Als engagiertes Mitglied einer christlichen Randgruppe verging sich ein 33-Jähriger an sechs jungen Burschen. Seit er denken könne, habe der vierfache Familienvater seine Homosexualität verstecken müssen - in seiner Glaubensgemeinschaft sei das verpönt. Im Landesgericht Krems (NÖ) stellt er sich nun einer erschreckenden Missbrauchsanklage - auch Vergewaltigung wird vorgeworfen.
„Ich weiß schon seit ich jung bin, dass ich homosexuell bin, und ich konnte mit niemandem darüber reden“, begann der 33-jährige Anfang des Jahres seine Aussage bei der Polizei. Die Familie eines zwölfjährigen Buben erstattete Anzeige gegen den Mann. Er soll ihren Sohn sexuell missbraucht haben.
Kinder aus der Glaubensgemeinschaft missbraucht
Und das trat eine regelrechte Welle los: Immer mehr junge Burschen meldeten sich - auch sie seien von dem Angeklagten sexuell angegriffen und missbraucht worden. Alles Kinder von Familien aus der freikirchlichen Pfingstgemeinde - eine christliche Religionsgemeinschaft. In dieser war der 33-jährige Niederösterreicher sehr engagiert, leitete die Planung von diversen Veranstaltungen - die Eltern vertrauten ihm auch ihre Kinder an ...
Burschen zu „Männerabenden“ eingeladen
Während der gebürtige Rumäne auf die - vorwiegend - Burschen aufpasste, sie zu „Männerabenden“ einlud, mit ihnen einen Film schaute, sei seine Vorgehensweise immer dieselbe gewesen, so die Staatsanwältin im Landesgericht Krems. Er wartete, bis die Kinder und Jugendlichen tief schliefen, verging sich dann an ihnen. Die meisten Opfer können sich an die Handlungen erinnern, als wären sie ein böser Traum gewesen.
Die Opfer waren teilweise noch nicht einmal 14 Jahre alt. Die Eltern haben ihm ihre Kinder anvertraut.
Die Staatsanwältin
Die Anklage ist umfassend: sexueller Missbrauch Unmündiger, sexueller Missbrauch Wehrloser, Vergewaltigung und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses gegenüber insgesamt sechs Burschen und einem Mädchen - teilweise unter 14 Jahren.
Homosexualität jahrelang versteckt
„Mein Mandant ist eine Ausnahme, was Sexualstraftäter angeht“, denn der Niederösterreicher lieferte bereits bei der Polizei ein umfassendes Geständnis ab, so sein Verteidiger Rudolf Mayer. Er habe zugestanden, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt, ein No-Go in der christlichen Randgruppe, zu der er gehört. Deswegen habe der 33-Jährige früh geheiratet, eine Familie gegründet. Der Angeklagte hat selbst vier Kinder ...
Nur den Vorfall mit dem Mädchen streitet der Mann ab: „Ich habe kein Interesse an Frauen und an jungen Mädchen schon gar nicht.“ Den Opfern will Verteidiger Mayer die Einvernahme vor Gericht in Krems ersparen - sein Mandant bekenne sich auch vor dem Schöffensenat schuldig: „Er hat sein Leben verpfuscht.“
Nach den Plädoyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung ergeht zum Schutz der Opfer der Ausschluss der Öffentlichkeit. Am Nachmittag ergeht dann das Urteil: In den Fällen der sechs männlichen Opfern wird er schuldig gesprochen, vom Vorwurf betreffend dem Mädchen ergeht ein Freispruch. Der Schöffensenat verurteilt ihn zu nicht rechtskräftigen sieben Jahren Haft.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.