Abgehörte Telefonate

Putins Trump-Flüsterer widersprechen sich selbst

Außenpolitik
27.11.2025 12:22

Veröffentlichte Telefon-Mitschnitte haben enthüllt, was bisher nur vermutet wurde: Russische Top-Beamte haben einen US-„Friedensplan“ für die Ukraine entscheidend beeinflusst. Jetzt verstrickt sich der Kreml in Widersprüche, während ein amerikanischer Wiederholungstäter immer lauter kritisiert wird.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat am Dienstag Transkripte von zwei Telefonaten veröffentlicht. Im Fokus: Jurij Uschakow, ein enger Berater Wladimir Putins. Die Veröffentlichung der Gespräche sorgt auf beiden Seiten des Atlantiks für massiven Wirbel. Sie offenbaren, wie sehr der Kreml bei Donald Trumps „Friedensplan“ für die Ukraine im Hintergrund die Fäden zog – trotz aller Dementis aus Moskau.

Dabei rückt auch Trumps Sondergesandter Steve Witkoff erneut ins Rampenlicht, der den 28-Punkte-Plan maßgeblich ausverhandelte, der Schockwellen durch Europa sendete. In dem ersten abgehörten Telefonat mit Uschakow soll Witkoff im Oktober Ratschläge für den Umgang Putins mit Trump gegeben haben (siehe Tweet unten).

In einem zweiten Gespräch wies der ranghohe Kreml-Mann Kirill Dmitrijew an, einen russischen Plan an Witkoff zu senden, um das „Maximum herauszuholen“. Putins wichtigster Strippenzieher in den USA traf sich Ende Oktober mit Trumps Golf-Kumpel in Miami. Prompt fanden sich russische Maximalforderungen im 28-Punkte-Papier der Amerikaner wieder – offenbar direkt aus dem Russischen übersetzt.

Widersprüche aus Moskau
Die Enthüllungen widersprechen früheren Aussagen. Zuerst hieß es vom Kreml, man kenne den US-Plan nicht. Nachdem Putin den Erhalt bestätigt hatte, wurde das Dokument als überarbeitete Version eines alten Plans von Trump dargestellt. Sprecher Dmitri Peskow betonte noch am Mittwoch, der Plan sei nicht konkret mit Moskau diskutiert worden.

Auf die Veröffentlichung reagierten die Beteiligten unkoordiniert. Berater Dmitrijew bezeichnete die Mitschriften als „Fake“. Uschakow hingegen gab zu, „womöglich“ über WhatsApp telefoniert zu haben. Er führe viele Gespräche mit Witkoff: „Und es gibt einige Gespräche über WhatsApp, die offenbar jemand auf irgendeine Weise mithören kann“, erklärte er der russischen Zeitung „Kommersant“. Nur einige der „Indiskretionen“ seien gefälscht. Was genau er meinte, ließ er offen. Damit bestätigte er aber indirekt die Echtheit von Teilen der Gespräche.

Sicherheitsrisiko Meta
Die Nutzung von WhatsApp ist brisant. Der Mutterkonzern Meta ist in Russland als extremistisch eingestuft und verboten. Dass hohe Beamte den Dienst offenbar über möglicherweise kompromittierte Leitungen nutzen, wirft Sicherheitsfragen auf. Wer die Gespräche weitergegeben hat, ist unklar. Zur möglichen Motivation meinte Uschakow nur: „Wahrscheinlich, um zu stören.“

Es bleibt die Frage nach dem Ursprung des Leaks. Waren es US-Kreise, die Witkoffs Vorgehen missbilligen? Die Ukrainer? Oder ein europäischer Verbündeter, der russische Einflussnahme sichtbar machen will? „Moskau braucht keine Eigenwerbung, Washington keine Anti-Werbung. Kiew verfügt kaum über die technischen Möglichkeiten, Peking ist nicht beteiligt. Bleibt Europa“, erklärte etwa der Politologe Wladimir Pastuchown dem „Spiegel“.

Zitat Icon

Er sollte entlassen werden.

Republikaner Don Bacon

Putin dürfte jedoch mit Wohlwollen verfolgen, dass sich die Republikaner aufgrund des Vorfalls kannibalisieren. Ein wachsender Teil fordert mittlerweile die Absetzung von Witkoff. Dieser sei eine Gefahr für die nationale Sicherheit: „Man kann ihm die Leitung dieser Verhandlungen nicht anvertrauen. Würde ein bezahlter russischer Agent weniger leisten als er? Er sollte entlassen werden“, wütete etwa der Abgeordnete Don Bacon aus Nebraska auf der Plattform X.

Kreml spielt Leak herunter
Kreml-Sprecher Peskow spielte die Enthüllungen offiziell herunter. Er finde „nichts Schlimmes“ daran. An Witkoff sei natürlich festzuhalten. Putin selbst gab sich indes unbeeindruckt. Er sieht seine Streitkräfte militärisch im Vorteil und verspürt keinen echten Druck, sich an Friedensverhandlungen ernsthaft zu beteiligen. Er ließ knapp verlauten, die Trump-Regierung verstehe mittlerweile, dass die Ukraine-Frage komplexe Lösungen erfordere.

Die Karte zeigt den Frontverlauf im Ukraine-Krieg. Die Krim war bereits vor 2022 von Russland kontrolliert. Die Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja wurden weitgehend durch Russland erobert und beansprucht. Quelle: ISW.

Und was macht US-Präsident Trump? Er möchte sein „Spitzenpersonal“ erneut nach Moskau entsenden, um einen neuen, auf 22 Punkte gekürzten Friedensplan zu präsentieren. Anführen wird die Delegation sein Freund und Immobilien-Mogul Steve Witkoff ...

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