Neue Vorwürfe

Justiz unter Beschuss: „Das stinkt zum Himmel!“

Politik
11.03.2024 15:42

Von einem neuen, unglaublichen Zufall rund um den wegen Befangenheit in der Kritik stehenden Richter Michael Radasztics schreibt Andreas Unterberger in seinem aktuellen Blog: Demnach bezeichnete das Disziplinargericht, das Radasztics verurteilt hatte, eine Aussage von Peter Pilz als „unglaubwürdig“. Dieser hatte den Richter und früheren Staatsanwalt entlastet. Genau am Tag der Urteils-Veröffentlichung war das Delikt der falschen Zeugenaussage verjährt!

In seinem „Tagebuch“ beleuchtet der ehemalige Chefredakteur („Presse“, „Wiener Zeitung“) die Vorgänge rund um eine Disziplinarstrafe gegen den Kurz-Richter, der damals noch Staatsanwalt war, neu. Er kommt zum Schluss, dass dieser Richter „den größten Schauprozess des Jahres“ nicht hätte leiten dürfen. Die Tatsache, dass die Radasztics-Verurteilung mit dem Verdacht gegen Pilz genau am 26. Februar 2024 bekannt gegeben wurde, sei nicht nur seltsam, weil sie drei Tage nach dem Urteil von Sebastian Kurz veröffentlicht wurde.

Das Delikt der falschen Zeugenaussage sei an diesem Tag auch zum ersten Mal verjährt gewesen. Fünf Jahre lang hätte gegen Pilz wegen seiner Aussage Anzeige erstattet werden können. „Das stinkt zum Himmel!“, schreibt Unterberger.

Spätestens jetzt wäre, so der Blogger, eine eingehende Untersuchung wie auch ein hochrangiger Rücktritt im Justizsystem fällig. „Und erstmals seit Langem wäre jetzt auch ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss gerechtfertigt, in dem ein paar Akteure dieses Justizsystems unter Wahrheitspflicht aussagen müssten“, so Unterberger.

Pilnacek wegen selbem Delikt suspendiert
Immerhin sei es bei der Kritik an Radasztics um die Weitergabe von Informationen aus Akten gegangen. Also um jenes Delikt, das auch dem früheren Sektionschef Christian Pilnacek vorgeworfen wurde. Dieser hatte eine Journalistin rechtswidrig über ein Aktendetail informiert. „Pilnacek wurde suspendiert und durch jahrelanges Aufrechterhalten der Suspendierung in den Tod getrieben“, so Unterberger wörtlich.

Er holt mit seinen Vorwürfen an Radasztics dann noch viel weiter aus: Es seien nicht nur die Verfahren gegen Kurz und Grasser, in denen Radasztics dem Ansehen der unabhängigen Justiz schwer schade. Radasztics sei auch schon früher in - de facto politischen - Verfahren aktiv gewesen, die ganz zufällig immer gegen bürgerliche Exponenten gegangen seien - von Alfons Mensdorff-Pouilly bis zu Julius Meinl.

„Schleppendes“ Madoff-Verfahren
So soll der Kurz-Richter, als er noch Staatsanwalt war, auch die Ermittlungen rund um den Betrugsfall Bernard Madoff nur „schleppend“ geleitet haben. Der 2008 aufgeflogene Fall eines Investmentfonds nach einem Ponzi-Schema war mit einem Schaden von mehr als 50 Milliarden Euro und 4800 Geschädigten global der größte jemals bekannt gewordene Betrug. In Österreich waren Zertifikate im Wert von rund zwei Milliarden über die Bank Medici und die damals noch knallrote Bank Austria vertrieben worden. Während die amerikanischen Verfahren rund um Madoff zügig und streng vorangetrieben worden sind, stellten Radasztics und ein weiterer Staatsanwalt damals die Ermittlungen gegen die roten Banker ein.

Zu all den Vorwürfen schweigt die Justizministerin eisern. Interviewanfragen lehnte sie bisher konsequent ab. Stehsatz: Es sei wichtig, die Justiz „unabhängig arbeiten“ zu lassen.

 Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele