Kärnten, Friaul (Italien), Slowenien, Kroatien – zehn Millionen Menschen leben in der Alpe-Adria-Region, eine Million Unternehmen sind hier aktiv. Doch die Wirtschaft hat schwer zu kämpfen. Das NAAN-Netzwerk will sich in Brüssel Gehör verschaffen.
Vier Länder, vier Sprachen, aber eine gemeinsame Stimme – die Stimme des New-Alpe-Adria-Network (NAAN). 2007 gegründet, war NAAN von Anfang an eine Plattform, um gemeinsame, regionale Anliegen in Brüssel zu vertreten – insbesondere in Fragen von EU-Förderungen und wirtschaftlicher Entwicklung. Ziel war es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region – also zwischen Kammern aus Österreich, Italien, Slowenien und aus Kroatien – zu stärken und grenzüberschreitende Projekte zu fördern.
Bei einer hochkarätig besetzten Konferenz des New Alpe Adria Network of Chambers (NAAN) betonten die Mitgliedsregionen in Brüssel ihr Motto „One voice for Alpe-Adria“ (auf Deutsch: eine Stimme für die Alpe-Adria-Region). Organisiert von der Kärntner Wirtschaftskammer unter Präsident Jürgen Mandl gab es auch ein klares, politischen Signal:
Konkret fordern die Kammern spürbare Entlastung für kleine und mittlere Unternehmen, die sich mit bürokratischen EU-Vorgaben wie ESG-Berichten oder Lieferkettengesetz zunehmend schwertun. „Gleichzeitig braucht es Investitionen in zentrale Verkehrsachsen. Aktuell verbindet nur der Brennerpass in Tirol den Norden mit dem Süden“, kritisiert Mandl und sprach gleichzeitig die Thematik rund um den Plöckenpass an, der ja seit einem Felssturz lange gar nicht, mittlerweile aber zumindest einseitig befahrbar ist.
Die Region Alpe-Adria soll künftig außerdem als eigene EU-Makroregion anerkannt werden – wodurch EU-Fördermittel leichter in Anspruch genommen werden können. Kroatien betonte die Chance, über regionale Zusammenarbeit Ressourcen effizienter zu nutzen.
Aus Österreich sind die Kammern von Kärnten und seit 2025 auch die Steiermark vertreten. Italien ist durch Friaul-Julisch Venetien mit den Kammern aus Udine, Triest, Pordenone und Gorizia sowie durch Südtirol (Bolzano) Teil des Netzwerks. Aus Slowenien beteiligen sich regionale Strukturen der nationalen Wirtschaftskammer, unter anderem aus Ljubljana und Maribor. Kroatien ist seit Herbst 2024 durch die nationale Handwerkskammer (HOK) sowie durch die Kammer in Pula Mitglied.
Die Häfen als Herzstück Europas
Ein weiteres Thema, das in Brüssel laut wurde, betrifft die Rolle der Adria-Häfen – von Koper über Triest bis Rijeka und Venedig. Für NAAN sind die Häfen kritische Versorgungs- und Wirtschaftslinien für ganz Mitteleuropa. Auch auf der Schiene ist die Lage ernst: Die gleichzeitigen Baustellen am Brenner, fehlende Alternativrouten und Koordination bremsen den grenzüberschreitenden Güter- und Personenverkehr aus. Dabei liegt die Region geografisch im Herzen Europas. „Ohne den Brennerkorridor in Tirol sind wir wirtschaftlich tot“, betonte der Vertreter aus Südtirol. Sicherlich kann sich das Netzwerk auch deshalb vorstellen, dass Tirol nach der Steiermark als drittes österreichisches Bundesland ins Netzwerk aufgenommen wird.
„Gute Nachbarschaft nicht selbstverständlich“
Sichtbarkeit und Mitsprache sei für die Vertreter der unterschiedlichen Kammern essenziell. Die Alpe-Adria-Region produziert, exportiert, bildet aus – Projekte wie das Talentcenter in der Steiermark, grenzüberschreitende Lehrlingsaustausche oder Innovationszentren in Kärnten zeigen, was möglich ist, wenn Regionen zusammenarbeiten. „Gute Nachbarschaft darf man nicht als selbstverständlich sehen – man muss dafür arbeiten“, erinnert Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der steirischen Wirtschaftskammer.
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