Kritik vor Schulstart

System in Wien begünstigt Brennpunktschulen

Wien
27.08.2025 16:00

Die ungleiche Verteilung von außerordentlichen Schülern, der Mangel an Lehrern sowie von Kindergärtnern – die Grünen zeichnen ein verheerendes Bild zum Schulstart in Wien. 

Wien produziert seine Brennpunkte selbst: Nicht der Unterschied zwischen Bezirken ist entscheidend, sondern die enorme Differenz innerhalb einzelner Grätzel. Neueste Zahlen bestätigen die extremen Abweichungen. „50 Prozent der Erstklassler können dem Unterricht nicht ausreichend folgen – und 80 Prozent von ihnen waren davor mindestens zwei Jahre in einem Wiener Kindergarten“, so Grünen-Chefin Judith Pühringer. „Das zeigt, wie früh die Probleme beginnen. Ein Kind, das heute in die Schule kommt, hat weniger Chancen als noch vor fünf Jahren.“

Große Unterschiede schon in Bezirken
Eine jetzt vorliegende Antwort auf eine Anfrage der Grünen zeigt die enorme Spannweite und das Problem auf: Im 20. Bezirk hat die eine Volksschule 46,4 Prozent außerordentliche Kinder – also Schüler, die wegen mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht folgen können und daher als „außerordentlich“ (AO) geführt werden. Gleichzeitig existiert im selben Bezirk eine Schule mit nur zwei Prozent AO-Anteil.

Grünen-Chefin Judith Pühringer mit den beiden Bildungssprechern Julia Malle (links) und Felix ...
Grünen-Chefin Judith Pühringer mit den beiden Bildungssprechern Julia Malle (links) und Felix Stadler samt Schultüte mit Forderungen für Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos).(Bild: Zwefo)
Die Grünen kritisieren die ungleiche Verteilung von außerordentlichen Schülern in den einzelnen ...
Die Grünen kritisieren die ungleiche Verteilung von außerordentlichen Schülern in den einzelnen Bezirken.(Bild: Holl Reinhard)

Auch in anderen Bezirken wie Währing ist es ähnlich. „Was unsere neue Anfrage sehr eindringlich zeigt, ist eine sprachliche Segregation von Schulen innerhalb der Bezirke“, so Grünen-Bildungssprecher Felix Stadler. Der Lernerfolg hänge, so Stadler, nicht nur vom Elternhaus ab, sondern stark von der Klassenzusammensetzung: „Es macht einen enormen Unterschied, ob ich in einer Schule mit 55 Prozent außerordentlichen Schülern sitze oder in einer mit zehn.“

Tricksen, um Platz in Schule zu bekommen
Die Ursachen liegen auf der Hand: Eltern mit Möglichkeiten weichen in Schulen mit besserem Ruf aus. Wer weniger Auswahl hat, bleibt zurück. Stadler: „Manche Eltern tricksen sogar mit Fake-Adressen, um in eine ,bessere‘ Schule zu kommen.“ So entstehen Brennpunkte nicht über Nacht – sondern durch ein System, das soziale Durchmischung dem Zufall überlässt. Zusätzlich verschärft wird die Situation durch den grassierenden Personalmangel.

Zu Schulbeginn fehlen in Wien 22 Volksschulklassen die klassenführenden Lehrer. Viele Direktionsposten sind vakant, für etliche Schulen gibt es nicht einmal Bewerber. Und drei Viertel aller Pflichtschulen haben bis heute keinen Schulsozialarbeiter. Und in den Kindergärten sind immer noch über 600 Stellen nicht besetzt.

Reform der Schulplatzvergabe
Die Grünen fordern ein „Update“ der Zuteilung: Eltern sollen weiter Schulen wählen können, zusätzlich zur Wohnortnähe und Geschwistern sollen aber Erstsprache und Bildungsgrad der Eltern berücksichtigt werden. „Es geht nicht um ein kompliziertes System“, betont Pühringer. „Zwei Fragen mehr – und schon kann Durchmischung besser gelingen.“ 

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