Der deutsche Professor und Osteuropa-Publizist Karl Schlögel klagte bei seiner Ehrung: „Es gibt viele Russlandversteher, aber wenige, die Russland verstehen.“ Österreich hat so einen Kenner: den langjährigen Spitzendiplomaten Martin Sajdik in Moskau und Kiew. Er sagt: „Putin glaubt, derzeit nicht verhandeln zu können, weil das seine eigene Verfassungsänderung verletzen würde.“ Er hatte sie sozusagen voreilig verabschieden lassen.
Das kam so: Der Kremlchef hatte mit großem Pomp die vier östlichen Provinzen der Ukraine an Russland angegliedert, ohne sie noch vollständig erobert zu haben. Russische Landkarten zeigen die ganzen Provinzen. Putin ahnt zu Recht, dass ein Waffenstillstand, also ein Einfrieren des derzeitigen Frontverlaufs, oft dauerhaften Charakter bekommt.
Die verwaltungstechnische Eingliederung der Provinzen hat eine Übergangsfrist bis 1.1.26, endet also ziemlich bald. „Dann wird Putin in den Spiegel schauen und sich fragen müssen: Was habe ich erreicht?“, sagt der Diplomaten-Veteran. „Die Sommeroffensive war ein Flop.“
„Beide Seiten haben ihre Taktik geändert“, ergänzt Sajdik. So solle durch Zerstörungen im jeweiligen Hinterland bei der Bevölkerung die Stimmung für ein Ende des Krieges angeheizt werden. In Russland hinge das vom Mittelstand ab, der aber sehr von den Putin-Jahren profitiert hat. Jetzt würden aber kriegsnotwendig die Steuerschrauben kräftig angezogen.
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