


Das Theater in der Josefstadt sorgt im dichten Premierenreigen für ein Ereignis in den noch jungen Herbstspielplänen. Nikolaus Habjans Interpretation von Neville Tranters Hitler-Groteske „Schicklgruber“.
Eine einzige österreichische Regiehandschrift hat in den vergangenen Jahrzehnten den Weg in die Theaterwelt gefunden und dort mächtige Spuren hinterlassen. 2012 entdeckte Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann den damals 25-jährigen Regisseur, Puppenspieler und -bauer Nikolaus Habjan.
Hartmann inszeniert derzeit an der Josefstadt Bernhards „Theatermacher“ mit dem scheidenden Direktor Herbert Föttinger. Der ist mit seiner Nachfolgerin Marie Rötzer keineswegs im Reinen. Aber auf den mittlerweile an die Spitze gelangten Habjan setzen beide.



Groteske Puppenmagie
„Schicklgruber“ beruht auf einer Schöpfung von Habjans Lehrmeister, dem Puppenmagier Neville Tranter. Gegenstand sind die letzten Stunden im Führerbunker. Das Sujet wurde oft bearbeitet, aber nie so: Habjan und Manuela Linshalm führen alle Puppen und sprechen deren Texte. Sie verzichten – eine Wohltat zu Zeiten theatraler Videomüllhalden – auf technische Schummelhilfen und sind stets sichtbar. Aber die unfassbar organischen Bewegungen und die hypnotischen Augen der Puppen üben solche Kraft aus, dass ihnen niemand entkommt.
Alle guten Geister Chaplins, Brechts und Taboris haben da zusammengeholfen, das Gebotene ist irrwitzig komisch und verstörend zugleich. Die Fratzen Hitlers, Eva Brauns, Goebbels’ und Görings wecken neben Abscheu fast Erbarmen ob ihrer Jämmerlichkeit. Und wenn sich das totemartige Vogelwesen die sechs Goebbels-Kinder holt, bricht einem das Herz. Zu Zeiten des aufkochenden Antisemitismus unter dem schändlichen Vorwand der Menschenrechtsobsorge ist das die Aufführung der Stunde.
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