Von wegen Ruhe!

Cobenzl: Partylärm-Aufruhr kurz nach Neuübernahme

Wien
24.05.2024 19:00

Aufruhr schon kurz nach der Neuübernahme: Freiluft-Events am Schloss Cobenzl in Wien sind zu laut. Dem Betreiber ist das Problem bewusst – wie auch anderen Gastronomen in der Stadt. Auf der anderen Seite stehen die lärmgeplagten Anrainer.

Seit März hat das Schloss Cobenzl einen neuen Pächter – die DoN Gruppe. Während es Probleme mit dem Vorgänger gab (kostenintensive Renovierung mit Beteiligung der Stadt als Verpächter, ein überraschender Rückzug) ist mit dem neuen Betreiber Ruhe eingekehrt. Aber nur kurzfristig: Nach nur zwei Monaten gibt es wieder Aufruhr. Diesmal kommt er von Anrainern – diese beklagen Lärmstörung. Grund sind die vielen (Freiluft-)Veranstaltungen.

Zu Christi Himmelfahrt vor zwei Wochen dürfte es besonders schlimm gewesen sein. „Bis nach 22 Uhr wurde laute Partymusik im Freien gespielt“, erzählt Martin J. Als er bei der Polizei anrief, gab man ihm die Auskunft, dass es bereits mehrere Beschwerden von Anrainern eingegangen wären. „Ich frage mich auch, ob die Wildtiere in der Umgebung dadurch nicht gestört werden“, so J. 

Daten & Fakten

20 Millionen Euro flossen in den Umbau der Cobenzllokale. Den Großteil hatte der glücklose Pächter gestemmt. Nach dessen Abgang musste die Stadt 13,5 Millionen bezahlen – samt 6,5 Millionen an Zuschüssen.

Veranstalter gibt Probleme zu
Die Stadt will dazu nicht Stellung nehmen, der Veranstalter dazu: „Zu dem von einem externen Veranstalter durchgeführten Event sind einige Beschwerden telefonisch eingegangen, sodass uns als Vermieter die Thematik bewusst ist“, sagt ein Sprecher der DoN Gruppe. Man werde sich bemühen, beim nächsten Mal die Party zeitiger ins Innere zu verlagern, eine Genehmigung gebe es aber bis 22 Uhr, heißt es vom Betreiber.

Auch die Sonntagsruhe ist für die Anrainer mit der Veranstaltungsreihe „Kein Sonntag ohne Techno“ Geschichte.

Seit der Neuübernahme finden am Schloss Cobenzl jede Woche Freiluft-Events statt. (Bild: Jöchl Martin)
Seit der Neuübernahme finden am Schloss Cobenzl jede Woche Freiluft-Events statt.

So gehen andere Gastronomen mit Beschwerden um
Dabei gibt es im Sommer eine Vielzahl an Freiluft-Events in der Stadt. Wie machen das die anderen Betreiber? „Es gibt immer einen Nachbarn, der sich aufregt“, sagt Gastronom Heinz Pollischansky, der nächsten Samstag das „Palais Freiluft“ im Garten des Palais Auersperg aufsperrt. Mit der Lage im Stadtinneren hat er es noch schwerer.

Schon vorab gab es Beschwerden, unter anderem wegen einer Sandkiste, die Pollischansky für kleine Gäste aufstellen will. Wie geht der erfahrene Gastronom damit um? „Ich halte mich an die Regeln und pflege ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn.“

Zitat Icon

Ich habe bereits Anrainerbeschwerden bekommen, bevor ich noch aufgesperrt habe. Es braucht ein gutes Miteinander.

(Bild: Jöchl Martin)

Gastronom Heinz Pollischansky

Das müssen Veranstalter beachten
Die Gastronomie hatte es in den vergangenen Jahren alles andere als leicht. Lockdown und nun die Teuerungen samt hohen Energiekosten. Das hinterlässt seine Spuren in der Branche. Laut einer aktuellen Standortanalyse von KSV1870 und RegioPlan sind Standorte in peripheren Lagen und im Umkreis der Großstädte öfters insolvent. Quintessenz: Die Überlebenschance ist dort besser, wo viel los ist. Damit sind aber Konflikte mit Anrainern quasi vorprogrammiert. 

Was muss ein Gastronomiebetrieb also beachten? Gewerbetreibende benötigen eine Betriebsanlagengenehmigung für den Standort. Das Thema Lärm spielt dabei vor allem im städtischen, dicht besiedelten Gebiet eine Rolle. Dieser kann durch Geräte, aber auch durch Gäste verursacht werden. 

„Zugezogene haben geringeren Schutz“
„Es müssen bauliche oder organisatorische Maßnahmen zum Schutz der Nachbarn getroffen werden. Die Frage ist auch immer, ob Gäste vor dem Lokal noch der Betriebsanlage zuzurechnen sind. Außerdem: Später zugezogene Nachbarn haben grundsätzlich ein geringeres Schutzlevel“, so ein Sprecher der Wirtschaftskammer Wien auf „Krone“-Anfrage.

Oft ist die Frage: Sind Gäste vor einem Lokal auch wirklich diesem zuzuordnen? (Bild: Groh Klemens)
Oft ist die Frage: Sind Gäste vor einem Lokal auch wirklich diesem zuzuordnen?

Gerade Bars mit längeren Öffnungszeiten verzichten daher in innerstädtischen Gebieten oft auf Außenbereiche mit Tischen und Sesseln. Wegen Anrainerbeschwerden stand vor einigen Jahren auch ein bekanntes Innenstadtlokal vor dem Aus. Mittels App konnten lange Warteschlangen vor der Tür schlussendlich eingedämmt werden – nach vorherigen Einbußen in hohem sechsstelligen Bereich.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Wien Wetter



Kostenlose Spiele