Fabrikbetreiber:

Katzenvideos gefährden Munitionsproduktion

Web
28.03.2023 14:56

Ein norwegischer Munitionshersteller sieht sich in der Produktionsausweitung für die Ukraine durch die chinesische Social-Media-App TikTok behindert. Laut Nammo-Chef Morten Brandtzæg fehlt es wegen der Errichtung eines energiehungrigen TikTok-Datenzentrums an Strom. „Wir sind besorgt, weil unser zukünftiges Wachstum durch das Speichern von Katzenvideos infrage gestellt wird“, kritisierte der Chef des teilstaatlichen Rüstungswerks.

TikTok stemmt sich derzeit gegen Verbote in westlichen Ländern und versucht diese auch mit der Errichtung von Datenzentren außerhalb Chinas aufzuhalten. So werden Speicheranlagen in Irland und Norwegen gebaut, um dem europäischen Datenschutzrecht zu entsprechen. Datenschützer sehen darin aber eine Augenauswischerei, solange nicht auch technisch jeglicher Zugriff aus China ausgeschlossen werde.

Das norwegische TikTok-Datenzentrum entsteht in der Region Hamar, in der auch der Munitionshersteller Nammo seine Produktionsstätten hat. Wie Firmenchef Brandtzæg der „Financial Times“ sagte, ist der europäische Munitionsbedarf infolge des russischen Aggressionskriegs um das 15-fache gestiegen. Die europäischen Hersteller müssten zwei Milliarden Euro in die Schaffung neuer Produktionskapazitäten investieren, um den Bedarf der Ukraine zu befriedigen.

Stromkapazitäten erschöpft
Nammo kann dies aber nicht tun, weil kein weiterer Strom beschafft werden kann. Der regionale Stromversorger Elvia bestätigte der Zeitung, dass es keine freien Kapazitäten mehr gebe, nachdem man TikTok die verfügbaren nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ zugeteilt habe. Die Schaffung weiterer Kapazitäten brauche Zeit, hieß es.

Standortwahl kein Zufall?
Brandtzæg ließ die Möglichkeit zu, dass sich TikTok bei der Wahl seines Standorts nicht rein von wirtschaftlichen Überlegungen hatte leiten lassen. „Ich schließe nicht aus, dass es nicht reiner Zufall war, dass diese Aktivitäten in der Nähe eines Rüstungsunternehmens stattfinden“, sagte er der Zeitung. China gilt als enger Bündnispartner Russlands und gibt nicht diesem, sondern dem Westen die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das wachsende Problem des Stromhungers von datenintensiven Internetanwendungen. Wie die britische Tageszeitung „Guardian“ unter Berufung auf Schätzungen der EU-Kommission berichtet, werden Datenzentren im Jahr 2030 3,2 Prozent des gesamten Strombedarfs in der Union ausmachen, was einem Anstieg um 18,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018 entspreche.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele