Auch dieses Jahr versammeln sich im Juni wieder im Zuge des Pride Months Menschen auf der ganzen Welt unter dem Symbol des Regenbogens. Sie wollen damit ein Zeichen setzen: ein Zeichen für die Vielfalt und gegen die Ausgrenzung derer, die hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität als anders wahrgenommen werden. Wir möchten im zweiten Teil unserer Reihe dazu auf eine weitere häufig vorkommende Aussage zu diesem Thema eingehen.
„Die sind eh schon gleichberechtigt, heutzutage braucht man dieses ganze Tamtam doch nicht mehr!“
Ja, es stimmt: Es hat sich bereits einiges zum Positiven geändert, zumindest in gewissen Regionen unserer Welt. In Westeuropa, Nordamerika und Australien wurde – nicht zuletzt eben durch die Pride-Bewegung und deren unermüdlichen Einsatz – mittlerweile eine gesetzliche Gleichstellung erreicht. Diese schlägt sich in Gesetzen zur Ehegleichstellung, Antidiskriminierung und in weiteren Schutzregelungen nieder. Doch diese formale Gleichberechtigung spiegelt nicht unbedingt die gelebte Realität wider. Immer noch gehören dumme, herabwürdigende Bemerkungen für sehr viele Menschen, die sich der queeren Community zugehörig fühlen und das auch nach außen tragen, zu ihrem Alltag. Und leider hört es da oft nicht auf. So werden in vielen Teilen der Welt Menschen, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, offen ausgegrenzt, sind Opfer von Belästigungen, werden teilweise verfolgt und sind im schlimmsten Fall sogar mit dem Leben bedroht.
Antidiskriminierung: EU-Richtlinien verbieten seit den 2000er-Jahren Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. Dies gilt insbesondere im Bereich Arbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung.
Ehe und Partnerschaft: In vielen Ländern der EU (zum Beispiel Deutschland, Schweden, Belgien, Spanien) ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal. Andere bieten zumindest eingetragene Partnerschaften mit ähnlichen Rechten an.
Adoption und Familienrecht: Hier variiert die rechtliche Anerkennung erheblich, allerdings korrelieren umfassende Adoptionsrechte häufig mit einer vollständigen Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen und eingetragenen Partnerschaften.
In den letzten Jahrzehnten gab es also bedeutende rechtliche Fortschritte. Doch die regionalen Unterschiede sind nicht nur innerhalb der EU, sondern etwa auch in den USA erheblich. Länder wie Dänemark, Schweden oder Malta nehmen eine Vorreiter-Rolle ein, während andere wie Polen, Ungarn oder Rumänien nur einen eingeschränkten rechtlichen Schutz für LGBTQ⁺-Personen bieten. Dort besteht durch die politische Situation ein Klima der teilweise offenen Diskriminierung gegenüber queeren Menschen.
Noch prekärer ist die Lage in Ländern wie etwa Russland. Hier wurde die „internationale LGBT-Bewegung“ 2023 vom Obersten Gericht Russlands wegen „Extremismus“ verboten und 2024 gar zur Terrororganisation erklärt. Dadurch sind Verhaftungen, Bußgelder und Verurteilungen möglich, wenn man zum Beispiel Fotos mit Regenbogenflaggen oder von sich küssenden Frauen in sozialen Netzwerken teilt.
Auch in den USA zeichnet sich eine bedenkliche Entwicklung ab. Der amtierende Präsident Trump machte mit der Aussage von sich hören, dass die Politik der Vereinigten Staaten künftig davon ausgehe, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Im Zuge dessen unterzeichnete er auch bereits mehrere Dekrete, welche die Rechte von Transmenschen einschränken. Das hat freilich Auswirkungen auf das öffentliche Klima gegenüber der queeren Community. So sprechen LGBTQ-Organisationen mittlerweile von einer zunehmenden „Hasskultur“, die sich auch in Hassverbrechen niederschlägt. Und noch schlimmer ist es in Staaten wie dem Iran, Saudi-Arabien oder Nigeria, wo Homosexualität per Gesetz mit der Todesstrafe geahndet werden kann.
2022 gab es 373 Hass-Verbrechen unter dem Motiv der sexuellen Orientierung.
2023 wurden 5668 vorurteilsmotivierten Straftaten in Österreich verzeichnet.
Die aktuellsten Zahlen, die von 2022 auf 2023 erhoben wurden, zeigen, dass die Fälle um 20 % gestiegen sind.
Im März 2025 wurde ein homophobes Netzwerk aufgedeckt: 18 Personen sollen Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung ausgeraubt und gequält haben. Auch ein Mordversuch steht im Raum.
Es gibt somit leider immer noch genug Gründe dafür – nicht nur, aber verstärkt im Pride-Monat – auf die Missstände aufmerksam zu machen, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene Verbesserungen für die Lebenssituation dieser Personengruppen zu erwirken.
Die Feierlichkeiten im Pride-Monat stehen also für den Einsatz für eine inklusive Gesellschaft, in der jeder Mensch – ungeachtet seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität – respektiert wird. Ziel ist es, nicht nur in einzelnen Regionen der Welt auf politischer und gesellschaftlicher Ebene vollständige Gleichberechtigung zu erreichen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Hass und Hetze durch gewisse Kreise zunehmen, während Errungenschaften für queere Menschen teilweise wieder zurückgenommen werden, ist dieser spezielle Monat umso wichtiger.
Gibt es noch weitere Sätze zu dieser Thematik, die Ihrer Meinung nach häufig fallen? Schreiben Sie diese gern unten in den Kommentarbereich, damit wir sie für den nächsten Teil dieser Reihe genauer beleuchten können.
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