Einen neuen Vorstoß für längeres Arbeiten im Alter macht Sozialministerin Korinna Schumann. Ähnlich der Behinderten-Quote soll eine Älteren-Quote für Unternehmen mit einem Bonus-Malus-System eingeführt werden. Ziel ist es, Menschen über 60 in Beschäftigung zu halten. Aus der Wirtschaft kam prompt ein ablehnender Aufschrei.
Die budgetäre Lage und der Konsolidierungsbedarf zwingt die Regierung dazu, über weitere Maßnahmen zur Anhebung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer nachzudenken. Im Regierungsprogramm ist ein Anreizsystem zur Anhebung der Beschäftigung älterer Personen vorgesehen.
Ein „Bonus-Malus-System“ ist nicht expliziert festgehalten, aber für Schumann eine Möglichkeit. Konkret könnten Leistungen für Arbeitgeber aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) an eine Älteren-Quote gebunden werden.
Ausgehend von einem Grundmodell (siehe Infokasten) können verschiedene Elemente dazukommen. Dienstgeber, die die Zielquote erfüllen, profitieren weiterhin von den geltenden Abgabenbefreiungen – wie Beitragsbefreiungen im Sozialversicherungssystem, im Bereich des FLAF, der Unfallversicherung und der Arbeitslosenversicherung. Bei Nichterreichen der Dienstgeberquote entfallen für diese Betriebe im kommenden Jahr die Abgabenbefreiungen für ältere Mitarbeiter.
Möglich ist auch eine zusätzliche Beitragsreduktion zum FLAF für alle 55- bis 59-jährigen Beschäftigten des Dienstgebers, wenn dieser die Zielquote erreicht, sowie Ausgleichszahlungen für Unternehmen mit über 20/25 Mitarbeitern, die keine oder zu wenige Beschäftigte ab 60 Jahren haben. Auch eine einmalige Neueinstellungsprämie von etwa 1000 Euro pro Personen der Altersgruppe ab 55 Jahren ist für Schumann denkbar, wie sie in der ORF-„Pressestunde“ sagte. Das Modell soll jedenfalls aufkommensneutral für den Bundeshaushalt sein.
Arbeitslosenquote bei Älteren besonders hoch
In der Altersgruppe 55+ ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch. „Die reine Bitte von mir, mehr Ältere einzustellen, wird zu wenig sein“, begründete die Sozialministerin, weshalb es ein „Anreizsystem“ für Unternehmen brauche. Quotenregelungen gebe es auch bei Menschen mit Behinderungen.
Die reine Bitte von mir, mehr Ältere einzustellen, wird zu wenig sein.

Sozialministerin Schumann setzt nicht auf Freiwilligkeit.
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
Gewerkschaft unterstützt Vorschlag der Ministerin
Unterstützung kam prompt von der Gewerkschaft, Schumanns politischer Heimat. Rund 30 Prozent der Betriebe über 20 Mitarbeiter hätten niemanden über 60 angestellt, kritisiert der ÖGB. Eine „Älterenquote“, bei der Betriebe mit über 20 Beschäftigten bei Erreichen eine Unterstützung erhalten und bei Nichterreichen einen Ausgleich zahlen, sei „nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft. Der ÖGB wird alle politischen Initiativen unterstützen, die ein solches Anreizsystem auf den Weg bringen“, betont Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth.
Aufschrei aus Wirtschaft und Industrie
Ganz anders fiel naturgemäß die Reaktion des Wirtschaftsbunds aus. Es brauche kein „Moralisieren“ und kein „Unternehmer-Bashing aus dem letzten Jahrhundert“, so die scharfen Worte von Generalsekretär Kurt Egger. Stattdessen forderte er, wie schon am Samstag Wirtschaftskammer-Generalsekretär Jochen Danninger ein „Fairnesspaket“ mit Maßnahmen gegen Sozialleistungsbetrug. Auch die Industriellenvereinigung sieht den Vorschlag negativ: „Das wäre eine weitere Maßnahme, die die Unternehmen, von denen ohnehin viele ums Überleben kämpfen, noch stärker mit Bürokratie belastet“, meinte Generalsekretär Christoph Neumayer.
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