In Großwarasdorf erinnerten sich Politiker bei einem Festakt an den langen Weg bis zu den zweisprachigen Ortstafeln im Burgenland. In der Vergangenheit war man sich nicht immer so einig wie heute. Kritik gibt es noch immer.
Es war gestern ein Festtag für die Gemeinde Großwarasdorf /Veliki Boristof mit dem Schülerchor der zweisprachigen Mittelschule, Tamburizzas und Sonnenschein. Viele Bewohner kamen, um die erste zweisprachige Ortstafel des Burgenlandes zu feiern. Sie ist ein Symbol der Gleichbehandlung aller Volksgruppen. Die kroatische Volksgruppe lebt hier seit rund 500 Jahren. Der Weg zum zweisprachigen Ortsschild war allerdings lang. Im Staatsvertrag wurden 1955 zweisprachige Ortstafeln als Volksgruppenrecht verankert. Dennoch sollte es wegen Uneinigkeit der Großparteien 45 Jahre bis zur Umsetzung im Burgenland dauern.
Politiker als Zeitzeugen erinnerten sich
Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Niki Berlakovich (ÖVP), erinnerte sich beim Festakt: „Ich war damals im Landtag Volksgruppensprecher. Den Beschluss, die Ortstafeln aufzustellen gab es bereits seit sieben Jahren, als ich unter der international stark kritisierten Regierung Schüssel/Haider ein ,Window of Opportunity‘ (Anm. Fenster für Möglichkeiten) sah, zu zeigen, dass diese Kritik unberechtigt ist. Die SPÖ unter Landeshauptmann Stix hatte damals Probleme, dies umzusetzen.“ Man habe eine Volksbefragung überlegt. Berlakovich: „Aber man konnte doch nicht die Mehrheit über die Rechte einer Minderheit abstimmen lassen.“
Kampagne um zwei Millionen Schilling
Um die Bevölkerung für das Vorhaben positiv zu stimmen, wurden 2 Millionen Schilling für eine Werbekampagne ausgegeben. Unter dem ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) wurde schließlich die erste Ortstafel im Jahr 2000 aufgestellt. Auch er erinnerte sich: „Ja, die Möglichkeit war da und der damalige Landeshauptmann Karl Stix war auch ein großartiger Politiker. Ich weiß, dass die Ortstafel nur ein Symbol ist. Aber es zeigt, dass die kroatische Volksgruppe wichtig ist als ein Teil des ,Österreichertums’.“
Schüler der zweisprachigen Mittelschule sind kritisch
Wichtiges Symbol dafür sei auch die zweisprachige Mittelschule im Ort, die den Festakt mit Musik und einem politikkritischen Sketch umrahmte. Und am Ende auch noch mit Tafeln darauf aufmerksam machte, was zur gelebten Zweisprachigkeit derzeit noch fehle: etwa ein eigener Radiosender oder die Erhöhung von Fördermitteln.
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion meinte Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ): „Die zweisprachigen Ortstafeln sind bei uns eine Selbstverständlichkeit, weil das Burgenland steht wie kein anderes Bundesland für Respekt, Offenheit und das gemeinsame Miteinander.“
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