Engel von Auschwitz

Nach mutiger Kärntnerin heißt eine Gasse in Graz

Kärnten
01.02.2024 21:22

Der Streit wurde beigelegt: Am Donnerstag wurde die bisherige Ottokar Kernstock-Gasse in Graz nach Maria Stromberger benannt. Die Kärntnerin mag viele kein Begriff sein, doch sie war enorm mutig und rettete zahllosen Häftlingen in Auschwitz das Leben.

„Ich will sehen, wie es wirklich ist, und vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun.“ Die gebürtige Metnitzerin Maria Stromberger (1898-1957) wurde als Krankenschwester im KZ Auschwitz zur Lebensretterin vieler Häftlinge.

Maria Stromberger, 1898 beim damaligen „Ledererwirt“ in Metnitz geboren, kann sich erst spät in Bregenz ihren Traum erfüllen: Sie wird Krankenschwester. In Königshütte pflegt sie ehemalige, an Typhus erkrankte Häftlinge und SS-Männer, die im Fieber ihre Erlebnisse hinausschreien.

Stromberger lässt sich 1942 nach Auschwitz ins SS-Krankenrevier versetzen, zweigt für Häftlinge Speisen und Medikamente ab, schmuggelt Briefe aus dem Lager und ins Lager, wird zur Botin einer Widerstandsgruppe.

Nach Kriegsende wird ihr vorgeworfen, Häftlinge getötet zu haben. Im Internierungslager schreibt sie: „Ich fühle mich so leer und ausgeschöpft und ohne Freude. Meinen Reichtum an Liebe habe ich in Auschwitz verströmt, meinen Zweck habe ich erfüllt.“ 

Ehemalige Häftlinge setzen sich für ihren Engel ein, im Herbst 1946 kommt Stromberger durch einen Gnadenakt frei. Sie sagt gegen Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß aus. 

Die polnische Regierung bescheinigt ihr „heldenhafte Tätigkeit“. Sie erhält den israelischen Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“. Stromberger zieht nach Pörtschach, später nach Bregenz. Am 18. Mai 1957 werden der herzkranken Frau zehn Zähne gezogen. Sie stirbt.

In Bregenz wurde vor Jahren eine Straße nach Maria Stromberger benannt, im Kärntner Kloster Wernberg eine Gedenktafel enthüllt.

Die Gasse in Graz wurde nun nach Maria Stromberger benannt, da sie  von 1914 bis 1935 in Graz lebte und arbeitete,  unter anderem als Chefköchin im Gasthof Zotter am Karmeliterplatz, das ihre Schwester mit ihrem Mann betrieb.  Die Umbenennung der zuvor dem nicht nur wegen seines „Hakenkreuzliedes“ umstrittenen Dichters Ottokar Kernstock gewidmeten Gasse war jahrzehntelang ein Diskussionspunkt in Graz gewesen. Im November des Vorjahres war gegen die Stimmen von ÖVP, KFG und FPÖ diese neue Namensgebung beschlossen worden.

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