Die Ermäßigungskarte für das Kulturhauptstadtjahr 2024 erhitzt im Salzkammergut die Gemüter. Das Foto einer Goldhauben-Dame mit einem Kebab in der Hand ist für den Brauchtumsverein ein „No-Go“. Weil auch Sponsoren intervenierten, zogen die Kulturhauptstadt-Verantwortlichen schlussendlich doch die Reißleine.
Unappetitlich und abstoßend! Überhaupt nicht den Geschmack von Johannes Eberl vom Bad Ischler Heimatverein haben die Verantwortlichen der Kulturhauptstadt mit ihrer Erstversion der Kultur Card getroffen. Eine Goldhaubenfrau beißt dabei mit einem wenig glücklich aussehenden Gesichtsausdruck in einen Kebab.
Eberl ist froh, dass nach einer Welle der Empörung eine neue Ermäßigungskarte in Umlauf ist. Jetzt hält eine sommerlich gekleidete Frau ihren Kopf in einen Brunnen. Sehr zur Erleichterung von Martina Pühringer, Obfrau der oberösterreichischen Goldhauben. „Ich habe überhaupt nichts gegen Kebab oder Fast Food. Eine so fesche Frau unserer Gruppe so unvorteilhaft abzubilden, geht einfach nicht. Diese Art von Publicity brauchen wir nicht.“
Auch den Sponsoren schmeckte die Karte nicht
Sie habe versucht, die Hintergründe für die Fotoauswahl zu erfahren. „Keiner konnte mir erklären, was das Bild eigentlich genau ausdrücken soll. Mit meinem Kunstverständnis lässt sich die Karte nicht vereinbaren.“ Ganz vom Tisch ist das umstrittene Bild, gegen das übrigens Sponsoren und das Land heftig interveniert haben sollen, noch nicht. Die Goldhauben-Lady ziert weiter einen Folder der Kulturhauptstadt. Pühringer kann damit leben: „Den Folder schleppt man nicht dauernd herum, die Karte schon.“
Auf Fragen der „Krone“ zum Goldhauben-Foto ging die Presseabteilung des Kulturhauptstadtjahres nicht ein. Stattdessen heißt es: „Die Kultur Card trägt das Motiv, das am 29. September präsentiert wurde. Dieses ist ein Motiv unserer neuen Kampagne von der Fotografin Sophie Köchert. Dazu sind Postkarten und Plakate geplant. Auch die Kulturkarte wird ein Motiv daraus enthalten.“
Das Land ist weder in die Erstellung noch in den Freigabeprozess eingebunden gewesen.
Landeshauptmann Thomas Stelzer, ÖVP
LH Thomas Stelzer (VP) war in seiner Funktion als Kulturreferent des Landes weder in die Erstellung noch in den Freigabeprozess eingebunden. Er sagt: „Über Geschmack lässt sich immer streiten. Gleichzeitig ist gerade bei Kulturprojekten die künstlerische und gestalterische Freiheit anzuerkennen.“
Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteur Mario Zeko zum Thema:
Die Ruhe vor dem Sturm
Nach heftigen Protesten hat es im zweiten Anlauf geklappt. Die Kultur Card für günstigere Eintritte bei Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahrs 2024 ist gedruckt und neu bebildert. Eine Goldhaubendame mit einem Kebab in der Hand hat nach heftigen Protesten dem Foto einer Frau in orangem Sommerkleid, die ihren Kopf in einen Brunnen hält, weichen müssen. Dadurch beruhigten sich im Salzkammergut die Gemüter.
Es könnte die Ruhe vor dem Sturm sein. Viele Kultureinrichtungen kündigen für 2024 Preisanstiege an. Selbst mit der Kultur Card drohen an der Kassa böse Überraschungen.
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