Nach Misserfolgen bei Kaufhaus Österreich, E-Card und Co. versucht sich das offizielle Österreich an der nächsten digitalen Mutprobe. Die „Krone“ machte den Selbsttest und staunte über teils kurze Behördenwege!
Kaum ein Regierungsvorhaben wurde in den vergangenen Jahren so auf Hochglanz poliert wie die ID Austria. Auf Broschüren posieren Pensionisten mit Smartphones, und Minister sowie Staatssekretäre lächeln bei der lauthals ausgerufenen 8-Minuten-Challenge in die Kameras — aus dem Politsprech klingt dann immer dieselbe Botschaft: Bequemlichkeit, EU-Konformität, „einfach unterschreiben, fertig“.
Staatssekretär Alexander Pröll fasst die Ambition zusammen: „Die ID Austria fungiert als digitaler Generalschlüssel für Verwaltung, Wirtschaft und Alltag.“ Doch hinter dem Slogan kracht es — und manche fragen: Wer hält eigentlich im Endeffekt wirklich den Schlüssel zu unseren Daten in der Hand?
Kritiker sehen in dem Projekt nicht nur ein praktisches Werkzeug, sondern eine potenzielle Machtkonzentration von Daten, Zugängen und — im schlimmsten Fall auch Kontrolle. Nach den Debatten um Bundestrojaner und „privaten“ Treffen Prölls mit ominösen Cyber-Experten im Tiroler Seefeld herrscht noch größere Unsicherheit im Land.
Der Alltag wird digital und hoffentlich auch einfacher
Fakt ist, die ID Austria bietet nebst aller Bedenken auch eine Vielzahl von Vorteilen, die den Alltag deutlich vereinfachen und viele bislang auch mühsame Amtswege überflüssig machen. Sie dient als sicherer digitaler Ausweis, mit dem man sich bei öffentlichen Einrichtungen und sogar privaten Diensten eindeutig identifizieren kann.
Dadurch lassen sich zahlreiche Anträge und Erledigungen bequem online durchführen – rund um die Uhr, ohne lästige Wartezeiten. Man kann zum Beispiel auch den Wohnsitz ummelden, Wahlkarten beantragen oder Steuererklärungen über Finanz-Online abgeben, ohne überhaupt ein Amt betreten zu müssen. Auch Geburtsurkunden, Heiratsurkunden oder Strafregisterauszüge können künftig digital angefordert und signiert werden.
Unternehmen wiederum nutzen die ID Austria mittlerweile schon für elektronische Signaturen von Verträgen, für den Zugang zu Serviceportalen oder zur Gründung einer Firma im digitalen Verfahren – einfacher geht es wohl gar nicht mehr!
Im Endeffekt bleibt der Bürger skeptisch zurück: Das neue Vorzeigeprojekt des Staats ist ein technisch und organisatorisch mächtiges Projekt — mit echten Vorteilen für Verwaltung und Privatpersonen. Wenn aber ein System zu zentral wird, müssen Transparenz, unabhängige Sicherheitsprüfungen, dezentrale Ausweichoptionen und klare Limits auf Datenzugriffe gewährleistet sein.
Und im Endeffekt sind die versprochenen acht Minuten bis zur endgültigen Freischaltung im Netz auch nur eine Illusion – fragt man die Generation 70 plus.
Schneller Service direkt beim Amt
Aller Anfang ist schwer, und so machte sich nun auch ein – nicht ganz so Technik-affiner – „Krone“-Reporter auf den Weg zur ID-Austria-Servicestelle. Nach dem Prinzip „First come, first serve“ ging es am Vormittag bei der Wiener Stadtinformation rasch zur Sache. „Bewaffnet“ mit amtlichem Lichtbildausweis, Smartphone und voller Vorfreude.
Die erfahrene Beamtin Regina Salem nahm die Daten auf, erklärte kurz und prägnant die Umstände und händigte nach einem Abgleich des Handycodes auch in wenigen Minuten das gewünschte Formular zur endgültigen Anmeldung der ID Austria im Internet aus.
Walter Hillerer, Chef der Sofortmaßnahmen Wien, erklärt stolz: „Die ID Austria ist ein unverzichtbarer Bestandteil der digitalen Identität. Wir freuen uns, Kunden dieses Service rasch und unbürokratisch anbieten zu können.“
Nach wenigen Minuten war der Amtsweg geschafft, und die „Krone“ durfte zu Hause die digitale Allzweckwaffe lösen.
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