Fachleute zeigen auf

Akkus im Haushalt: So brandgefährlich sind sie

Tirol
26.08.2025 19:00

Rasenroboter, E-Bike, Computer, elektrische Zahnbürste – ohne Akkus geht im Alltag nichts mehr. Wie gefährlich Energiespeicher sein können, vergessen viele Nutzer. Alte Akkus landen oft im Restmüll. Was passieren kann und wie man es verhindert. Und warum Fachleute ein Pfandsystem skeptisch sehen.

Bei der Tiroler Feuerwehr gibt es längst eine eigene Statistik für Brände durch Akkus. „Rund 150 waren es im Vorjahr. Davon ein Drittel in Privathaushalten – Tendenz stark steigend“, erläutert Landesfeuerwehrinspektor Rene Staudacher. Gemeinsam mit der Tiroler Versicherung und Harald Höpperger als Vertreter der Entsorgungsbranche machte Staudacher bei einem Pressetermin auf die steigende Gefahr von Akkubränden in Haushalten aufmerksam.

Welche Gefahrenquellen gibt es?
Billigprodukte, falscher Gebrauch, nicht erkannte Beschädigungen und – vor allem – falsche Entsorgung gehören zu den besonderen Gefahrenquellen im Haushalt. „Alle Akkus sind potenziell gefährlich. Das beginnt bereits bei der Grußkarte mit integrierter Musikuntermalung“, warnt Staudacher und ergänzt: „Mit der Größe des Akkus steigt das Risiko.“

Auch noch so kleine Energiespeicher können zum Problem werden.
Auch noch so kleine Energiespeicher können zum Problem werden.(Bild: Birbaumer Christof)

Wie rasch Akkus im Restmüll zu brennen beginnen können, darauf weist Harald Höpperger von der gleichnamigen Entsorgungsfirma hin und appelliert: „Akkus gehören zu den Problemstoffen. Sie haben im Restmüll nichts verloren.“ In seinem Unternehmen komme es mittlerweile jede Woche zu einem Brand durch falsch entsorgte Akkus. „Wir haben 1,5 Millionen Euro in Schutzmaßnahmen investiert. Aber die Gefahr eines großen Feuers bleibt“, zeigt Höpperger auf.

Entsorger für Belohnung statt Pfandsystem
Viele fordern mittlerweile ein Pfandsystem für Akkus, um Endverbraucher zu disziplinieren. Für Höpperger ist das kaum umsetzbar, „weil viele Produkte direkt aus dem Ausland kommen“. Die Branche sei derzeit mit der Politik in Verhandlung über ein Belohnungssystem für jene, die Akkus richtig entsorgen.

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Ein Pfandsystem für Akkus ist kaum umsetzbar, weil viele Produkte direkt aus dem Ausland kommen.

Harald Höpperger, Entsorgungsfirma Höpperger

Mechanische Belastungen können Akkus innerlich beschädigen – selbst dann, wenn äußerlich keine Kratzer oder Dellen zu sehen sind. Die empfindlichen Zellstrukturen im Inneren reagieren auf Druck, Stöße oder Biegung mit feinen Rissen oder Kurzschlüssen, die sich erst später in Überhitzung oder Brand äußern können. Auch extreme Temperaturen – ob Hitze im Sommerauto oder Frost im Winter – setzen Akkus zu, verkürzen ihre Lebensdauer und erhöhen das Risiko einer thermischen Reaktion. Diese wiederum führt zu einer Erhitzung des Akkus und einem möglichen Brand.

Löschgranulat ist gut geeignet, um kleine Brände zu ersticken.
Löschgranulat ist gut geeignet, um kleine Brände zu ersticken.(Bild: Birbaumer Christof)

Die Tiroler Versicherung setzt auf Aufklärung und hat gemeinsam mit dem Verband der österreichischen Länderversicherer und dem Feuerwehrverband Tirol die Broschüre „Brandgefährliche Energiebündel“ aufgelegt. Darin enthalten sind praktische Hinweise zum Umgang mit Akkus. „Schon einfache Sicherheitsmaßnahmen können große Schäden verhindern“, rufen Franz Mair und Isolde Stieg vom Vorstand der Tiroler Versicherung in Erinnerung.

Verschärfte Lage
Entsorger investieren Millionen in Brandschutz

Brennt ein Recyclinghof, ist der Löschversuch nach wenigen Sekunden oft schon zu spät. Das zeigten die jüngsten Großbrände in Osttirol oder zuletzt in Pill. Die Folgen sind tagelange Einsätze der Feuerwehr.

Wie das Risiko eines solchen Szenarios minimiert werden kann, weiß Alfred Egger, Obmann des Tiroler Abfallwirtschaftsverbandes: „Bei der Aufbereitungsanlage im Ahrental gibt es eine Wärmebildkamera, die rund um die Uhr läuft. Wenn sich etwas erwärmt und eine bestimmte Temperatur überschritten wird, kommt automatisch ein Löschstrahl mit Schaum und Wasser.“ Innerhalb wenigen Sekunden kann hier somit reagiert werden.

Ende Juni zerstörte ein Großbrand die Recyclinganlage in Nußdorf-Debant in Osttirol.
Ende Juni zerstörte ein Großbrand die Recyclinganlage in Nußdorf-Debant in Osttirol.(Bild: Obererlacher)

Dass es eine technische Lösung wie diese nicht im Nachhinein verpflichtend auf jeder Anlage gibt, hat einen einfachen Grund: Bestehende Anlagen wurden bereits genehmigt und laufen deshalb mit den entsprechenden Standards.

Egger gibt zu bedenken, dass es für Bürger mehr als nur gesundheitliche Risiken gibt, wenn ein Recyclinghof brennt: „Die beste Lösung wäre, Batterien gar nicht erst über den Restmüll zu entsorgen. Ansonsten wird es darauf hinauslaufen, dass die Müllgebühren steigen, weil auch Versicherungen aussteigen, wenn es Schäden in Millionenhöhe gibt.“ Dass die Sensibilisierung gelingt, dessen ist sich Egger ob der umweltfreundlichen Einstellung vieler Tiroler sicher.

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