung. In solchen Fällen begingen die Täter nach der Ermordung ihrer Frau oft Suizid.

Rolle von psychischen Erkrankungen und Sucht
Eine weitere Rolle spielten oft psychische Erkrankungen oder Alkohol- und Drogenabhängigkeit der Täter. Sechs der betroffenen Frauen hatten bereits vor der Tat Gewalt erlebt, doch keine von ihnen stand in dokumentiertem Kontakt mit einer Gewaltschutzeinrichtung. Vier Frauen vertrauten sich Personen im privaten Umfeld an. 

Hilfe bei Gewalt gegen Frauen

  • Verein AÖF: Frauen-Helpline 0800/222-555, rund um die Uhr, mehrsprachig und anonym, online: www.frauenhelpline.at 
  • Polizei-Notruf: 133, Beratung bei Kriminalprävention Wien 0800/216346
  • Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/
  • Wiener Frauenhaus-Notruf: 057722
  • 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 

„Unsere Analyse macht sichtbar, dass in allen Fällen Risikofaktoren bestanden – am häufigsten Besitzdenken sowie psychische Gewalt, Kontrolle, Morddrohungen oder Waffenbesitz (...). Die Fälle der Kontrollbeziehungen zeigen, dass Gewalt in Beziehungen nicht plötzlich entsteht, sondern sich über längere Zeit entwickelt“, sagte Studienleiterin Birgitt Haller vom Wiener Institut für Konfliktforschung. Die meisten Opfer und Täter waren zwischen 50 und 59 Jahre alt.

Zitat Icon

Unsere Analyse macht sichtbar, dass in allen Fällen Risikofaktoren bestanden – am häufigsten Besitzdenken sowie psychische Gewalt, Kontrolle, Morddrohungen 

Birgitt Haller, Institut für Konfliktforschung

So soll vorgebeugt werden
Die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) sagte, dass die Studie in Auftrag gegeben worden sei, um die Hintergründe der Mordversuche und Morde zu verstehen. Die Ergebnisse würden nun Hilfseinrichtungen gezeigt werden, um sie bekannt zu machen.

In der Untersuchung werden unter anderem eine systematische Analyse von Hochrisikofällen, Aufklärung über Hilfsangebote, die Sensibilisierung von medizinischem Personal und vorbeugende Maßnahmen gegen Isolation im höheren Alter empfohlen.

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