Das Volkstheater hat sich an der Adaption eines Film-Klassikers versucht. Regisseurin Felicitas Brucker scheitert jedoch trotz toller Schauspieler an Michael Hanekes Meisterthriller „Caché“.
Filme zu dramatisieren, sollte besonderen Könnern vorbehalten sein: Für die grenzenlose Welt aus Bildern, Schnitten und Überblendungen ist das Theater nicht ausgestattet. So wird die zweite Produktion der neuen Volkstheaterdirektion ihrer ehrgeizigen Papierform nicht gerecht.
Dabei wurde das Beste investiert: die ins Ensemble zugewanderten Hochkaräter Johanna Wokalek und Sebastian Rudolph stemmen sich mit Hingabe in das 20 Jahre alte Meisterwerk „Caché“ aus der Albtraumwelt des großen Filmregisseurs Michael Haneke. Wahrscheinlich ließe sich der mit kalter Sachlichkeit Richtung Abgrund weisende Thriller um den Zusammenbruch einer Upper-class-Familie gut in ein Kammerspiel verwandeln: Eine verdrängte Schuld aus der Kindheit setzt die Katastrophe in Gang – purer Freud ist das, herrliches Schauspielerfutter.
Und tatsächlich suchen Wokalek und Rudolph mehrfach Augenhöhe mit der Originalbesetzung Juliette Binoche und Daniel Auteuil. Sie haben starke Momente, auch Bernardo Arias Porras und Moritz Grossmann tun ihr Bestes.
Leider hat die Regisseurin Felicitas Brucker (wohl aus technischem Ungenügen) beschlossen, statt eines Kammerspiels einen halben Film herzustellen. Klar, dass sie sich da überhoben hat: Haneke ist sie keiner.
Unablässig wird etwas übertragen, zugespielt, auf den Eisernen und zwei Videowände projiziert. Das Resultat: ein Remake aus der B-Liga. Statt in ihren Rollen aufzugehen, kämpfen die Ausnahmeschauspieler gegen Elektrosmog.
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