WHO mobilisiert

Kampf gegen Tabak: Radikale Vorschläge bei Gipfel

Außenpolitik
16.11.2025 19:43

Die 183 Vertragsstaaten der Anti-Tabak-Konvention beraten ab Montag (10 Uhr) in Genf über den weiteren Kampf gegen Tabak und Nikotin. Auf dem Tisch liegt unter anderem ein Expertenpapier, das neue Maßnahmen vorschlägt – etwa das Verbot von Filtern für Zigaretten und das Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten. Die Konvention ist 2005 in Kraft getreten.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben durch Tabakkonsum jedes Jahr weltweit mehr als sieben Millionen Menschen. „Rauchen ist lebensgefährlich und erhöht unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie mehr als 20 Krebsarten deutlich“, betont die WHO.

WHO warnt vor Tabak-Lobby
Die WHO wirft der Tabakindustrie vor, mit Geschmacksrichtungen wie Gummibärchen oder Zuckerwatte besonders Kinder ködern zu wollen. Sie warnt alle Teilnehmerländer vor Einflussversuchen der Industrie und ruft sie auf, Lobbyisten der Industrie nicht in ihren Delegationen zu dulden.

Expertenpapier umfasst 16 Maßnahmen
Beim Gipfel in Genf am Montag soll nun ein Paket diskutiert werden, das ein Verbot der Einfuhr und Herstellung von Filtern und Filterzigaretten vorschlägt – ebenso wie 15 weitere Maßnahmen. Das Papier stammt von unabhängigen Experten, die von den 183 Vertragsstaaten (darunter auch Österreich) beauftragt waren, neue Ideen zur Einschränkung von Tabak- und Nikotin-Konsum vorzulegen. Filterzigaretten machen 90 Prozent des Marktes aus.

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Das Entfernen jeglicher Filter von Zigaretten hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verringerung der Attraktivität und Anziehungskraft von Zigaretten.

Expertenpapier der Anti-Tabak-Konvention

Umweltvergiftung
„Das Entfernen jeglicher Filter von Zigaretten hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verringerung der Attraktivität und Anziehungskraft von Zigaretten“, heißt es in dem Papier. Filter reduzierten die Gefährlichkeit des Rauchens praktisch nicht, vielmehr verleiteten sie Raucher, stärker zu inhalieren, was Giftstoffe tiefer in die Lunge bringe. Zudem vergifteten Milliarden weggeworfener Zigarettenstummel die Umwelt. 

Was schlagen die Experten noch vor?
Unter den 16 empfohlenen Maßnahmen ist auch, Werbung ganz zu verbieten und Tabakprodukte nicht mehr kommerziell verkaufen zu lassen, sondern nur noch von öffentlichen Einrichtungen unter strikten Regeln. Das verhindere, dass Firmen mit Werbung neue Kunden ködern und ihren Gewinn maximieren können. Ein anderer Vorschlag ist, den Verkauf an Personen ab einem bestimmten Geburtsdatum zu verbieten, wie es in Teilen des US-Bundesstaates Massachusetts und seit 1. November auf den Malediven gilt. Die Vorschläge empfehlen zudem ein Verbot sämtlicher Tabakzusätze und Aromastoffe.

Sind die Vorschläge verbindlich? „Nein“, sagt Benn McGrady, Jurist in der WHO-Abteilung, die sich mit Tabak beschäftigt. „Normalerweise wird ein solcher Bericht von der Konferenz zur Kenntnis genommen, und dann könnten einzelne Vertragsparteien die Maßnahmen ergreifen, die sie für angemessen halten.“

EU lotet Position aus
Die EU lotet unterdessen hinter verschlossenen Türen ihre Position aus. In einem Entwurf für eine gemeinsame Position hieß es im Oktober, sie begrüße, dass 16 Vorschläge ausgearbeitet worden seien. Man sei sehr besorgt über die Verschmutzung von Boden und Wasser durch Tabak und Nikotinprodukte. Man nehme zur Kenntnis, dass ein Verbot von Filterzigaretten Menschen und Umwelt vor Schäden bewahren könne. Die Tabak-Lobby sieht in dem Entwurf den ersten Schritt für ein mögliches Verbot von Filterzigaretten.

EU-Staaten könnten Verbot verhindern
Sollte die EU-Kommission ein Filterverbot auf den Weg bringen wollen, könnten die EU-Staaten das jedoch verhindern. Denn im Bereich der Gesundheitspolitik hat die EU nur eingeschränkte Kompetenzen.

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