Alarmsignal im Rinderstall: Ein Fleischriese aus Übersee verbreitet durch die Übernahme von großen Betrieben Angst und Sorgen in Österreichs Landwirtschaft. Die Branchenvertreter warnen und richten Forderungen an die Regierung.
Zahlreiche besorgte Bauern meldeten sich bei der „Krone“. Es geht um den erhöhten Druck des US-Konzerns OSI auf die heimische Landwirtschaft. OSI hat den traditionsreichen Schlachthof Alpenrind übernommen – 2017 pikanterweise via Raiffeisen – und sorgt seitdem in der heimischen Agrarbranche für Unruhe. Kritiker befürchten, dass der Einstieg des internationalen Fleischriesen tiefgreifende Folgen für die österreichische Rinderwirtschaft haben könnte.
Aktuell ist der Kauf des niederösterreichischen Schlachters Grandits geplant. Nach Informationen aus der Branche versucht OSI, möglichst viele Landwirte an seine Infrastruktur zu binden. Für höhere Abnahmepreise würden dabei Tiertransporte aus ganz Österreich in Kauf genommen – ein Vorgehen, das nicht nur aus Tierschutzsicht, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive äußerst kritisch gesehen wird.
Warnung vor Übernahme
„Das Ziel eines solchen Konzerns ist nicht, den heimischen Markt zu ergänzen, sondern ihn vollständig zu übernehmen“, warnt etwa Arthur Kroissmayr, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der AGES und selbst Rinderbauer. Aus seiner Sicht liegt die Gefahr darin, dass internationale Lebensmittelkonzerne zunächst die bestehende Lieferkette – vom Landwirt über Viehhändler und Schlachter bis hin zum Handel – einbinden, dann stören und am Ende vollständig ersetzen. Mit entsprechenden Auswirkungen auf Preise und die heimische Branche. Nun sei die Politik für ein entschiedenes Gegensteuern gefordert
Ministerium: „Werte gilt es zu schützen“
Die „Krone“ fragte beim zuständigen Minister Norbert Totschnig (ÖVP) nach. Das Ministerium bedankte sich für die Schilderung der Sorgen der Branche und teilte mit, dass diese geprägt sei von einer vergleichsweisen kleinteiligen, familiengeführten Struktur, höchsten Qualitätsstandards, kurzen Transportwegen und den strengsten Tierwohlauflagen. „Diese Werte gilt es zu schützen. Der Markteintritt großer internationaler Akteure darf nicht zu einer Verdrängung regionaler Betriebe oder zu einer Gefährdung unserer bewährten Strukturen führen. Wir beobachten dies in solchen Fällen genau.“
Man setze auf die Wahrung des fairen Wettbewerbs und die Sicherung regionaler Wertschöpfungsketten sowie kurze Tiertransporte, um die Versorgungssicherheit, aber auch das Tierwohl und das Klima zu schützen.
Die heimische Rinderbranche wird jedenfalls genau beobachten, wie die Politik auf die besorgniserregenden Entwicklungen reagieren wird.
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