Mit Hits wie „You’re My Heart, You’re My Soul“ oder „Cheri Cheri Lady“ wurde Modern Talking zur Kultband. Zum 40-jährigen Jubiläum bringt Thomas Anders die 80er zurück – mit einem KI-generierten jüngeren Anders und sechs neu aufgenommenen Alben. Im „Krone“-Talk spricht er über die Tour, schräge Fanmomente, Erinnerungen an Dieter Bohlen und was es mit „Gemüsebrühe à la Thomas“ auf sich hat ...
Kaum jemand erinnert sich nicht an die Kulthits der 80er wie „Cheri Cheri Lady“ oder „You’re My Heart, You’re My Soul“. Bunte Leggings, Bodys, Dauerwellen und Schweißbänder gehörten damals genauso dazu wie die Songs von Modern Talking. Und mal ehrlich: Diese Ohrwürmer bleiben bis heute – und auch nach 40 Jahren weiß jeder, welcher Mann dahintersteckt.
In einem der wohl elegantesten Wiener Innenstadt-Hotels trafen wir genau diesen Mann, der nicht nur mit seiner Haarpracht damals Aufmerksamkeit erregte, sondern vor allem mit seiner Musik und seinem damaligen Duett-Partner.
Im dunkelblauen, adretten Anzug mit Seidenschal begrüßt uns Thomas Anders mit einem sympathischen Lächeln. Mehr als 125 Millionen Tonträger hat das Kult-Duo Modern Talking weltweit verkauft – eine Zahl, die bis heute beeindruckt. Zum 40-jährigen Jubiläum möchte die Musik-Ikone es noch einmal wissen und bringt mit seiner neuen Show „Thomas Anders sings Modern Talking“ alle Hits der ersten sechs Modern-Talking-Alben zurück auf die Bühne – und am 28. März 2026 auch nach Wien. Und nein, eine Reunion mit Poptitan Dieter Bohlen steht nicht an, dafür aber ein zweiter Thomas Anders. Und genau darüber – und über vieles mehr – wollten wir mit ihm im Zuge seiner Promo-Tour sprechen.
„Krone“: Herr Anders, Sie waren ja schon sehr oft in Wien, was gefällt Ihnen hier bei uns am meisten?
Thomas Anders: Ich liebe Wien, ich mag ja den Schmäh (lacht). Das ist etwas, was vielleicht nicht allen Menschen gefällt, aber ich mag einfach die Atmosphäre.
Sie haben ja schon als Kind mit Musik begonnen – was war Ihre früheste musikalische Erinnerung?
Das klingt seltsam, aber ich glaube, da war ich fünf, vielleicht sechs und habe die Phonetik des Englischen von „Rose Garden“ von Lynn Anderson auswendig gelernt und gesungen. Für die Verwandtschaft und Freunde meiner Eltern war das etwas Besonderes, dass so ein junges Kind Englisch singt.
Sie treten nächstes Jahr in Wien auf, mit „Thomas Anders sings Modern Talking“ – was dürfen da Ihre österreichischen Fans erwarten?
Wir schreiben gerade das Buch – also die Moderation – und natürlich sind die Modern-Talking-Hits dabei. Nicht nur die aus den 80ern, auch die aus der zweiten Epoche. Es wird eine Zeitreise in die 80er. Wir arbeiten intensiv an der Umsetzung der KI: Der junge Thomas Anders singt mit dem heutigen Thomas. Das hat es so noch nicht gegeben. Dazu kommen andere Songs aus den 80ern.
Wie haben Sie denn, den Durchbruch damals mit Modern Talking persönlich erlebt?
Ich habe das damals nicht so bewusst erlebt. Es war ein permanenter Durchlaufstress. Nach der ersten Nummer eins sagte man: ,Wir brauchen ganz schnell ein Album und eine zweite Single´, dann wurde das erste Album Nummer eins – und man sagte: „Wir brauchen dieses Jahr noch ein Album.“ Ich habe das erste Jahr durchgearbeitet: zwei Wochen Sommerurlaub, der Rest war promoten, aufnehmen, Videos drehen, Interviews geben, Fotosessions. Für Genuss war da kein Moment.
Sie haben für Ihre Jubiläumsshow alle sechs Alben nochmal neu aufgenommen, wie war es denn, diese wieder alle zu hören?
Speziell. Ich konnte mich an einige Titel gar nicht mehr erinnern. Wir haben weit über 60 Songs veröffentlicht – vieles hört man danach nicht mehr, weil es nie im Programm war. Aber ich habe dabei Titel neu entdeckt, bei denen ich dachte: „Das ist ein toller Song – warum hatte ich den nicht mehr in Erinnerung?“ Es hat Spaß gemacht, sie wieder zu singen.
Gibt es denn bestimmte Erinnerungen zu den Songs von damals?
Es gibt eine Geschichte zu ,Hey You´. Dieter Bohlen wollte den Song ursprünglich ,Little Boogaloo´nennen. Ich sagte: ,Ich singe das, wenn du mir erklärst, was ein Boogaloo ist´. Hat er nicht – also habe ich es nicht gesungen. Der Chor hat es dann gesungen und ich weiß bis heute nicht, was ein Boogaloo ist. Ich stelle mir da ein alienartiges Stofftier vor (lacht).
Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal mit Dieter Bohlen auf die Bühne zu gehen?
Im Grunde nicht. Also es ist nun mal so, ich bin immer ganz vorsichtig damit, zu sagen, ich mache etwas nie wieder. Das sollte man immer vorsichtig sein, aber die Chancen gehen ziemlich gegen null, dass das noch mal passiert.
Wie bereiten Sie sich auf solche Live-Shows vor – gibt es etwas, das Sie heute anders machen als früher?
Ich bin gelassener. Grundsätzlich habe ich bei Shows kein Lampenfieber. Ich fühle mich wohl, ich liebe es, auf die Bühne zu gehen. Wenn ein ganz neues Programm kommt, ist es anders – da bin ich ein bisschen nervös, weil ich nicht weiß, wie es beim Publikum ankommt. Aber nach ein paar Shows spielt es sich ein.
Gibt es für Sie eigentlich noch andere musikalische Genres oder Kollaborationen, die Sie noch erkunden möchten?
Ich weiß, was ich nicht machen werde: Heavy Metal. Das kann ich nicht. Aber ich habe in meinem Leben schon eine Jazzplatte aufgenommen. Ich habe so viele verschiedene Facetten schon gezeigt – vieles ausprobiert. Momentan fühle ich mich wohl so wie es heute ist. Aber ich bin ein kreativer Mensch – in drei Jahren würde ich vielleicht anders antworten.
Was war denn Ihr verrücktester Fan-Moment?
Da gibt es viele! Einmal lag nachts um halb drei ein ungarischer Fan im Schlafsack vor meiner Haustür. Sie hatte irgendwo gelesen, man könne bei mir übernachten. Ich habe ihr ein Hotelzimmer bezahlt und die ungarische Botschaft informiert. Eine Woche später stand sie wieder da. Da war ich ungehalten. Oder einmal nachts um zwei Uhr morgens, wenn ich mit dem Hund unterwegs war, kam plötzlich jemand hinterm Baum hervor und sagte: „Guten Abend.“ Ich war natürlich kurz vorm Herzinfarkt (lacht).
Sie haben eine eigene Gewürzlinie entwickelt – wie kam es zu „Anders Würzen“?
Ich bin ein Genussmensch. Erst kamen ein Kochbuch, dann Weißwein, dann Rosé, dann der Rosé-Sekt, dann das zweite Kochbuch. Irgendwann sagte meine Frau beim Kochen: ,Eigentlich passt jetzt auch eine Gewürzlinie.´ In Koblenz gibt es eine mehr als 100 Jahre alte Gewürzmanufaktur. Wir haben uns getroffen – ein Jahr später kamen 15 Gewürze auf den Markt.
Ist Kochen für Sie eher Leidenschaft oder Ausgleich?
Kochen ist mein Hobby, meine Leidenschaft ist aber die Musik. Kochen beruhigt und erdet mich. Ich koche ja, wenn ich Zeit und Ruhe habe.
Weihnachten steht vor der Tür, wie werden Sie die Feiertage verbringen?
Immer zu Hause, immer mit Familie und den engsten Freunden. Früher waren es bis zu 20 Personen, jetzt ist es kleiner – aber immer noch acht. Das ist für mich die einzige Zeit im Jahr, in der ich wirklich Ruhe habe.
Außer der Tour nächstes Jahr – was steht denn noch Anfang des Jahres bei Ihnen an?
Ich habe Silvester eine Show und am 3. Januar habe ich noch eine in Dubai und bleibe dann noch ein paar Tage mit meiner Frau dort. Am 10. Januar bin ich dann wieder bei Florian Silbereisen in der Livesendung und danach wird es ruhiger.
Planen Sie nach den Konzerten im März noch weitere Auftritte?
Nach meiner Tour und dem Konzert in Wien mache ich weiter Shows, auch international. Nächstes Jahr gibt es auch kein neues Album und weniger Fernsehen – der Fokus liegt voll auf der Tour und Konzerte.
Herr Anders, eine letzte Frage: Welchen Rat würden Sie denn jungen Musikern geben?
Wenn ihr an euch glaubt, leidensfähig seid, Disziplin und Liebe zur Musik habt: Probiert es! Bleibt authentisch. Begebt euch in den Wettbewerb – Social Media ist da gut. Es ist knallhart, aber ehrlich. Wenn man dafür kämpft und brennt, dann sollte man es auf jeden Fall probieren.
Vielen Dank für das Gespräch!
* Wer sich den aktuellen und den jungen Anders nicht entgehen lassen möchte, kann sich noch unter www.oeticket.com Tickets für „Thomas Anders sings Modern Talking“ holen. Schnell sein lohnt sich!
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