Wähler brechen weg

US-Politologe bezeichnet Trump als „lahme Ente“

Außenpolitik
02.12.2025 14:44

Während US-Präsident Donald Trump gewohnheitsgemäß eine irrsinnig hohe Meinung von sich selbst hat, sieht ihn der berühmte Politikwissenschaftler Francis Fukuyama bereits am absteigenden Ast.

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Drei Jahre vor dem Ende seiner Amtszeit sei Trump eine „lahme Ente“, weil die Wählerbasis wegbreche und ihn Republikaner offen kritisieren. „Ich bin nicht gerne derjenige, der positive Botschaften überbringt. Aber ich glaube wirklich, dass wir Peak Trump erreicht haben“, zeigte sich Fukuyama am Dienstag beim „Time to Decide Europe Summit“ in Wien überzeugt.

Der Professor an der US-Eliteuniversität Stanford nannte konkret die Epstein-Affäre, „die sich nicht zudecken lässt“. Zugleich betonte er, dass Trumps Politik mit ideologischen Maßstäben nicht greifbar sei. „Ist er ein Isolationist? Nicht, wenn es um Brasilien oder den Nahen Osten geht“, veranschaulichte Fukuyama. Gerade dies würden republikanische Senatoren aber nun kritisieren. Sie fragen, „ob wir wirklich unschuldige Menschen in der Karibik töten sollten“, verwies der Politologe auf die kriegerischen Absichten gegenüber Venezuela.

Die US-Bürger wünschen sich ein leistbareres Leben.
Die US-Bürger wünschen sich ein leistbareres Leben.(Bild: AFP/JEWEL SAMAD)

Demokraten gewannen jüngste Wahlen mit Trumps Themen
Der frühere US-Vizeaußenminister James O‘Brien stieß in einer Expertendiskussion zu den transatlantischen Beziehungen ins selbe Horn. Europa sollte jetzt schon den Blick auf die Zeit nach Trump richten, forderte er. Die jüngsten regionalen Wahlen in den USA hätten gezeigt, dass die Amerikaner nicht einfach eine Elite durch eine andere austauschen möchten. Bei den Wahlen hätten die Demokraten genau mit jenen Themen gewonnen, die Trump in den Vordergrund gestellt habe. „Vielleicht könnte die transatlantische Debatte dann erstmals über Fragen geführt werden, die wirklich wichtig sind für das Leben der Menschen wie Inflation.“

Treffen mit Putin „größter moralischer Verrat“
Trumps Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin in Alaska sei „mit der größte moralische Verrat, den ich in meinem Leben gesehen habe“, gewesen, sagte Fukuyama unter dem Beifall des Publikums aus Experten, Diplomaten und Politikern in der Erste Stiftung. Europa werde nur ernst genommen, wenn es militärisch aufrüste, betonte er in Richtung der europäischen Diskussionsteilnehmer, darunter der Warschauer Bürgermeister Rafal Trzaskovski und der bulgarische Ex-Vizepremier Antanas Pekanow.

Europa kann nicht gewinnen, wenn es sich US-Maßstäbe aufzwingen lässt
Der bulgarisch-österreichische Politikwissenschafter Iwan Krastew warnte davor, dass sich Europa die amerikanischen Maßstäbe aufzwingen lässt. „Am gefährlichsten ist es, wenn man sich selbst in den Kategorien des anderen erklären muss. Das kann man nicht gewinnen“, meinte er. Deshalb solle Europa nicht so tun, als würde es rasch zu einer militärischen Supermacht aufsteigen können. Diesbezüglich zog Krastew einen Vergleich mit der Habsburgermonarchie, die militärisch auch nicht besonders stark gewesen sei. „Aber die Habsburger haben es geschafft, alle anderen Mächte davon zu überzeugen, dass sie wichtig für das Gleichgewicht der Mächte in Europa sind.“

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