Während Deutschland seine Streitkräfte mit Milliarden modernisiert, wird ausgerechnet jener Partner zunehmend unberechenbar, auf den sich die Bundesrepublik über Jahrzehnte gestützt hat: die USA. Generalleutnant Christian Freuding, seit Oktober Inspekteur des Heeres, spricht offen darüber, dass die direkten Kommunikationskanäle zu US-Verteidigungsstellen zuletzt regelrecht „abgebrochen“ seien. Ein Satz, der weit über Berlin hinaus für Nervosität sorgt.
Im aktuellen Bericht des US-Magazins „The Atlantic“ beschreibt Freuding die Lage drastisch: Er habe früher US-Verantwortliche „Tag und Nacht“ kontaktieren können – mittlerweile sei der Informationsfluss jedoch „abgebrochen, wirklich abgebrochen“.
Selbst Entscheidungen der US-Regierung, etwa die kurzfristige Aussetzung bestimmter Waffenlieferungen an die Ukraine, seien ohne vorherige Abstimmung erfolgt. Die deutsche Seite müsse sich inzwischen über Umwege über die Botschaft in Washington erkundigen, „wo jemand versucht, jemanden im Pentagon zu finden“.
Wendepunkt mitten in heikler Phase
Die Kommunikationsprobleme kommen in einer Phase, in der Deutschland sicherheitspolitisch vor einem Wendepunkt steht. Wie „The Atlantic“ berichtet, gehen deutsche Militärplaner davon aus, dass Russland spätestens bis Ende des Jahrzehnts ein NATO-Land angreifen könnte. Gleichzeitig ist unklar, ob die USA dann noch bereit wären, den europäischen Bündnispartnern in vollem Umfang beizustehen.
Freuding wird mit der Warnung zitiert, man habe „nicht nur einen Feind vor der Tür“, sondern sei zugleich „dabei, einen wahren Verbündeten und Freund zu verlieren“.
Die Folge: Deutschland treibt die eigenen Aufrüstungspläne massiv voran. Milliarden fließen in Waffenprogramme, Produktionslinien werden umgebaut. Militärisch soll das Heer „das stärkste in Europa“ werden, wie die Bundesregierung zugesagt hat.
Sorge, dass Amerika Europa „den Hunden vorwirft“
Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius fand deutliche Worten gegenüber dem Blatt. Schon bei der Münchner Sicherheitskonferenz habe er scharf auf konfrontative Aussagen des damaligen US-Vizepräsidenten J. D. Vance reagiert. Der Minister machte klar: Europa dürfe nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass Washington jederzeit hinter dem Kontinent stehe.
Intern wächst laut dem Bericht die Sorge, dass die USA unter einer politisch veränderten Führung ihre Rolle als Garant europäischer Sicherheit einschränken könnten. Ein hoher deutscher Regierungsvertreter spricht davon, dass Berlin zunehmend fürchten müsse, „von Amerika den Hunden vorgeworfen“ zu werden.
Fokus geht in Richtung anderer Partner
Während neue Panzer- und Munitionsproduktionen hochgefahren werden, wendet sich Deutschland erstmals in großem Umfang auch anderen Partnern zu. Dazu zählen:
Israel, von dem Deutschland das raketenabwehrfähige „Arrow-3“-System kauft
Start-ups aus NATO-Staaten, die KI-gesteuerte Drohnen entwickeln
europäische Partner, die beim Aufbau neuer Rüstungsstrukturen eingebunden werden
Parallel wächst der Druck, die Bundeswehr personell zu vergrößern. Ab 2026 ist eine verpflichtende militärische Tauglichkeitsfeststellung vorgesehen, über eine spätere Rückkehr zur Wehrpflicht wird kontrovers gestritten.
Größter militärischer Umbruch seit Jahrzehnten
Die Aussagen von Freuding markieren einen seltenen Moment strategischer Offenheit: Deutschland befindet sich mitten im größten militärischen Umbruch seit Jahrzehnten, und ausgerechnet der wichtigste Bündnispartner wird immer schwerer einschätzbar.
Ob die „abgebrochenen“ Kontakte zum Pentagon ein vorübergehendes Phänomen oder ein Symptom langfristiger Veränderungen sind, bleibt offen. Sicher ist jedoch: Für Europas Sicherheit ist diese Funkstille ein Warnsignal.

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