Trotz Teuerung ist Winterurlaub gefragt. Tirol profitiert davon. Die Touristiker erwarten eine sehr gute Saison. Viele Gäste haben bereits gebucht. Die frühen Skirennen im Ötztal sind ein zusätzlicher Turbo für die Nachfrage. Die war auch im Sommer groß.
Einen Tag vor bunter Herbstkulisse wandern, am zweiten Tag auf die Skipiste. Das ist im Herbst in Tirol möglich. Die Gletscher haben bereits geöffnet und Sölden bereitet sich auf den Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende vor. Was früher Saure-Gurken-Zeit war, ist heute Wachstumsmotor: die Zwischensaisonen. „Wir sind auf einem guten Weg zu einem Ganzjahrestourismus mit guter Wertschöpfung und hochwertigen Arbeitsplätzen“, fasste es Tourismus-Landesrat Mario Gerber (ÖVP) bei der Pressekonferenz am Mittwoch mit Sommerbilanz und Wintervorschau zusammen.
Wir sind ziemlich sicher, dass wir im heurigen Winter mit einem Plus abschließen werden im Vergleich zum Vorjahr. Die Vorzeichen dafür sind gut.

Patricio Hetfleisch, Tirol Werbung
Bild: Johanna Birbaumer
82 Prozent mit guter bis sehr guter Buchungslage
26,4 Millionen Nächtigungen wurden im vergangenen Winter erzielt. Laut einer aktuellen Erhebung berichten 82 Prozent der Betriebe für heuer von einer gleich guten oder sogar besseren Buchungslage. 57 Prozent gehen davon aus, ihr Umsatzergebnis halten zu können. 30 Prozent rechnen mit einem Plus. Auch Patricio Hetfleisch, Prokurist der Tirol Werbung, geht von Zuwächsen im Winter aus: „Wir stehen vor einer kompakten Saison mit früheren Ostern. Wenn das Wetter mitspielt, erwarten wir eine erfolgreiche Saison.“ Die Bilder der Skirennen aus Sölden und im November aus Gurgl kurbeln die Nachfragen zusätzlich an. „Diese Veranstaltungen sind von unschätzbarem Wert, so wie die gestohlenen Juwelen aus dem Louvre“, zieht Hetfleisch einen plakativen Vergleich.
Energiepreise, Löhne und teurere Lebensmittel belasten Betriebe. Sie sind gezwungen, diese Kosten weiterzugeben. Das passiert nicht aus Jux und Tollerei.

Alois Rainer, Wirtschaftskammer
Bild: Johanna Birbaumer
Beim leidigen Thema Personalmangel dürfte es heuer Entspannung geben. „Die neue Saisoniersregelung bringt Erleichterungen. Die Bewilligungen werden ab Dezember erteilt, nicht wie früher ab Jänner“, berichtet Alois Rainer, Tourismus-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Tirol. 1569 Arbeitskräfte aus Drittstaaten und 850 aus Ländern des Westbalkans umfasst laut Rainer das Kontingent.
„Auch virtuelle Fluglinie bleibt eine Option für uns“
Deutschland bleibt der Hauptmarkt. Doch andere Länder wie USA und arabische Staaten holen auf. Da schmerzt der Wegfall der Flugverbindung nach Frankfurt doppelt. Auch Wien-Flüge stehen immer wieder in Diskussion. LR Gerber verweist auf Verhandlungen über diese Strecken. Auch eine virtuelle Regional-Airline, getragen von Tiroler Unternehmen, bleibe eine Option.
Die Nahmärkte bleiben die Basis für Tirols Tourismus. Aber zur Steigerung von Aufenthaltsdauer und Wertschöpfung müssen wir internationaler denken.

Mario Gerber, Tourismus-LR
Bild: Johanna Birbaumer
Die Wetteraussichten sind gut, also schnell mal für ein paar Tage in die Berge – davon profitiert Tirols Tourismus im Sommer, vor allem auf dem wichtigen deutschen Markt. Die Kehrseite der Medaille: viel Kurzurlaube mit großem Aufwand für die Betriebe und Nebenwirkungen wie mehr Verkehr.
Auch die Bilanz des heurigen Sommers spiegelt den Trend zu Kurzurlauben wider. Von Mai bis Ende September kamen 5,9 Millionen Urlauber nach Tirol (+3,7%) und sorgten für 20,8 Millionen Nächtigungen (+2,3%). Die Aufenthaltsdauer war mit durchschnittlich 3,5 Tagen aber deutlich niedriger als der Zehn-Jahres-Schnitt (3,9 Tage). Die Gäste blieben auch kürzer als im Vorjahr. Als eine Gegenstrategie nennt Patricio Hetfleisch, Prokurist der Tirol Werbung, die Internationalisierung. „Kommen Gäste von weiter her, dann bleiben sie meistens auch länger“, nennt Hetfleisch die Formel. Als Beispiel führt er arabische Urlauber an, bei denen starke Zuwächse verbucht werden – wenn auch auf niedrigem Niveau.
Wertschöpfung liegt bei 2,63 Milliarden Euro
Die Sommersaison gewinnt an Bedeutung, auch in Sachen Wertschöpfung. Die ist laut Berechnung des Management Center Innsbruck auf 2,63 Milliarden Euro gestiegen. „Das entspricht einem inflationsbereinigten Wachstum von zwei Prozent“, rechnet Tourismus-Landesrat Mario Gerber vor. Die Oktober-Nächtigungen fehlen in der Sommerbilanz noch. Originellerweise sind es viele Skifahrer, die im Oktober für Sommernächtigungen sorgen.
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