Mit Thierry Malandains belanglos kitschiger „Marie Antoinette“ hat das Staatsballett die nächste fragwürdige Choreografie einstudiert. Der Abend gehört dem Volskopernorchester, das unter Christoph Altstaedt begeistert.
Der fünfzehnjährige Dauphin und vierzehnjährige Maria Antonia von Österreich heiraten in Versailles. So beginnt ein Harmlosabend, den niemand braucht. Verantwortet von Alessandra Ferri. Sie leitet seit Saisonbeginn das Staatsballett. Bisher ohne Fortune. Geschmäcklerisch, künstlerisch anspruchslos und ästhetisch rückwärtsgewandt sind ihre ersten Produktionen ausgefallen. Mit so einem Repertoire macht ein Staatsballett keinen Staat, sondern wird eher zur Tanztruppe für Touristenbespaßung degradiert.
Auch mit „Marie Antoinette“ wurde ein an Banalität kaum überbietbarer Langweiler von 2019 eingekauft. „Thierry Malandain bringt Marie Antoinette zurück an die Donau“ heißt es großspurig im Programmheft, das noch großspuriger Malandain als „Humanist des Tanzes“ und „Erneuer der Klassik“ adoriert.
Zu sehen bekommt man anderes: blutleerer, postmoderner Pseudo-Ausdruckstanz, der sich rund um Schnipsel aus dem Leben Marie Antoinettes tändelnd dreht und kringelt. Ohne Idee, ohne Witz, im besten Fall mit fadem Charme oder dekorativ, wenn die Heldin mit Fächern umtanzt wird.
Die Ensembles wirken wie überambitionierte Opernballeröffnungen. Schäfchenpuppen mit Riesenschnauzen werden hereingetragen, wenn es ins Hameau der Königin geht. Die muss man sich immer wieder aus dem Gewusel suchen. Denn sehr hübsch, aber doch bescheiden in der Präsenz wird sie von Elena Bottaro getanzt. Passend begleitet vom ebenso zurückhaltenden Gemahl (Andrés Garcia Torres). Rebecca Horner (Maria Theresia) und Mila Schmidt (Madame du Barry) stechen dagegen haushoch aus dem Ensemble.
Zum peinlichen Schmafu-Appendix gerinnt die Revolution, mit ein bisschen Stimmgewirr vom Band und der sausenden Guillotine samt Blackout in letzter Sekunde.
Die große freudige Überraschung ist dann das Volksopernorchester mit Haydn unter dem souveränen Christoph Altstaedt. So fein, farbig und klangschön haben die Musiker ihr Potenzial schon viel zu lange nicht mehr ausgespielt. Das wiederum zeigt, wie dringend der vakante Musikdirektor nachbesetzt gehört.
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