Donald Trump verkauft mutmaßlich bestandene Demenztests gerne als Nachweis seiner eigenen Genialität. Der US-Präsident inszeniert sich dabei leidenschaftlich als agiler Staatsmann. Auswertungen seiner Auftritte belegen hingegen, dass der 79-Jährige unter zunehmender Erschöpfung leidet – was im Weißen Haus offenbar für Nervenflattern sorgt.
Eine Szene häuft sich in den vergangenen Monaten besonders: Trump mit geschlossenen Augen. Politische Kontrahenten tauften den Republikaner zuletzt hämisch „Dozy Don“, was so viel heißt wie der „dösende Donald“. Besonders nach der Rückkehr seiner Asienreise Anfang November wirkte der Republikaner gezeichnet. Dabei schlief der „Commander-in-Chief“ bei einem Termin im Oval Office tief versunken in seinem Sessel kurzzeitig ein (siehe Tweet unten).
Der „New York Times“ zufolge sind diese Aussetzer jedoch nur ein Symptom eines größeren Gesundheitsbildes, das sich zunehmend eintrübt. Basierend auf einer Analyse von Trumps offiziellen Terminplänen kommt das Blatt zu folgenden Schlüssen:
Immer wieder Spekulationen um Gesundheit
Noch nie war ein US-Präsident so alt wie Trump, als er seine zweite Präsidentschaft im Jänner antrat. Der Republikaner inszeniert sich jedoch gerne als unermüdlicher Staatsmann, der kaum Schlaf braucht. Seine Regierungsmitglieder lässt er bei öffentlichen Terminen im Stile Nordkoreas seine Vitalität preisen. Trump betont zudem stets die Unterschiede zu seinem demokratischen Vorgänger Joe Biden, der sich mit großen öffentlichen Zweifeln an seiner mentalen Fitness konfrontiert sah.
Doch nun erregt der Republikaner selbst einen zunehmend fragilen Eindruck. Auslöser für erste Spekulationen waren etwa Aufnahmen von teils überschminkten Blutergüssen an der Hand und geschwollen wirkenden Beinen. Trump erklärte die Blutergüsse mit häufigem Händeschütteln, seine Sprecherin Karoline Leavitt nannte zusätzlich auch noch die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten als Ursache.
Vor ein paar Monaten teilte das Weiße Haus mit, Trump leide an chronischer Veneninsuffizienz – einer ungefährlichen Erkrankung der Beinvenen, die vor allem bei älteren Menschen vorkommt. So erwähnte Trump auch eine MRT-Untersuchung, deren Ergebnisse aber nicht öffentlich gemacht wurden, was Spekulationen in der Öffentlichkeit befeuerte.
Experten sehen Anzeichen von Demenz
Seine Auftritte werden zudem selbst für seine Verhältnisse immer bizarrer. Anstatt sich auf die Themen zu konzentrieren, hielt er jüngst während einer Kabinettssitzung zum Ukraine-Krieg einen 13-minütigen Monolog über die Inneneinrichtung des Raumes – von Bilderrahmen bis zur Frage, ob man Zierleisten vergolden solle, da keine Farbe wie Gold aussehe.
Führende Psychologen zeigten sich gegenüber dem „Guardian“ schon vor Monaten alarmiert. Trump würde immer häufiger Fakten und Fiktion vermischen – ohne es selbst mitzubekommen. Ein weiteres Beispiel für diese sogenannte „Konfabulation“ lieferte Trump Mitte Juli. Er erzählte, wie er seinen Onkel, Professor John Trump, nach dem Unabomber Ted Kaczynski befragt habe. Der Terrorist sei dessen Student gewesen. Die Geschichte hat nur einen Haken: Trumps Onkel verstarb 1985, Kaczynski wurde aber erst 1996 identifiziert.
Dieselben Erzählungsmuster seien häufig bei organischen Hirnerkrankungen zu beobachten, um Gedächtnislücken aufzufüllen. John Gartner, ehemals an der Johns Hopkins University, sieht „klassische Anzeichen von Demenz“ und eine „massive Verschlechterung“ seiner Ausdrucksfähigkeit im Vergleich zu den 1980er-Jahren.
US-Präsident verliert die Fassung
Trump erklärte die Beobachtungen hingegen zu linker Hetze, einer ihm gegenüber negativ gestimmten Presselandschaft. Besonders der Artikel der „New York Times“ hätte ihn verstimmt.
Der Republikaner bezeichnete die Zeitung am Mittwoch in einem Post auf seiner Plattform Truth Social als „KÄSEBLATT“ und „FEIND DES VOLKES“. Die „radikalen linken Verrückten“ der Zeitung wüssten, dass ihre Darstellung falsch sei. Die Journalistin Katie Rogers, die für den Artikel mit einem Kollegen zusammenarbeitete, beleidigte er als „drittklassige Reporterin, die sowohl innerlich als auch äußerlich hässlich ist“.
Die Berichterstattung ist genau und fußt auf Fakten aus erster Hand.

New York Times
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Trump stellt sich seit Jahren als Opfer einer ihm gegenüber angeblich besonders kritischen und feindseligen Presse dar. Kritiker werfen ihm vor, mit seinen herabwürdigenden Kommentaren vor allem Journalistinnen zu diskreditieren und ins Visier zu nehmen. Ein Sprecher der „New York Times“ erklärte: „Die Berichterstattung ist genau und fußt auf Fakten aus erster Hand. Persönliche Beleidigungen machen diese nicht weniger wahr.“

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