Die Heerschar der Heiligen ist nunmehr also um einen Namen reicher: Der amerikanische Papst hat den im Jahre 2006 verstorbenen Carlo Acutis, einen damals 15-jährigen Computer-affinen Jugendlichen, heiliggesprochen.
EINERSEITS wird allenthalben berichtet, dass der junge Mailänder, der an einer besonders aggressiven Form von Leukämie verstarb, zeitlebens herzlich, mitfühlend und eben auch besonders fromm gewesen sei. Er wäre täglich in den Gottesdienst gegangen und habe auch eine Internet-Liste über Hostien-Wunder erstellt. Und überdies seien durch ihn zwei Wunderheilungen – Voraussetzungen für eine Heiligsprechung – verbürgt.
ANDERERSEITS hört man, dass die Belege für diese Wunderheilungen vorwiegend von seiner Mutter kämen. Und die eine oder andere kritische Stimme stellt die Frage, ob die PR-Abteilung des Vatikans nicht in erster Linie einen jungen, dem digitalen Zeitalter entsprechenden Heiligen, also einen „Influencer Gottes“ haben wollte, um sich ein modernes Image zu geben.
Die Zeiten jedenfalls, als die Heiligen der katholischen Kirche als Märtyrer für ihren Glauben gekreuzigt oder von Löwen in der Arena zerfleischt werden mussten, um zur Rechten Gottes sitzen zu dürfen, sind offenbar vorbei. Heute reicht für die Heiligmäßigkeit offenbar eine Reihe von frommen Postings. Hoffen wir nur, dass die Kirche sich nicht insgesamt in eine WhatsApp-Gruppe umwandelt.
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