Gingen auf die Straße

Armenier zeigen Solidarität mit Bergkarabach

Ausland
30.09.2023 18:03

Zehn Tage nach dem aserbaidschanischen Sieg in Bergkarabach sind fast alle Armenierinnen und Armenier aus der Region geflohen. 100.417 Flüchtlinge seien registriert worden, sagte eine Regierungssprecherin am Samstag (siehe Video oben). In Armenien dürften die Betroffenen auf die Unterstützung der Bevölkerung zählen können: Zahlreiche Menschen gingen in Jerewan für Bergkarbach auf die Straße.

Laut einem früheren Behördenvertreter der selbst ernannten Region Bergkarbach waren am Samstag die letzten Flüchtlinge Richtung Armenien unterwegs. Höchstens „ein paar hundert“ Menschen seien noch in der Region, darunter Beamtinnen, Beamte, Mitarbeitende von Rettungsdiensten und Freiwillige. Die armenische Regierung warf der aserbaidschanischen „ethnische Säuberung“ vor.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium kündigte wiederum „Vergeltungsmaßnahmen“ an, nachdem ein aserbaidschanischer Soldat an der Grenze von einem Heckenschützen erschossen worden sei. Armeniens Regierung wies den Vorwurf am Samstag zurück. Die Darstellung, wonach armenische Streitkräfte das Feuer auf aserbaidschanische Stellungen eröffnet hätten, sei falsch.

Am Samstag gingen in Armeniens Hauptstadt zahlreiche Menschen auf die Straße, um ihre Unterstützung mit der Region Bergkarabach zu zeigen. (Bild: AP/Photolure)
Am Samstag gingen in Armeniens Hauptstadt zahlreiche Menschen auf die Straße, um ihre Unterstützung mit der Region Bergkarabach zu zeigen.
(Bild: AP/Photolure)

Vereinte Nationen kündigten Hilfe an
Die Vereinten Nationen haben für das Wochenende die erste UNO-Mission seit mehr als 30 Jahren für Bergkarabach angekündigt, in erster Linie humanitäre Hilfe. Armeniens Regierung bat zudem die Europäische Union um Hilfe bei dem Zustrom Geflüchteter. Um Medizinbedarf und Notunterkünfte sei gebeten worden, teilte das Büro der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni am Samstag mit.

Flüchtlinge aus Bergkarabach (Bild: AFP)
Flüchtlinge aus Bergkarabach
(Bild: AP)

Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag wurde aufgefordert, sicherzustellen, dass die verbliebenen ethnischen Armenierinnen und Armenier nicht aus der Region vertrieben werden oder bereits geflohene wieder zurückkehren können. Vor dem aserbaidschanischen Sieg lebten ungefähr 120.000 Armenierinnen und Armenier in Bergkarabach. Die Region gehört völkerrechtlich bereits länger zu Aserbaidschan, hatte sich aber 1991 nach einem international nicht anerkannten Referendum für unabhängig erklärt.

Ende des Konflikts?
Aserbaidschans Heer hatte am 19. September eine großangelegte Offensive in der Region gestartet. Nur einen Tag später erklärten die pro-armenischen Truppen ihre Kapitulation. Am Donnerstag wurde die Auflösung der selbst ernannten Republik zum 1. Jänner 2024 verkündet. Der Schritt markiert vorerst das Ende eines der längsten und scheinbar unlösbarsten Konflikte der Welt.

Aserbaidschan und Armenien stritten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region und führten deshalb zwei Kriege, zuletzt 2020. Damals hatte Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang.

Jetzt hat Aserbaidschans Regierung den Konflikt wohl für sich entschieden, Armeniens langjähriger Verbündeter Russland hatte die aserbaidschanischen Truppen gewähren lassen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele