Pünktlich um 17 Uhr ist am Sonntag die Wien-Wahl zu Ende gegangen. Die erste Hochrechnung ließ stolze eineinhalb Stunden auf sich warten – und wich stark von der vorangegangenen Trendprognose ab. Die SPÖ kratzt schlussendlich an der 40-Prozent-Marke, eine Fortsetzung der Koalition mit den NEOS ist möglich und laut „Krone“-Analysen auch wahrscheinlich.
Die Trendprognose um 17 Uhr hatte für die SPÖ einen empfindlichen Verlust auf 37 Prozent gesehen. Stunden später waren es doch knapp 40 Prozent und ein moderates Minus von rund zwei Prozentpunkten.
Die Freiheitlichen landen bei mehr als 20 Prozent und verdreifachen sich beinahe. Die Grünen können ihr Rekordergebnis von 2020 nahezu halten und liegen klar auf Platz drei.
Ludwig hat alle Trümpfe in der Hand
Die SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig ist in der komfortablen Lage, unter drei möglichen Koalitionspartnern den besten wählen zu können. In Mandaten geht sich trotz der leichten Verluste eine Mehrheit mit Grünen, ÖVP und NEOS aus. Letztere haben in den vergangenen fünf Jahren mit den Genossen die Regierung gebildet, die wahrscheinlichste Variante ist, dass das so bleiben wird.
Bestes liberales Ergebnis in Wien
Beide Parteien sind zwischenmenschlich in gutem Einvernehmen. Die Stimmung passt, das leitende Personal versteht sich. Zumindest die NEOS haben klar die Fortführung der Koalition als Ziel ausgegeben. Sie haben mit knapp unter zehn Prozent das beste liberale Ergebnis in der Hauptstadt eingefahren.
Die Spitzenkandidaten am Wahltag:
FPÖ schaut trotz Triumph durch die Finger
Die FPÖ hat sich mit den Themen Migration und Sicherheit fast verdreifacht – eine starke Vorstellung und Platz zwei. Allerdings wird sie keine Ernte einfahren: Die SPÖ hat mehrfach eine Zusammenarbeit mit den Blauen ausgeschlossen – zu weit liegen die Positionen auseinander.
Grüne könnten trotz starkem Ergebnis in Opposition bleiben
Die Grünen haben ein lachendes und ein weinendes Auge. Platz drei, sie können ihr starkes Ergebnis von 2020 fast halten. Dennoch könnten sie wieder auf der Oppositionsbank landen.
ÖVP-Desaster: Absturz auf Platz fünf
Desaströs ist das Ergebnis der ÖVP. Die Stadt-Schwarzen haben sich halbiert, stürzen um mehr als zehn Prozentpunkte auf Platz fünf ab. Spitzenkandidat Karl Mahrer reagierte verhalten. Offen ist, ob er sich weiter an der Parteispitze halten kann. Er will zwar unbedingt mit den Genossen regieren, ist aber mit einer Anklage wegen Untreue konfrontiert. Das ist nicht die beste Ausgangssituation für eine rot-schwarze Zusammenarbeit. KPÖ und Team HC von Heinz-Christian Strache verfehlen den Einzug in den Gemeinderat.
Kurz zusammengefasst: Wien wird wie in den vergangenen Jahrzehnten einen roten Bürgermeister haben. Die offensichtlichste Variante ist die Verlängerung der Zusammenarbeit mit den NEOS, die das Bildungsressort innehatten. Ob die Liberalen dieses behalten, ist aber offen.
13-monatiger Wahl-Marathon nun zu Ende
Blickt man auf die letzten 13 Monate zurück, könnte man fast meinen, das Wählen sei in Österreich eine Art Volkssport. Gewählt wurde in der Arbeiter- und in der Wirtschaftskammer sowie erst in den Landeshauptstädten Salzburg und Innsbruck und dann auch noch auf europäischer und nationaler Ebene. In der Steiermark und in Vorarlberg wurde in diesem Zeitraum gleich auf Landes- und Gemeindeebene (ausgenommen Graz) gewählt. In Niederösterreich stimmte man „nur“ in den Gemeinden, im Burgenland lediglich auf Landesebene ab.
Rotes Wahl-Kalkül geht nur bedingt auf
Wie die „Krone“ enthüllte, war die Wien-Wahl mit dem Kalkül, als Bollwerk gegen die mögliche blau-schwarze Bundesregierung aufzutreten und so im linken Lager Sympathien sammeln zu können, vorverlegt worden. Obwohl aus Blau-Schwarz bekanntlich nichts wurde, will man die Entscheidung im Rathaus bislang nie bereut haben.
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