Vatertags-Interview

Lauda: “Männer in Karenz? Versteh die Welt nicht mehr”

Österreich
09.06.2012 15:59
Vatertag? Den verbringt Niki Lauda (63) beim Grand Prix von Montreal und im Flugsimulator. Der dreifache Formel-1-Weltmeister und fünffache Vater spricht im "Krone"-Interview mit Conny Bischofberger über Türmchenbauen, Aufklärungsunterricht im Striptease-Lokal und ein sechstes Kind.

Er liebt die Effizienz: Deshalb hat Niki Lauda das alle sechs Monate fällige Training im Flugsimulator und seine RTL-Fernsehauftritte beim Grand Prix von Montreal zusammengelegt. "Zwei Sachen auf einen Schlag erledigen, das gefällt mir", lacht Lauda. Er sitzt gerade in seinem Hotelzimmer in Kanada, als wir am Freitag spätabends telefonieren.

Er weiß nicht einmal, dass diesen Sonntag Vatertag ist. "Ich war nie einer, der sich übers Kinderwagerl gebeugt hat und 'deddel-deddel' gemacht hat." Der dreifache Formel-1-Weltmeister kann auch der Väterkarenz und dem Windelwechseln nichts abgewinnen. Noch mehr Unkonventionelles erzählt er im großen Interview.

"Krone": Herr Lauda, gratuliert Ihnen wer zum Vatertag?
Niki Lauda: Keiner. Ich bin gegen Vatertag. Nur weil es einen Muttertag gibt, der für mich wesentlich mehr Bedeutung hat, muss man noch lange keinen Vatertag zelebrieren. Aber das verstehen offenbar manche unter Gleichberechtigung. Zum Beispiel die Frauenministerin, die uns weismachen will, dass echte Männer in Karenz gehen. Da versteh' ich die Welt nicht mehr.

"Krone": Sie machen sich schon wieder unbeliebt. Was ist gegen Väterkarenz zu sagen?
Lauda: Wenn Mütter Karriere machen, dann finde ich das toll. Und es gibt natürlich Frauen, die das perfekt hinkriegen. Aber irgendwann geht sich das Ganze nimmer aus, und dann sollen die Männer ihre Arbeitsplätze gefährden? Logischerweise kann das nie zu einer Gleichberechtigung führen.

"Krone": Niki Lauda ging nicht in Karenz, Niki Lauda fuhr Autorennen.
Lauda: Das ist richtig. Beim Windelwechseln und Milchflaschlkochen war ich definitiv nicht dabei. Ich hätte nicht drei Mal Weltmeister werden und zwei Söhne haben können, wenn ich in Karenz gegangen wäre. Die Hauptverantwortung für meine ersten beiden Kinder hat die Marlene getragen. Ich muss ehrlich sagen: Gott sei Dank.

"Krone": Was ist anders, wenn man mit 60 noch einmal Vater wird?
Lauda: Ich bin jetzt in der glücklichen Lage, dass ich mir wesentlich mehr Zeit nehmen kann. Die Zwillinge sind der größte Spaß meines Lebens.

"Krone": Ist das nicht ungerecht den großen Kindern gegenüber?
Lauda: Nein, denn Lukas und Mathias sind absolut unbeeinträchtigt vom Lauda-Problem herangewachsen. Das sind in meinen Augen zwei ganz normale, mit beiden Beinen auf dem Boden stehende Supertypen. Dass ich als Vater praktisch nie anwesend war, hat ihnen offenbar keinerlei Schaden zugefügt.

"Krone": Stimmt es, dass Sie Lukas im Bordell aufgeklärt haben?
Lauda: Das war ein Striptease-Lokal. Aber gelernt hat er da nichts, weil er eh schon alles aus der Schule wusste.

"Krone": Und gute Manieren brachten Sie Ihren Söhnen im Fünf-Sterne-Hotel bei?
Lauda: Ich bin mit ihnen ins "Imperial" frühstücken gegangen. "Passt auf", hab ich ihnen gesagt: "Hier frühstücken die Könige." Fragen meine Buben: "Wo sind sie?" Na ja, jedenfalls habe ich ihnen erklärt, wie sie das Silberbesteck halten, dass man nicht mit den Semmeln herumbröselt und so weiter. Seither wissen sie, wie's geht, wenn's drauf an kommt. Die Zwillinge sitzen schon auf ganz normalen Sesseln mit Kissen drauf und essen ganz allein mit dem Löffel ihre Suppe.

"Krone": Sie sind ja für Max und Mia wieder in die Katholische Kirche eingetreten. Beten Sie auch mit ihnen?
Lauda: Nein, gebetet wird nicht. Aber ich lese ihnen Geschichten vor. Wir bauen stundenlang Legotürmchen. Ich habe sehr viel Geduld, das muss ich mir wirklich zugutehalten. Am liebsten gehen wir in den Garten raus und schaukeln. Antauchen rechts und links, und das eine halbe Stunde lang, das schlaucht ganz schön.

"Krone": Sie sind nicht als Mann großer Gefühle bekannt. Können Sie Vatergefühle beschreiben?
Lauda: Vatergefühle sind die Hetz, wenn ich die Zwillinge vom Kindergarten abhole. Kaum hocken sie hinten bei mir im Auto, sagen sie unisono: "Papa, bitte schneeeell fahren!" (lacht) Dann steige ich natürlich schon sehr aufs Gas, und dann lachen die Kinder, bis wir zu Hause sind.

"Krone": Ist Niki Lauda auch manchmal streng?
Lauda: Die Birgit ist die Strenge. Ich bin der Ruhige. Dieser Gegensatz funktioniert sehr gut. Vor allem, wenn der Max, wenn wir irgendetwas von ihm wollen, einfach "No" sagt. Die Birgit wird dann laut, während ich ein ganz anderes Prinzip habe. Ich zähle ganz ruhig bis drei, dann ist das Problem erledigt.

"Krone": Stimmt es, dass noch ein Geschwisterchen für Max und Mia geplant ist?
Lauda: Die Frage kommt alle Monate wieder. Das ist bei Frauen einfach so. Wenn Sie mich fragen, dann wäre es unlogisch. Denn Birgit und ich können mit diesen beiden tollen Kindern alle Entwicklungen in zwei Geschlechtsformen beobachten und erleben. Warum müssen wir das jetzt verdreifachen? Für mich ist es so perfekt. Aber Frauen entscheiden das ja auch mit, und zwar nicht immer logisch.

"Krone": Das heißt, noch ein Kind ist nicht ausgeschlossen?
Lauda: Ja, das heißt es wohl.

"Krone": Dieter Bohlen hat gerade ein Verfahren gegen die Mutter seines vierten Kindes verloren: Er wollte das Schulgeld auf Mallorca nicht zahlen. Können Sie das nachvollziehen?
Lauda: Nein. Mich machen diese Kämpfe zwischen Frauen und Männern vor Gericht narrisch. Wenn Trennungen stattfinden, werden Menschen bösartig, und das ist traurig. Wenn ich mit Birgit irgendwelche Auseinandersetzungen habe, dann sage ich oft: "Wir haben auch eine Verantwortung unseren Kindern gegenüber, und deshalb sollten wir über diesen Blödsinn überhaupt nicht mehr weiterreden." Punkt.

"Krone": Wie sollen Ihre Zwillinge aufwachsen?
Lauda: Unbehelligt von Paparazzi, zwischen Wien und Ibiza. Ich bin ein derart normaler Mensch, ich hasse Wichtigtuerei - und deshalb hoffe ich, dass meinen Kindern das erspart bleibt, dass sie von irgendwelchen Fotografen, die über den Gartenzaun klettern, abgeschossen werden.

"Krone": Was würde Niki Lauda sagen, wenn ihm ein Kind irgendwann eröffnet, dass es schwul ist?
Lauda: Von mir aus können alle meine Kinder Schwule und Lesben werden. Ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich würde es sogar unterstützen. Meine Kinder dürfen alles werden.

"Krone": Auch Rennfahrer?
Lauda: Das ist das Einzige, wo ich aufpasse. Da muss man schauen, wie groß das Talent und wie hoch das Risiko ist. Da würde ich sicher viel mitreden.

"Krone": Herr Lauda, Sie haben noch ein fünftes Kind, das nicht in der Öffentlichkeit steht ...
Lauda: Darüber möchte ich aus genau diesem Grund nicht sprechen. Das ist privat, und das war immer so gewollt von uns.

"Krone": Wenn Sie Bilanz ziehen, wie erfolgreich waren und sind Sie als Vater?
Lauda: Ich gebe mein Bestes. Aber wenn ich meine zwei Söhne anschaue, dann ist mir schon mal was gelungen. Sie nehmen weder Drogen noch haben sie sich von mir abgewendet. Im Gegenteil: Ich bin ein Kumpel für sie, und unser Kontakt hat sich über die Jahre sogar intensiviert.

"Krone": Apropos Kumpel: Wie sehr wurden Sie in Ihrer Vaterrolle von Ihrem eigenen Vater geprägt?
Lauda: Ich wurde vom Kampf mit meinem Großvater geprägt. Er war Präsident der Industriellenvereinigung und ein Despot. Anstatt Industrieller wurde ich bekanntlich Rennfahrer. All diese Konflikte habe ich versucht, bei meinen Kindern zu vermeiden. Sie sollen sich meiner Meinung nach ohne viel Einflussnahme der Eltern in Ruhe selbst entwickeln.

"Krone": Herr Lauda, wie schwer ist es Ihnen jcht. Die AUA-Führung macht jetzt das einzig Logische: Kosten reduzieren, damit sie wieder profitabel fliegen kann. Verbockt haben das die Vorstände, die natürlich stark von der Politik beeinflusst waren.

"Krone": Tut es weh, wenn die AUA die Marke Lauda jetzt aufgibt?
Lauda: Überhaupt nicht. Ich verstehe gar nicht, warum sie die Marke Lauda noch so lange behalten haben. Auch bei Fly Niki wird das langfristig so sein. Das ist logisch und normal, wenn man sich aus einem Unternehmen zurückzieht.

"Krone": Stört Sie der Gedanke, dass am Himmel kein Flugzeug mehr mit Ihrem Namen fliegt, gar nicht?
Lauda: Nein. Das ist so und es ist keine Überraschung. Ich habe zwei Flugunternehmen aufgebaut und mich getrennt zu einem Zeitpunkt, den ich selbst bestimmt habe. Ich werde in den nächsten 14 Tagen auch entscheiden, ob ich noch gewerblich weiterfliegen soll. Der Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr fliege, rückt immer näher.

Steckbrief
Geboren am 22. Februar 1949. Dreifacher Formel-1-Weltmeister, Airline-Gründer, Formel-1-Kommentator. Aus seiner Ehe mit Marlene hat der fünffache Vater zwei Söhne: Mathias (30) fährt für Mercedes in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft, Lukas (32) leitet die Firma "Lauda Sport Management". Die beiden Brüder leben, so wie ihre Mutter, in Barcelona. Lukas hat seinen Vater im September 2010 mit dem kleinen Lian zum Opa gemacht. Seit August 2008 ist Niki Lauda mit der ehemaligen Stewardess Birgit verheiratet, sie studiert Kunstgeschichte. Die Zwillinge Max und Mia sind jetzt zweieinhalb Jahre alt. Um sie taufen zu lassen, trat Lauda wieder in die Katholische Kirche ein. Aus einer früheren Verbindung gibt es noch einen Sohn namens Christoph.

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