Nach dem Rekordjahr mit bisher 26 Coups allein in Österreich ist Kriminalisten jetzt ein massiver Schlag gegen die Holland-Mafia gelungen. Internationale Ermittlungen führten zu mindestens einem Dutzend Festnahmen.
Sie nehmen keine Rücksicht auf Menschenleben, jagen mit selbst zusammengemischten „Bomben“ aus Schwarzpulver von Silvester-Raketen neben Geldautomaten gleich auch die ganze Bank- oder Postfiliale in die Luft.
Jede Woche zwei Explosionen
Die neue Bankomat-Mafia – großteils junge Niederländer mit marokkanischen Wurzeln – zieht heuer eine Spur der Verwüstung durch Österreich. In dem bisherigen Rekordjahr mit 26 Coups (siehe auch Grafik unten) in Österreich entstand bereits Millionenschaden. Jede Woche zerreißen im Schnitt zwei Explosionen die Stille der Morgendämmerung.
Der Modus Operandi der Bande ist immer gleich. Zumeist zwischen drei und vier Uhr Früh schlagen die jungen Männer in den 20ern zu. Dabei gehen sie ohne Rücksicht auf Verluste sowohl an den Tatorten selbst als auch bei der rasenden Flucht in zuvor gestohlenen PS-starken Autos vor. Höhepunkt waren ein Schuss in den Hintern für einen Niederländer in Wien und eine irrwitzige Verfolgungsjagd samt schwerem Unfall über die oberösterreichische Grenze nach Bayern.
Vor allem Wien als Ziel
Die kriminelle Welle zwang die Banken notgedrungen zu Gegenmaßnahmen. Einige Geldautomaten der Post wurden bereits vorsorglich außer Betrieb genommen, BAWAG-Foyers zwischen 22 und 5 Uhr Früh geschlossen. Bisher blieben nur die beiden Bundesländer Kärnten und Vorarlberg von den niederländischen Sprengmeistern verschont. Besonders Wien gilt als Brennpunkt.
Die ausgezeichnete Kooperation mit den niederländischen Sicherheitsbehörden ist für die SOKO Bankomat von entscheidender Bedeutung. Dieses wichtige Thema stand im Fokus der Gespräche mit dem niederländischen Innenminister.
Innenminister Gerhard Karner
Doch jetzt erzielte die SOKO Bankomat von Bundes- und Landeskriminalamt offenbar einen durchschlagenden Erfolg: Mehr als zehn Festnahmen durch koordinierte Operationen auch in den Niederlanden und bei uns! Nähere Details sollen heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz von den Ermittlern mit der Staatsanwaltschaft Wien bekannt gegeben werden.
Utrecht als Hochburg der Bankomat-Banden
Knapp 1100 Straßenkilometer trennen die niederländische Metropole und die Bundeshauptstadt Wien – für die Kriminellen dürften sich Reisestrapazen aber durchaus gelohnt haben, wie die Zahlen zeigen.
Sie nahmen jedoch nicht nur die Alpenrepublik ins Visier, sondern schlugen auch – praktisch gleich ums Eck – in Deutschland massiv zu. Seit dem Jahr 2022 trieb die Bankomat-Mafia ihr Unwesen, in dem „Rekordjahr“ wurden bei unseren Nachbarn nicht weniger als 442 Geldautomaten in die Luft gejagt, 2023 waren es immer noch 367 – jeden Tag ein Coup! Mittlerweile sollen weit mehr als 1000 Bankomat-Sprengungen auf das Konto der Holland-Marrokaner gehen.
Warum gerade Utrecht zu ihrer Hochburg erkoren wurde, ist Gegenstand der Ermittlungen. Möglicherweise aufgrund der geografischen Lage: Die Stadt im Herzen der Niederlande gilt als wichtiger Knotenpunkt für den Bahn- und Straßenverkehr. Von hier aus schwärmten die Kriminellen in Kleingruppen in die Nachbarländer und darüber hinaus aus.
Dank international vernetzter Polizeiarbeit gelang es bereits im Frühjahr des Vorjahres 16 Personen aus dem Dunstkreis der Bankomat-Mafia auszuforschen und vor Gericht zu stellen. Sie sollen in 90 Geldautomaten nicht weniger als sieben Millionen Euro erbeutet haben. Jetzt ist den Ermittler möglicherweise der entscheidende Schlag gelungen, um die „Utrecht-Connection“ unschädlich zu machen.
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