Miese Stimmung in WK

Ohne rot zu werden: Die Kammer der Selbstbediener

Tirol
07.11.2025 12:10

Quasi ohne Genierer haben sich die Wirtschaftskammer-Präsidenten ihre Aufwandsentschädigungen um bis zu 49 Prozent erhöht. Für die Mitarbeiterschaft gibt es indes statt 4,2 nur 2,1 Prozent mehr Geld. Das drückt freilich (noch mehr) die Stimmung. Ein „Politik Inoffiziell“ von Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“.

Die Stimmung im Haus, vor allem in der Mitarbeiterschaft, sei schon mal besser gewesen, „aber in jüngster Zeit nicht mehr allzu oft“. Mit geballtem Sarkasmus brachte am Donnerstag ein Funktionär am Rande der Sitzung des Wirtschaftsparlaments das derzeitige Gemütsbefinden in der Wirtschaftskammer Tirol auf den Punkt.

Der Anlass: Das wohl beispiellose Zurückrudern des obersten Kämmerers Harald Mahrer, was die Senkung der Gehälter der Mitarbeiterschaft betrifft. Diese hätten laut einer Formel, die in der Vergangenheit nachweislich nicht immer zugunsten der Mitarbeiter ausschlug, 4,2 Prozent Gehaltserhöhung bekommen sollen. Nach viel medialem Gegenwind und dem entsetzten Aufschrei praktisch aller Parteien fällte Mahrer die Entscheidung, dass es statt der 4,2 Prozent nur mehr 2,1 Prozent Erhöhung gibt.

„Unter Präsident Leitl hätte es das nicht gegeben“ 
„Unter Altpräsident Christoph Leitl hätte es das nicht gegeben, dass man sich so von den WK-Mitarbeitern abwendet. Er ist zu ihnen gestanden, war halt aber weit weniger ein Selbstdarsteller, setzte sich hingegen stets für die Wirtschaft und ihre Ziele ein“, sagt ein Insider.

Nun wird es wenige bis kaum jemanden in der Bevölkerung geben, der auch nur ein Minimum an Mitleid mit den Kammerbediensteten aufbringt. Das ist wohl auch einem Ruf zu verdanken, den sich die Kammern insgesamt „hart erarbeitet“ haben. Insbesondere aber die Wirtschaftskammer, die gerne eher als „Verhindererkammer“ denn als „Fördererkammer“ bezeichnet wird – so manche Unternehmer können davon ein Lied singen.

Tirols WK-Präsidentin Barbara Thaler erhält nun 10.400 statt bisher rund 7000 Euro.
Tirols WK-Präsidentin Barbara Thaler erhält nun 10.400 statt bisher rund 7000 Euro.(Bild: Birbaumer Christof)

OÖ-Präsidentin Hummer erhält weniger als Thaler
Nun kann man zu Mahrers Rückzieher stehen, wie man will. Die Stimmung innerhalb der Mitarbeiterschaft wird er damit kaum angehoben haben. Auch wird er keinen Motivationsschub auslösen. Vor allem auch, weil die Mitarbeiter natürlich mitbekommen haben, dass sich die zehn absoluten Spitzenfunktionäre der Kammer – das sind neun Präsidenten bzw. Präsidentinnen in den Bundesländern sowie für die Wirtschaftskammer Österreich eben Präsident Mahrer – vor gar nicht allzu langer Zeit eine zum Teil saftige Erhöhung der „Aufwandsentschädigung“ gönnten.

Im Falle der Tiroler Präsidentin Barbara Thaler betrug der Anstieg satte 49 Prozent. Diese Zahl sieht auf den ersten Blick zwar ähnlich aus wie die eingangs erwähnten 4,2 Prozent für die Mitarbeiter, aber es handelt sich nicht um einen Kommafehler. Thalers Salär stieg von rund 7000 Euro Brutto auf nunmehr knapp 10.400 Euro Brutto im Monat. Im Vergleich dazu verdient etwa die oberösterreichische WK-Präsidentin Doris Hummer „nur“ 9853,07 Euro Brutto. Das ist insofern interessant, da Oberösterreich rund 90.000 aktive Mitgliedsbetriebe hat, Tirol hingegen nur rund 52.000 (laut WKO-Statistik, Stand 31.12.2024).

Aber möglicherweise braucht es in Tirol ja wesentlich mehr Aufwand für die zwangsbeglückten Kammermitglieder. Die „geringsten“ Aufwandsentschädigungen erhalten übrigens die Präsidenten von Kärnten (Jürgen Mandl) und Vorarlberg (Karlheinz Kopf) mit je knapp unter 7000 €.

Es geht aber noch deutlich mehr
Zu Thalers Verteidigung muss man jedoch erwähnen, dass sie den Höchstrahmen der Aufwandsentschädigung nicht ausgeschöpft hat. Im Gegensatz zum genannten Harald Mahrer, NÖ-Präsident Wolfgang Ecker und Wiens Kammerpräsident Walter Ruck, die sich ihren Funktionärsaufwand mit jeweils 14.075,82 Euro Brutto im Monat abgelten lassen.

Übrigens, Barbara Thaler sorgte bereits einmal im Zusammenhang mit Gehältern für Schlagzeilen: Im Vorjahr wurde im Zuge einer Analyse von Transparency International (TI) bekannt, dass sie das höchste jährliche Nebeneinkommen unter allen damals 19 österreichischen EU-Abgeordneten mit 65.357 Euro hatte. Damit nahm Thaler Rang 32 aller EU-Abgeordneten ein.

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