Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter haben sich in der dritten Verhandlungsrunde auf einen Handels-KV-Abschluss unter der Inflationsrate geeinigt (siehe Video oben). IHS-Chef Holger Bonin ortet Abstriche für die Arbeitnehmer. Da man unter der Teuerung geblieben sei, könne die Gewerkschaft das Resultat aber „sicherlich nicht“ als Erfolg verkaufen.
Die Kollektivvertragsgehälter im Handel steigen mit 1. Jänner 2026 um 2,55 Prozent. Die den Verhandlungen zugrunde liegende Jahresinflation betrug 3 Prozent.
Grafik: Handels-Abschlüsse seit 2019
„Wir haben in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation einen sozialpartnerschaftlichen Kompromiss geschlossen“, sagte GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari am Montag. Der Kollektivvertrag gilt für rund 430.000 Handelsangestellte und 20.000 Lehrlinge.
„Es gibt wenig zu verteilen“
IHS-Chef Holger Bonin dagegen ortet Abstriche für die Arbeitnehmer. „Aber es ist eben auch sehr schwierig zu verhandeln, wenn Arbeitsplatzverluste drohen, wenn wir merken, dass die Innenstädte immer leerer werden, dass Geschäfte aufgeben müssen. In so einer Situation gibt es wenig zu verteilen“, räumte Bonin am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“ ein.
Wenn wir darüber klagen, dass in den Supermärkten alles so teuer geworden ist, dann hätte ein höherer Abschluss auch die Preise hochgehalten.
IHS-Chef Holger Bonin
Der Ökonom erinnerte daran, dass der Kollektivvertrag, der 2024 eigentlich für zwei Jahre abgeschlossen worden war, erst wegen der hohen Inflation aufgeschnürt und neu verhandelt werden musste. „Da hätte man eigentlich erwartet, dass man über die Inflation geht.“
Da man unter der Teuerung geblieben sei, könne die Gewerkschaft das Resultat aber „sicherlich nicht“ als Erfolg verkaufen. Vor allem für Frauen, die im Handel überrepräsentiert seien und ein relativ geringes Einkommen hätten, bedeute jeder Euro weniger einen Reallohnverlust.
Löhne als Kostenfaktor
Generell seien die Löhne aber auch ein Kostenfaktor, „der in die Preise weitergegeben wird“. „Und wenn wir darüber klagen, dass in den Supermärkten alles so teuer geworden ist, dann hätte ein höherer Abschluss auch die Preise hochgehalten. Das ist jetzt ein wenig die Chance, dass die Inflation insgesamt nicht so stark ausfällt“, sagte der Chef des Instituts für Höhere Studien. Außerdem habe die jüngere Vergangenheit gezeigt, dass Abschlüsse über der Inflation mehr in die Sparquote als in den Konsum geflossen seien.
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