Auswirkungen groß

Fernseher im Kinderzimmer sollte tabu sein

Oberösterreich
20.09.2024 09:00

Einer der größten Wünsche aller Kinder ist wohl: ein eigener Fernseher! Und das am besten im Kinderzimmer, mit allen Programmen, Streamingdiensten und einer Spielekonsole. In Oberösterreich sind es vergleichsweise wenige TV-Geräte im Kinderzimmer, und Experten erklären, warum das gut ist.

Ein Kinderbett, ein Kleiderkasten, ein Schreibtisch, eine Spielzeugkiste – und ein Fernseher?

„Immer verfügbar“
Einer Umfrage der Gebrauchtwarenplattform „willhaben“ zufolge sind Bildschirme mit TV-Empfang oder angeschlossener Spielekonsole in vielen Kinderzimmern Österreichs zu finden. In Vorarlberg und Oberösterreich stehen hingegen eher selten Flimmerkisten in Jugendräumen.

Und das ist auch gut so, wie Rainer Schmidbauer, der Leiter des Instituts für Suchtprävention, bestätigt: „Wenn der Fernseher im Kinderzimmer steht und jederzeit verfügbar ist, ist auch das Risiko größer, dass in zu hoher Dosis konsumiert wird. So muss das Gerät nicht mit anderen geteilt werden, und auch die Verlockung ist deutlich höher!“, warnt der Experte. Auch die Kontrolle über die Konsumdauer und die Inhalte, welche sich der Nachwuchs anschaut, gehe dadurch großteils verloren.

Jugendliche mit Eigenverantwortung
„Grundsätzlich sollte der Medienkonsum vor der Pubertät möglichst eingeschränkt werden. Zumindest bis zum Jugendalter, dann ist es wichtig, Eigenverantwortung zu lernen“, ergänzt die Alkovener Psychologin Sonja Huemer. Zumeist gehe der Medienkonsum auf Kosten anderer Aktivitäten und könnte sogar die soziale Entwicklung und Kontakte beeinträchtigen, sind sich die Experten einig.

Unterschätzte Auswirkungen der Reizüberflutung
Dazu geht besonders für jüngere Kinder noch eine andere Gefahr von dem „schwarzen Spiegel“ aus: „Die schnellen Bildabfolgen, auch in Kinderserien, können von jungen Kindern nicht verarbeitet werden und führen oftmals zu Reizüberflutung. Diese kann wiederum Konzentrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und sogar Aggressionen erzeugen“, so die Psychologin weiter. 

Den Nachwuchs vor dem TV-Gerät zu parken, ist also keine gute Idee. Doch das sei leichter gesagt als getan – besonders für Alleinerziehende sei dies eine einfache Möglichkeit, um sich eine Auszeit zu schaffen. Das sei kein Drama, solange es in Maßen geschieht!

Kommentar
Die Versuchung ist riesengroß

Einmal die ganze Nacht vor dem Fernseher aufzubleiben, war ein Kindheitstraum von mir. Die wenigen Male, als ich dazu Gelegenheit hatte, habe ich den Familien-TV doch lieber ausgeschaltet, weil ohnehin nichts „G´scheites“ mehr war oder die Lust fehlte, eine spannende VHS-Kassette oder DVD zu suchen und einzulegen.

(Bild: Markus Wenzel / Krone Kreativ)

Heutzutage stellen Streaming-Portale den gewünschten Film oder die nächste Folge auf Knopfdruck bereit und liefern obendrein unzählige ähnliche Vorschläge. Wenn dann auch noch der TV am Fuß des Kinderbettes steht, muss die Verlockung unwiderstehlich sein.

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