Salzburger Festspiele

„Maria Stuarda“ in der Maschinerie der Macht

Kritik
02.08.2025 15:24

Ulrich Rasche inszenierte im Großen Festspielhaus Gaetano Donizettis Königinnen-Drama „Maria Stuarda“ mit Lisette Oropesa & Kate Lindsey. Am Pult der Wiener Philharmoniker reüssierte Antonello Manacorda.

kmm

Eine fatale Liebesgeschichte, bestimmt von Eifersucht, Hass zweier Königinnen und ihrer Angst um den Mann, der mit beiden ein Verhältnis hat: Die meisten Regisseure verstehen so Gaetano Donizettis1834 entstandene„Maria Stuarda“. Nicht so der deutsche Regisseur und Bühnenbildner Ulrich Rasche, der „Maria Stuarda“ nun im Großen Festspielhaus inszenierte.

Elisabetta trifft auf Maria Stuarda – Kate Lindsey und Lisette Oropesa (re.).
Elisabetta trifft auf Maria Stuarda – Kate Lindsey und Lisette Oropesa (re.).(Bild: APA/BARBARA GINDL)
Am Ende ist der Kopf ab: Lisette Oropesa als Maria Stuarda.
Am Ende ist der Kopf ab: Lisette Oropesa als Maria Stuarda.(Bild: © SF/Monika Rittershaus)
Die Bühnenmaschinerie von Ulrich Rasche.
Die Bühnenmaschinerie von Ulrich Rasche.(Bild: © SF/Monika Rittershaus)

Er vertieft die Geschichte. Ihn faszinieren an der Tragedia lirica der „elementare Machtkampf“, die Angst der Königinnen vor dem politischen Netzwerk der Gegnerin, Existenzbedrohung, ja der Kampf ums nackte Überleben. Elisabeth I. von England und die schottische Maria Stuart, die beiden mächtigen Frauen, sind – wie Rasche sagt – zugleich ohnmächtige, abhängige, getriebene Opfer, ausgeliefert den Mechanismen der patriarchalen Macht. Von einer „welthistorischen Antithese“ sprach Stefan Zweig. Ein überzeugender moderner Ansatz – auch wenn nicht immer alles aufgeht!

Rasche baut für dieses Schlachtfeld erbarmungsloser Politik ein brutales, schwarz-weißes Bühnenbild: Im schwarzen Raum, unter einem riesigen Mondgebilde, rotieren zwei gewaltige Drehscheiben, auf denen er Sänger, Staatsopernchor, Tänzer ständig in choreografischer Bewegung (Paul Blackman) hält, die mit der Musik korrespondiert. Als Sinnbild der Macht-Maschinerie, in die alle eingespannt sind, auch des Getriebenwerdens. Als ob die größte Gefahr im Innehalten liege.

Antonello Manacorda am Pult der hervorragend disponierten Wiener Philharmoniker zelebriert den geschmeidigen Donizetti-Klang mit den weitgespannten lyrischen Bögen und eleganten Kantilenen temperamentvoll. Wobei die ständige Bewegung auf der Bühne auch auf das Musizieren abfärbt.

Umjubelter Star des Abends ist Lisette Oropesa als Maria mit wunderbar klarem, geschmeidigem Sopran. Strahlend ihre Höhe. Großartig ihre Auseinandersetzung mit Elisabetta, die Wutausbrüche „Figlia impura“ und „vil bastarda“. Da knistert die Szene vor Spannung. Und Kate Lindsey ist in Gesang – auch im tiefen Stimmregister –, in Spiel und Intensität des Ausdrucks eine ebenbürtige Gegnerin.

Bekhzod Davronov ist ein verlässlicher, nicht immer edel und verliebt klingender Roberto Graf von Leicester, Aleksei Kulagin ein verlässlicher Talbot. Solide: Thomas Lehman als Lord Cecil und Nino Gotoshia als Marias Vertraute Anna. Das Publikum feierte das „Stuarda“-Team begeistert.

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