Die USA haben mit Russland offenbar einen neuen Friedensplan für den Ukraine-Krieg ausgehandelt – doch die daraus kolportierten Zugeständnisse, die Kiew machen müsste, wären enorm. Europäische Politiker halten den Entwurf, der ohne die Ukraine verhandelt wurde, für das angegriffene Land kaum akzeptabel.
Die Pläne für einen Frieden würden der Ukraine viel abverlangen: Es wurde bekannt, dass der Deal vorsieht, dass Kiew den gesamten Donbass an Russland abtrete. Nach einer Einschätzung der renommierten „New York Times“ würde das Gebiet, das die Ukraine im Gegenzug für Frieden abgeben soll, von Russland erst in vier Jahren erobert werden können, wenn die Invasion im aktuellen Tempo voranschreitet.
Noch dazu müsste die Ukraine die Größe ihrer Armee reduzieren und reichweitenstarke Waffen abgeben – die Stationierung ausländischer Truppen in der Ukraine wäre nicht erlaubt. Damit wäre das Land weiteren Angriffen von Moskau schutzlos ausgeliefert.
Kritik an Plänen: „Putin könnte Kriegsziele erreichen“
Die angeblichen US-Pläne zur Beendigung des Konflikts sind daher für den Kanzleramtschef Thorsten Frei inakzeptabel. „Es mutet etwas an, als ob Putin damit Kriegsziele erreichen könnte, die er auf dem Schlachtfeld nicht erreicht hat. Und das wäre sicherlich ein Ergebnis, das nicht akzeptabel wäre“, erklärte er gegenüber „n-tv.de“. „Darüber hinaus mangelt es massiv an Glaubwürdigkeit, denn wir erleben ja die stärksten Angriffe Russlands auf die Ukraine derzeit. Und wir erleben auch, dass das primär gar nicht gegen militärische Ziele gerichtet ist, sondern gegen die Energieinfrastruktur, gegen zivile Infrastruktur.“
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bemängelte zudem, dass die Ukraine und die EU nicht in die Verhandlungen einbezogen wurden. „Damit jedweder Friedensplan funktioniert, müssen die Ukrainer und die Europäer an Bord sein“, erklärte sie am Donnerstag. Sie betonte, dass es im Ukraine-Krieg einen Aggressor und ein Opfer gebe. Man habe aber noch nichts über russische Zugeständnisse gehört. Würde Russland wirklich Frieden wollen, hätte es sich schon längst zu einem bedingungslosen Waffenstillstand bekennen können, sagte die Vizepräsidentin der EU-Kommission.
Sorge wegen „Beschränkungen für Opfer“
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski sieht den Deal ebenfalls kritisch: „Ich hoffe, dass nicht dem Opfer Beschränkungen seiner Verteidigungsfähigkeit auferlegt werden, sondern dem Aggressor“, erklärte er. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) erkannte in den durchgesickerten Punkten eine „Imbalance“ (Ungleichgewicht) in Richtung Russlands. Sie sieht allerdings einen Ausgangspunkt dazu, Moskau zu einer Erklärung zu zwingen, „was denn realistischerweise ein Prozess sein kann“.
„Die Ukrainer wollen keinerlei Kapitulation“, ist der französische Außenminister Jean-Noël Barrot überzeugt. Sein spanischer Amtskollege José Manuel Albares sprach sich auch für eine Einbindung der Ukraine und der EU in ein solches Unterfangen aus: Solche Pläne müssten unbedingt auch die Existenz eines souveränen und demokratischen ukrainischen Staates garantieren, erklärte der Spanier.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.