„Armut macht krank“

Frauen leben länger, nicht gesünder als Männer

Wissenschaft
20.05.2025 15:51

Frauen haben in Österreich eine höhere Lebenserwartung als Männer. Trotzdem ist die Anzahl der Lebensjahre, in denen sie gesund sind, bei Männern und Frauen gleich. Ein Grund dafür: Frauen sind eher von Altersarmut betroffen – und die macht krank.

„Armut macht krank und Krankheit macht arm“, erklärte Vera Gallistl-Kassing, Soziologin an der Universität Wien bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Davon sind in Österreich besonders viele ältere Frauen betroffen. „Wenn man alt ist und wenig Geld hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man unter größeren gesundheitlichen Einschränkungen leidet“, sagte die Expertin.

Gesundheitsprobleme sind „riesiger Kostenfaktor“
„Gleichzeitig ist es ein riesiger Kostenfaktor, wenn man viele gesundheitliche Einschränkungen hat oder pflegebedürftig ist“, so Gallistl-Kassing weiter. Die österreichische Altersstudie habe etwa gezeigt, dass die Hälfte der Menschen in hohem Alter fünf oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen.

Finanzielle Belastungen durch Krankheit, die Menschen in Altersarmut ganz besonders treffen, reichen dementsprechend von Kosten für Mittel wie Cremes oder Medikamente, die nicht von der Krankenkasse gedeckt sind, bis hin zu Hörgeräten.

Die Durchschnittspension von Frauen liegt unter der Armutsgefährungsschwelle.
Die Durchschnittspension von Frauen liegt unter der Armutsgefährungsschwelle.(Bild: Alexander Raths)

Frauen bekommen weniger Pension
Frauen verdienen bei gleicher Arbeit schon weniger Geld. In Bezug auf die Pensionen sei der sogenannte Gender-Pay-Gap mit ungefähr 40 Prozent aber noch deutlich höher als bei den Erwerbstätigen, meinte Gallistl-Kassing. Die Durchschnittspensionen von Frauen lagen vergangenes Jahr mit rund 1400 Euro ungefähr 250 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle.

Forschung muss nachholen
Bei Frauen gebe es beim Thema Gesundheit einen besonderen Nachholbedarf, da die Forschung primär von Männern und für männliche Körper entwickelt wurde, erklärte Alexandra Kautzky-Willer, Professorin für Gendermedizin an der MedUni Wien. Dabei unterscheiden sich Männer und Frauen in Symptomen, Krankheitsverläufen und dem Ansprechen auf Therapien.

Ein prominentes Beispiel dafür, wie Gendermedizin ganz konkret Leben retten kann, sei der Herzinfarkt: Frauen haben oft andere Symptome als Männer. Deswegen werden diese später erkannt, die Reaktion dauert länger und die Sterblichkeit ist höher. „Aber es gibt auch umgekehrt das Beispiel, dass Männer mehr Suizide begehen, während bei Frauen viel öfter eine Depression diagnostiziert wird“, sagte Kautzky-Willer.

Ministerin will tätig werden
Nicht nur die Forschung zu diesem Thema soll gesellschaftlich präsenter werden: In den kommenden Jahren wolle man gemeinsam mit der zuständigen Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) maßgebliche Schritte setzen, „um Männer und Frauen im Gesundheitssystem gleichberechtigt zu sehen, zu unterstützen und Lebenschancen gleichermaßen zu verlängern“, sagte Wissenschafts- und Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ), die den „Science Talk“ zum Thema „Wie Gendern auch Leben retten kann. Über die Bedeutung von Geschlechtergerechtigkeit in Medizin, Forschung und Gesellschaft“ eröffnete.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt