Kein Weihnachtsfrieden

Russland erobert ukrainische Geisterstadt Marjinka

Ukraine-Krieg
25.12.2023 18:43

Nach monatelangen Kämpfen hat Russlands Armee eigenen Angaben zufolge den völlig zerstörten Ort Marjinka im ostukrainischen Gebiet Donezk besetzt. Marjinka sei unter russischer Kontrolle, so Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin. Zuvor hatte Russland die Ukraine in der Weihnachtsnacht mit Drohnen und Raketen angegriffen. 28 von 31 Drohnen seien abgeschossen worden, meldete die Flugabwehr in Kiew.

Ein Videoausschnitt des Treffens Schoigus mit Putin wurde vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht. Unabhängig überprüft werden konnte diese Information nicht. Aus Kiew gab es zunächst keine offizielle Reaktion. Bisher hat der ukrainische Generalstab nur über anhaltende Kämpfe berichtet.

Die Einnahme des knapp 30 Kilometer südwestlich der Gebietshauptstadt Donezk gelegenen Marjinka ermögliche Russlands Armee ein weiteres Vordringen in der Region, sagte Putin. Nun wird mit weiteren Vorstößen nach Westen gerechnet. Der Kremlchef, der den brutalen Angriffskrieg gegen das Nachbarland vor knapp zwei Jahren selbst angeordnet hatte, traf Schoigu am Rande eines Besuchs bei der Nordmeerflotte in Sankt Petersburg. In Marjinka lebten früher rund 10.000 Menschen, inzwischen ist überwiegend von einer „Geisterstadt“ die Rede.

Die ukrainische Armee hatte die Stadt bereits im Jahr 2014 mit Festungsanlagen versehen. Damals hatten von Moskau kontrollierte prorussische Separatisten Donezk eingenommen. Schoigu sprach am Montag gegenüber Putin von „mächtigen Befestigungen“ und „unterirdischen Gängen“, die die Ukraine angelegt habe. Die Festung sei durch das „entschlossene Handeln unserer Soldaten“ erobert worden. Putin nannte die Einnahme einen „Erfolg“, durch den der ukrainische Beschuss auf Donezk vermindert werden könne. Schoigu sagte, das „Aktionsfeld“ der ukrainischen Artillerie werde dadurch bei Donezk „erheblich verringert“.

Russische Fortschritte im Osten
Die russische Armee hat zuletzt im Osten der Ukraine Fortschritte gemacht. Nach dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive machte sie dort Boden gut. Seit mehreren Monaten versuchen die Truppen zudem, die ostukrainische Stadt Awdijiwka zu umzingeln.

Zu den russischen Luftangriffen hieß es seitens der Flugabwehr, ein Kampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-34 sei bereits am Vortag im Gebiet Donezk, das andere vom Typ Su-30CM über dem Schwarzen Meer abgeschossen worden. Die Luftverteidigung meldete auch einen Abschuss von zwei Raketen sowie von zwei „feindlichen Kampfjets“. Zudem war von Schlägen gegen Stellungen des Feindes, darunter Waffen- und Munitionsdepots, die Rede.

Viele Drohnenangriffe in Odessa
Die meisten Drohnenangriffe in einem Zeitraum von mehr als sechs Stunden gab es nach ukrainischen Militärangaben erneut im Raum Odessa am Schwarzen Meer. Trümmer der abgeschossenen Drohnen verursachten demnach in Odessa Schäden an der Hafeninfrastruktur und in der Region an einem ungenutzten Verwaltungsgebäude sowie an Lagerräumen. Die Behörden meldeten zudem Zerstörungen im Raum Cherson und im Gebiet Dnipropetrowsk. Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht.

Selenskyj fordert auch zu Weihnachten vollen Einsatz
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor dazu aufgerufen, auch zu Weihnachten nicht nachzulassen bei der Landesverteidigung. In der Ukraine wurde erstmals offiziell am 25. Dezember Weihnachten gefeiert, der Feiertag war aber wegen des geltenden Kriegsrechts nicht arbeitsfrei. Viele Ukrainer feiern Weihnachten auch weiter am 7. Jänner wie in Russland nach dem Kalender der russisch-orthodoxen Kirche. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und führt seither einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

Die Ukraine erhält unterdessen von der Weltbank 1,22 Milliarden Euro, teilte das Finanzministerium in Kiew mit. „Die Mittel werden verwendet, um nicht sicherheits- und verteidigungsbezogene Ausgaben des ukrainischen Staatshaushalts zu kompensieren“, erklärte das Ministerium. Dazu gehörten etwa Sozialleistungen und Entgelte für Mitarbeiter staatlicher Dienste.

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