Die schwere Krise in der Wirtschaftskammer bringt auch die Sozialpartnerschaft, diese in Österreich seit so vielen Jahrzehnten gelebte und gepflegte Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, gefährlich ins Trudeln. Nun meldet sich mit dem Gewerkschaftspräsidenten Wolfgang Katzian der wichtigste Akteur auf Arbeitnehmerseite erstmals zu Wort – mit einem flammenden Plädoyer für die Sozialpartnerschaft.
Der Wirtschaftskammer wolle er nichts öffentlich ausrichten, er hoffe aber, dass man dort rasch wieder Tritt fasse, so der 69-jährige ÖGB-Präsident.
„Selbsternannte ,Superdemokraten‘“
Am schädlichsten an der ganzen Debatte sei, dass von manchen jetzt auch gleich die Sozialpartnerschaft in Frage gestellt werde, sagt der oberste Gewerkschafter erbost, dass „selbsternannte ,Superdemokraten‘ wieder einmal die ,Zwangsmitgliedschaft‘ bei den Kammern“ kritisieren. Da schwinge auch deutliche Kritik an der Sozialpartnerschaft mit, wonach sie „ein Auslaufmodell, veraltet und komplett verfehlt“ wäre.
Gegen dieses negative Bild stemmt sich Katzian mit Wucht: „Die Sozialpartnerschaft war nicht nur maßgeblicher Treiber unseres einzigartigen Arbeits- und Sozialsystems“, ihr sei es auch zu verdanken, „dass Beschäftigte im Betrieb mitbestimmen können und nicht allein der Willkür von Umsätzen unterlegen sind“, wie er Dienstagabend auch beim Bundesforum der Teilgewerkschaft GPA im Wiener Austria Center betonte.

Kammer-Pflichtmitgliedschaft muss bleiben
In der Diskussion um die Pflichtmitgliedschaft bei der Wirtschaftskammer bezieht Katzian eine klare Position: „Ohne Pflichtmitgliedschaft der Unternehmen in der Wirtschaftskammer gäbe es keine Kollektivverträge.“
Und ohne Kollektivverträge, sagt der Arbeitnehmervertreter, „würde jeder Betrieb das zahlen, was er will, würde der Wettbewerb auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen“.
Ohne Pflichtmitgliedschaft der Unternehmen in der Wirtschaftskammer gäbe es keine Kollektivverträge.
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian
An der Pflichtmitgliedschaft und der Sozialpartnerschaft nicht rütteln – soll und kann also alles beim Alten bleiben? Katzian: „Nein, wir müssen uns immer selbst hinterfragen, die Strukturen weiterentwickeln.“
Entscheidende Schritte gemeinsam mit der neuen WKO-Präsidentin Martha Schultz weiterzukommen – da ist der Ober-Gewerkschafter zuversichtlich. Man wird sich „zeitnah“ treffen.
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