Mit internationalen Musicals und Operetten will Andreas Gergen das Publikum nach Baden locken. Mit dem US-Hit „Wicked“ („Böse“) starte er am Freitag seine Direktion. Wir baten ihn davor zum Gespräch.
„Krone“: Herr Gergen, Sie haben mit dieser Saison die Bühne Baden übernommen – wenn man Ihre Karriere betrachtet, passt das ja wie angegossen.
Andreas Gergen: Ich würde sagen ja (lacht). Die Gelegenheit kam wie gerufen in meinem Leben. Ich durfte hier schon zweimal inszenieren. Einmal „Sunset Boulevard“ im Jahr 2023 und vergangenen Sommer dann das Musical „Chess“. Ich liebe die Atmosphäre in der Stadt und fühle mich da sehr wohl.
Auf Ihrem Spielplan finden sich neben vielen Musicals auch Operetten – im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger Michael Lakner gibt es ab nun keine Opern mehr.
Es war ein ausdrücklicher Wunsch, keine Oper mehr zu spielen. So stand es auch in der Ausschreibung. Baden war und ist eine Operettenmetropole und das werde ich weiter pflegen und sowohl große Titel als auch unbekanntere Stücke zur Aufführung bringen. Zwei Drittel des Spielplans werden spannende Musicals sein, das heißt es wird viele deutschsprachige und österreichische Erstaufführungen geben.
Zum Beispiel?
Etwa die deutschsprachige Erstaufführung von „Matilda“, dessen Rechte ich bekommen habe. Das war ein großer Erfolg im Londoner Westend, und das ist natürlich toll für das kleine Stadttheater Baden.
Wie ist Ihnen das gelungen?
Ich habe durch meine langjährige Tätigkeit in dem Bereich sehr viel Vorschussvertrauen von den Lizenzgebern, also sprich dem deutschsprachigen Verlag, mit dem ich über viele Jahre eine ganz tolle Zusammenarbeit pflege. Alles in allem eine lange Geschichte und sehr viele Zufälle, die zu dem geführt haben, wo ich heute bin.
Sie starten mit dem Musical „Wicked“. Wenn man sich so umhört, flippen Kinder völlig aus, dass das nun in Österreich zu sehen ist – war das Ihr Wunsch-Auftakt?
Ich sage, ich hätte es mir nicht besser wünschen können. Aber ursprünglich habe ich für ein anderes Stück eine Anfrage gestellt, das ich aber nicht bekommen habe.
Verraten Sie, welches?
Das war „Les Misérables“, aber das stand zu der Zeit nicht zur Verfügung, weil eine englischsprachige Tour durch Österreich geplant, dann habe ich überlegt, was könnte ein ebenso sensationeller Auftakt sein und habe mich eines alten Kontakts zu dem „Wicked“-Komponisten Stephen Schwartz besonnen und ihn gefragt, ob ich die Rechte für eine kleine und sehr ungewöhnliche Produktion, also so wie man „Wicked“ von Broadway und West End überhaupt nicht kennt, haben kann. Weil wir uns schon so lange kennen, hat er mir gesagt, dass er meine Anfrage unterstützt und nach einem halben Jahr bekamen wir dann die Zusage. Ich habe dabei eben alles, was ich in meinem Künstlerleben an Erfahrung, Expertise und Kontakten gesammelt habe, für das Projekt „Bühne Baden“ investiert und mit in die Waagschale geworfen, und ich glaube, mit „Wicked“ kann ich sehr gut zeigen, wer ich bin und was ich aus der Bühne Baden machen kann.
„Wicked“ läuft ja am Broadway mit einem enormen technischen Aufwand - wie soll das in Baden funktionieren?
Die Herausforderung bei dieser Produktion ist es, komplett umzudenken, und dieses riesige Stück, mit seiner wahnsinnigen Bühnentechnik, den Gegebenheiten der Bühne Baden anzupassen. Und da musste ich schon in der Bewerbung für die Lizenz ein Regiekonzept schreiben, was dann in Amerika bei den Entscheidungsträgern abgesegnet wurde. In Baden wird es ganz anders sein. Ein spielerischer Ansatz und nicht der Versuch, eins zu eins eine Realität auf der Bühne darzustellen, mit ständig wechselnden Bühnenbildern, sondern tatsächlich über die Menschen und das Ensemble die Geschichte zu erzählen. Und wir haben mit Hauptdarstellerin Laura Panzeri eine großartige Elphaba: Sie hat für die beiden „Wicked“-Verfilmungen jeweils die italienische Synchronstimme gesungen.
Im November folgt Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Was werden Sie daraus machen?
Mein Zugang generell ist: Wenn man den Geschichten treu bleibt, das Publikum an die Hand nimmt, durch eine Geschichte und eine modernere oder relevantere Konzeption führt, dann geht das Publikum auch mit.
Das heißt konkreter?
Es muss alles nachvollziehbar und verständlich bleiben innerhalb der Geschichte. Insofern habe ich da auch die Regie-Teams ausgesucht und gesagt, ich möchte, dass ihr die Operette und die Geschichte ernst nehmt. Und genau mit dieser Philosophie möchte ich die klassischen Stücke, die Operetten auf die Bühne bringen. Ich möchte schon, dass man eine modernere, sagen wir urbanere Handschrift sieht, aber dass es auf jeden Fall in der Interpretation nachvollziehbar bleibt.
Das Orchester des Stadttheaters Baden, das spezialisiert auf Musical und Operette ist, soll aufgelöst und durch das Symphonieorchester des Landes Niederösterreich, die Tonkünstler, ersetzt werden. Sie haben sich, wie viele Kollegen äußerst kritisch dazu geäußert. Wie soll das nun weitergehen?
Ich habe ein Statement dazu gegeben und stehe weiterhin zu meinem Wort. Es ist Teil meiner Aufgabe, das Steuer in der Hand zu halten und durch diese Klippen hindurch zu navigieren. Es soll ja noch Gespräche in die eine oder andere Richtung geben, und das gilt es jetzt abzuwarten.
Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt, das Sie in Baden erreichen möchten?
Mir ist es ganz wichtig, das bisherige Publikum zu behalten und ein junges Publikum zu gewinnen und neu zu entdecken. Das wäre ein großer Wunsch von mir. Die große Herausforderung ist es, diesen Spagat zu bewältigen – sprich über die Musicals auch ein neues Publikum für die Operetten zu begeistern.
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