Schubertiade

Ein bunter Konzertreigen in Schwarzenberg

Vorarlberg
22.06.2024 18:25

Die Schubertiade Schwarzenberg hatte in den vergangenen Tagen viel zu bieten, insbesondere der Klavierabend mit Paul Lewis begeisterte. Beim Liederabend von Christiane Karg hätte man sich allerdings aufgrund der aus der Zeit gefallenen Texte ein wenig mehr Subtext gewünscht.

„Frauenlieder“ hätte sie für ihr Rezital am Mittwochabend im Angelika-Kauffmann-Saal ausgewählt, erklärte Christiane Karg in einer Vorrede ihrem Publikum. Lieder von Schubert, vor allem aber von Robert Schumann, nämlich dessen Gesänge nach Gedichten von Maria Stuart und sein Zyklus „Frauenliebe und -leben“ standen am Programm, das Gerold Huber am Flügel wunderbar begleitete. Der letztgenannte Zyklus ist musikalisch reich an Schönheit und Gefühlstiefe, jedoch muss der Text von Adelbert von Chamisso jede moderne Frau provozieren. Darf „frau“ heute also diese Lieder nicht mehr singen? Doch, sie darf, aber bitte mit einer gewissen Ironie.

Christiane Karg ließ ein wenig die Ironie vermissen. (Bild: (c) Schubertiade GmbH)
Christiane Karg ließ ein wenig die Ironie vermissen.

Genau diesen Schritt geht Christiane Karg nicht. Sie gestaltet zwar sehr differenziert, aber sie bringt damit nur den Ausdruck des musikalischen Moments zum Tragen, nicht aber den Subtext. Ebensolches erlebt man bei Schuberts Gretchen-Liedern aus Goethes „Faust“. Vor allem im Teil vor der Pause, bei Schumanns „Löwenbraut“ und seiner „Frauenliebe“, vermisst man zudem die großen Ausbrüche, wie überhaupt die Stimme der Sopranistin in den zarten Valeurs bleibt. Vor allem bei Schumann wäre jedoch mehr Klangfülle wünschenswert.

Im zweiten Teil blüht die Stimme von Frau Karg mehr auf und zeigt bei Schuberts „Minona“ eine reichere Farbpalette. Mit Schuberts „Ave Maria“ als Zugabe eroberte Christiane Karg endgültig ihr Publikum, auch die Skeptiker.

Ein aufmerksames Miteinander
Dass das Schwarzenberger Publikum dem Unkonventionellen längst nicht mehr abgeneigt ist, bewies es, als es am Donnerstag den Klavierabend von Leif Owe Andsnes und Bertrand Chamayou bejubelte. Beide Pianisten kennt dieses Publikum von Solorezitalen, aber auch von Kammermusikabenden und als Liedbegleiter. Sie sind zwar kein festes Duo, aber prädestiniert für ein aufmerksames Miteinander – häufig sind Klavierduos ja Geschwister oder Ehepaare.

Leif Owe Andsnes und Bertrand Chamayou begeisterten. (Bild: (c) Schubertiade GmbH)
Leif Owe Andsnes und Bertrand Chamayou begeisterten.

Einen Paarlauf stellte auch ihr Programm dar, das Schubert mit dem mittlerweile 98-jährigen Komponisten György Kurtág verband. Überzeugend die Gegenüberstellung der „himmlischen Längen“ in den Werken Schuberts und der frappanten Kürze bei Kurtág. Und überraschend, wie viel Gemeinsames entdeckt werden konnte, etwa das jeweilige Abrupte.

Eine ungeheure Leistung
Schubert pur präsentierte hingegen Paul Lewis am Freitagabend. Die drei letzten Klaviersonaten Schuberts, zwei Monate vor seinem frühen Tod vollendet, stellen in ihrer Fülle und Ausdruckstiefe ein Vermächtnis an die Menschheit dar. Diese drei Ikonen in einem einzigen Konzert auswendig zu spielen, ist eine ungeheure Leistung. Sie noch dazu mit der musikalischen und emotionalen Intensität zu interpretieren, wie es der bescheidene Engländer tat, wurde zu Recht mit frenetischen Standing Ovations bedankt.

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