Gemeisam im Grätzl

„Müll und Lärm sind die Hauptkritikpunkte“

Vorarlberg
03.10.2023 06:30

Im Bahnhofsquartier Feldkirch scheint nach turbulenten Monaten endlich Ruhe einzukehren. Zu einem Teil dürfte das der Verdienst von Carmen Degasper sein. Ihr großes Anliegen ist es, die Menschen zusammenzubringen.

Carmen Degasper sitzt in der Bahnhofstraße 25 in einem kleinen Vereinslokal zwischen dem Café Hochhaus und einem Imbiss gleich um die Ecke des neuen Bahnhofs in Feldkirch und wartet auf „Kundschaft“. Hier hat die 33-Jährige ihren Platz für Sprechstunden vor Ort gefunden. Für heute haben sich eine Mitarbeiterin der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Vogewosi und ein Mitarbeiter der Stadt angekündigt.

Kurz nach Beginn der Sprechstunde spaziert aber auch ein Anwohner in das gemütliche Vereinslokal und möchte ein paar Anliegen mit der ausgebildeten Sozialarbeiterin besprechen. Degasper scheint für diesen Job wie geschaffen. Ruhig und freundlich hört sie den Menschen zu, zeigt Verständnis, bleibt aber auch klar und strahlt Kompetenz aus. „Ich will keine falschen Hoffnungen wecken. Davon hat niemand etwas.“

„Ich will die Leute zusammenbringen“
Die Gemeinwesenarbeit im Bahnhofsquartier baut die junge Frau mit der Unterstützung der städtischen Abteilung für Sozialfragen seit Ende 2022 ganz alleine auf und hat dabei auch schon einiges erreicht. Zumindest kennen sie bereits zahlreiche Bewohner und Geschäftsleute aus den Häusern rund um den Bahnhof und wissen, dass sie mit Problemen und Anliegen zu ihr kommen können. „Ich sehe mich allerdings nicht als die, die immer eine Lösung für alles hat. Vielmehr will ich unterstützen, die Leute zusammenbringen, sodass sie Konflikte selbst lösen oder ihre Anliegen gemeinsam umsetzen können“, sagt Degasper.

Nach den zahlreichen Turbulenzen und Aufregungen rund um die neue Bahnhofsstadt - unter anderem kritisierte die SPÖ Feldkirch das Vorhaben und die Umsetzung mehrmals massiv - beschreibt die „Gemeinwesenarbeiterin“ die Atmosphäre als „insgesamt eher ruhig“. Natürlich gebe es immer wieder Themen, die vor allem den Unmut der Hausbewohner erregen, „aber nichts, was es nicht anderswo auch gibt“, so das Resümee der 33-Jährigen.

Das größte Problem ist eigentlich der Müll. Zumindest war die falsche Mülltrennung und illegale Müllentsorgung in den vergangenen Monaten das größte Aufregerthema in den Wohngebäuden im Bahnhofsviertel. Immer wieder beschwerten sich Bewohner im Gespräch mit Carmen Degasper darüber, wie es an den Müllsammelstellen in ihren Wohnhäusern aussieht.

Die Sozialarbeiterin ging schließlich von Tür zu Tür und befragte die Mieter und Wohnungseigentümer, die sie antraf, zu ihrer Sicht der Dinge. „Mir war nicht klar: Liegt es daran, dass die Menschen nicht wissen, wie man richtig Müll trennt, oder hat das Problem andere Ursachen?“

Das Ergebnis des „Klinkenputzens“ war schließlich ein Mülltrenn-Workshop mit dem ASZ Feldkirch und ein runder Tisch der Hausverwalter, den Degasper organisierte. „Schließlich sitzen ja alle in einem Boot. Die Diskussion verlief sehr gut. Man kennt sich nun untereinander und hat beschlossen, sich jedes Jahr einmal zusammenzusetzen und auszutauschen.“ Als erste Maßnahmen wurden zudem einige Müllbereiche abgetrennt, sodass Ortsfremde ihren Abfall dort nicht illegal loswerden können.

Lärm und Verständnis für die anderen
„Meine Runde von Tür zu Tür war aber auch eine gute Gelegenheit, überhaupt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und mich und meine Arbeit vorzustellen. Schließlich beruht ein Großteil meines Jobs auf Beziehungsarbeit“, ist die junge Frau überzeugt. Diese ist auch nötig, wenn es um den Sicherheitsaspekt in der Gegend geht. Stein des Anstoßes ist immer wieder das Caritas Café in der Wohlwendstraße. Der Treffpunkt für Menschen am Rande der Gesellschaft war manchen Stakeholdern bei der Neugestaltung des Bahnhofs zunächst ein Dorn im Auge, mittlerweile herrscht Konsens, dass das Café im Viertel bleiben soll.

„Meist geht es darum, dass sich Bewohner durch Lärm gestört fühlen, sich dann aber nicht trauen, die Mitarbeitenden des Caritas-Cafés anzusprechen.“ Sind die Caritas-Mitarbeiter vor Ort, ist das kein Problem, denn die Zusammenarbeit laufe sehr gut, sagt Degasper. Vor allem bei Ruhestörungen in der Nacht ermutigt sie Bewohner, die Polizei zu rufen. In den kommenden Monaten will die Sozialarbeiterin dennoch einen gemeinsamen Besuch von Bewohnern im Caritas Café organisieren. „Es ist einfacher, Verständnis zu haben, wenn man die Lage des anderen kennt. Man versteht dann manches leichter.“

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Es ist einfacher, Verständnis zu haben, wenn man die Lage des anderen kennt.

Carmen Degasper

Sich im Viertel bekannt zu machen, ist nach wie vor ein Arbeitsschwerpunkt Degaspers. Bei ihren Runden durch die Straßen rund um den Bahnhof trägt sie deshalb eine Weste mit dem Logo der Gemeinwesenarbeit. Außerdem wurden im ganzen Viertel Plakate aufgehängt und Flyer verschickt, die auf ihr Angebot hinweisen. „Dennoch ist es wichtig, dass mich die Bewohner persönlich kennenlernen, erst dann ist das Eis gebrochen.“ Um das zu erreichen, sucht Degasper Spielplätze und andere Orte auf, an denen sich die Menschen des Viertels aufhalten. Die 33-Jährige hat nämlich noch viel vor. Dafür möchte sie erfahren, was die Bewohner vor Ort wirklich brauchen.

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